Das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist in Deutschland im ersten Quartal
2012 um 0,5% zum Vorquartal gestiegen.
Die deutsche Wirtschaft ist damit an einer Rezession vorbei geschrammt.
Während
die grösste Volkswirtschaft Europas das Wachstum dem gut laufenden
Exportgeschäft verdankt, halten die Turbulenzen in der Euro-Zone an. Rund 40%
der deutschen Ausfuhren gehen in die Euro-Zone.
Wie
in der zweiten Abbildung zu sehen ist, schrumpft die Wirtschaftsleistung am
Rande der EU, wo die Staaten strikt einem rigorosen Sparkurs folgen. Die
Vorgabe aus Berlin lautet dennoch weiterhin „Sparen, Sparen, noch mehr Sparen“.
Deutschland
BIP I. Q. 2012, Graph: Reuters via FT Alphaville
Eurozone
BIP seit 2008, Graph: Reuters via FT Alphaville
Die
Wirtschaft schrumpft an der Peripherie der Eurozone, weil wegen der
drakonischen Sparmassnahmen die Steuereinnahmen sinken. Das hat mit Sparparadoxon (paradox of thrift) zu tun.
Wenn
die privaten Haushalte sparen und die Unternehmen nicht investieren, führt das
Ergebnis von Einzelentscheidungen auf makroökonomischer Ebene dazu, dass die
gesamte Volkswirtschaft gebremst wird. Wenn auch die öffentliche Hand die
Ausgaben kürzt, stehen alle am Schluss schlechter da als zuvor.
Warum
redet man aber von einem „Paradoxon“? Weil Sparen für eine Familie in
schlechten Zeiten gut sein kann. Wenn aber alle Haushalte gleichzeitig sparen,
indem sie auf Konsum verzichten, vermindern sie die Einnahmen von Unternehmen. Es
kommt zu Entlassungen.
Wenn
also die privaten Haushalte die Konsumausgaben kürzen und die private
Wirtschaft die Investitionsausgaben zurückfährt, kommt es am Schluss zu einem
Rückgang des realen BIP. Und wenn auch der Staat mitten in einer Rezession die
Ausgaben reduziert, stehen Verbraucher und Unternehmen am Ende schlechter da,
als wenn sie die Ausgaben nicht verringert hätten.
Warum
beharren aber Angela Merkel und Wolfgang Schäuble trotz der offensichtlichen
Beweise, dass die Austerität viel menschliches Leid auslöst, auf die Fortsetzung
der Sparmassnahmen in einer bereits angeschlagenen Wirtschaft? Ist es
Keynesphobia? Oder ist es das politische Umfeld, wo der Einfluss der
Wohlhabenden (der sog. Top 1%) auf
die Gestaltung der Politik (Kürzung von Sozialleistungen, Abbau von
Progressivität von Besteuerung, Rückgang der öffentlichen Leistungen im
Bildungswesen usw.) nach und nach zunimmt?
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