Die
Anhänger von Milton Friedman bzw. seines wirtschaftspolitischen Ansatzes hätten
es heute schwerer als im Jahr 1979, ihre Zielsetzung von small-government Libertarismus („schlanker Staat“) zu rechtfertigen
und zu befürworten, bemerkt Brad DeLong
in seinem Blog.
Die
Anhänger von Friedman hatten damals drei mächtige Tatsachenbehauptungen
darüber, wie die Welt funktioniert. Und die Behauptungen sahen wahr oder viellicht
wahr oder zumindest argumentativ wahr aus. Aber sie scheinen heute ziemlich
eindeutig falsch, hebt der an der University
of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.
Der
Fall „schlanker Staat-Libertarismus“ ruhte auf diesen Behauptungen und ist
inzwischen weitgehend zusammengebrochen, weil die Welt, wie es sich
herausstellte, damit nicht einverstanden ist, wie sie funktioniert, erklärt der
ehemalige Staatssektretär im amerikanischen Finanzministerium.
Die
erste Behauptung war, dass die makroökonomische Notlage vom Staat verursacht
wird, nicht vom instabilen Privatmarkt. Die Friedman Anhänger haben immer
dieselbe Behauptung in Bezug auf die öffentliche Hand aufgestellt: der Staat
habe die Grosse Depression verursacht.
Aber wenn man die Argumentation
hinterfragt, stellt es sich heraus, dass das, was sie wirklich gemeint hatten,
die Privatwirtschaft betrifft. Wenn auch immer die Instabilität der
Privatwirtschaft eine Depression zu verursachen drohte, könnte die öffentliche
Hand die Gefahr abwenden oder rasch eine Erholung durch den genügenden Ankauf
von Anleihen gegen Geld (cash)
wiederherstellen, durch die Zufuhr von Liquidität in die Wirtschaft.
M.a.W.
war die strategische Intervention des Staates, um die makroökonomische Stabilität zu sichern, nicht
nur unkompliziert, sondern auch minimal: die Behörden müssten nur für eine
gleichmässige Wachstumsrate der Geldmenge sorgen, erläutert DeLong. Die
aggressive und umfassende Intervention, die die Keynesianer fordern, war notwendig, um die aggregierte Nachfrage zu
verwalten und die die Minskyites
fordern, war notwendig, um das finanzielle Risiko zu verwalten: das alles war
unbegründet, so DeLong.
Echte
Libertäre haben Friedman seine Argumente nie abgekauft: Ludwig von Mises hat
Milton Friedman und seine monetaristischen Anhänger als „ein Haufen Sozialisten“
genannt. Aber unabhängig von der Verpackung ist der Glaube, dass die makroökonomische
Stabilität nur minimale staatliche Intervention benötigt, ist laut DeLong
einfach falsch. Ben Bernanke hat in den USA das Textbuch von Friedman in der
gegenwärtigen Wirtschaftskrise fehlerlos umgesetzt. Und es war nicht genug, um
die Vollbeschäftigung schnell wiederherzustellen.
Die
zweite Behauptung lautete, dass die Externalitäten relativ klein waren oder
zumindest, so dass sie sich über das Vertrags- und Haftungsrecht bewältigen
lassen als durch staatliche Regulierung, weil die Nachteile der staatlichen
Regulierung den Schaden, den die Externalitäten auslösen, überwiegen, die das
Rechtssystem nicht richtig adressieren könne. Aber auch hier scheint die
Realität das „free to choose“ Argument
nicht zu unterstützen, betont DeLong.
Die
dritte, und wichtigste Behauptung ist der Gegenstand von Timothy Noahs The Great Divergence. Friedman konnte
1979 getrost behaupten, dass die Marktwirtschaft, in Abwesenheit von
staatlichen Diskriminierung eine ausreichend egalitäre Verteilung des
Einkommens produzieren würde. Schliesslich hatte es den Anschein für die
gesamte Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Friedmans
Hoffnungen sind enttäuscht worden. Das Ende der amerikanischen Vorherrschaft in
der Bildung, der Zusammenbruch der Gewerkschaften im privaten Sektor, die
Entstehung von „winner-take-all
information-age“-Wirtschaft und die Rückkehr der Gilded-Age-Stil-Hochfinanz haben eine ausserordentlich ungleiche
Verteilung von (vor-Steuer) Einkommen produziert, was auf der nächsten
Generation lasten wird und eine Verhöhnung der Chancengleichheit darstellt,
fasst DeLong als Fazit zusammen.
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