Donnerstag, 10. Mai 2012

Inflation und Wirtschaftswachstum


Die Fed könnte irgendwann während der Erholungsphase der Wirtschaft einem wichtigen Entscheid gegenüberstehen. Wenn die Inflationsrate beginnt, über den Zielwert der Fed von 2% zu steigen und die hohe Arbeitslosigkeit weiter anhält, wäre die Fed bereit, die Zinsen niedrig zu lassen und einen vorübergehenden Anstieg der Inflationsrate zuzulassen?

Wahrscheinlich nicht, schreibt Mark Thoma in einem lesenswerten Artikel („Will Limiting Inflation Mean Limiting Growth?“) in The Fiscal Times.

Auch wenn eine höhere Inflation helfen kann, die depressive Wirtschaft anzukurbeln, ist Fed-Präsident Ben Bernanke dagegen, weil eine höhere Inflation seiner Ansicht nach die hart-erkämpfte Glaubwürdigkeit der Fed untergraben könnte.

Die US-Notenbank dürfte die Zinsen schnell wieder anheben, wenn die Inflation beginnen würde, über dem Zielwert von 2% zu verlaufen, auch wenn die Wirtschaft sich nicht vollständig erholt, unterstreicht der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

Warum legt die Fed aber so viel Wert auf die Glaubwürdigkeit? Weil eine hohe Glaubwürdigkeit die langfristigen Inflationserwartungen in Bezug auf eine vorübergehende Auszeit von Inflation weniger empfindlich macht, sodass die Beibehaltung der hohen Glaubwürdigkeit erhebliche Vorteile bringt.

Heisst es, dass die Fed ihr Bestes tun soll, um die Inflationsrate auf 2% zu halten? Das Festhalten an einem 2%-Zielwert ohne Rücksicht auf die Umstände ist jedoch nicht optimal. Es gibt Zeiten, wo das Abdriften von der Zielvorgabe, wie z.B. jetzt, helfen würde, die Wirtschaft zu stützen. Eine höhere Inflation während einer Rezession ermutigt Verbraucher und Unternehmen, die Ausgaben zu erhöhen, statt Bargeld zu horten, was die Last der bereits bestehenden Schulden lindert und eine positive Wirkung auf den Handel mit anderen Ländern entfalten kann.

Es gibt laut Thoma ein Trade-off zwischen dem Risiko in Bezug auf die Glaubwürdigkeit und dem Ausblick für eine Erholung der Wirtschaft. Das Trade-off ist negativ, wenn die Wirtschaft nahe Vollbeschäftigung ist. Es gibt dann wenig Spielraum, um die Wirtschaft anzukurbeln. Daher ist der Spielraum klein, von einer höheren Inflation zu profitieren. Und der Verlust der Glaubwürdigkeit ist deswegen gross, weil die Zulassung einer höheren Inflationsrate unter diesen Umständen unverantwortlich wäre. 

Wenn es aber ein beträchtliches Potenzial für die Wirtschaft gibt, zu expandieren, wie heute der Fall ist, dann sind die potenziellen Vorteile aus der Zunahme der Beschäftigung, die diese Politik wahrscheinlich bewerkstelligen würde, viel grösser, erläutert Thoma weiter. Es ist daher ein Rätsel, warum die Fed so wenig Wert auf diese Vorteile legt, wenn die Arbeitslosigkeit auf einem hohen Niveau verharrt.

Keine Kommentare: