Die
Fed könnte irgendwann während der Erholungsphase der Wirtschaft einem wichtigen
Entscheid gegenüberstehen. Wenn die Inflationsrate beginnt, über den Zielwert der
Fed von 2% zu steigen und die hohe Arbeitslosigkeit weiter anhält, wäre die Fed
bereit, die Zinsen niedrig zu lassen und einen vorübergehenden Anstieg der
Inflationsrate zuzulassen?
Wahrscheinlich
nicht, schreibt Mark Thoma in einem
lesenswerten Artikel („Will Limiting
Inflation Mean Limiting Growth?“) in The Fiscal Times.
Auch
wenn eine höhere Inflation helfen kann, die depressive Wirtschaft anzukurbeln,
ist Fed-Präsident Ben Bernanke dagegen, weil eine höhere Inflation seiner
Ansicht nach die hart-erkämpfte Glaubwürdigkeit
der Fed untergraben könnte.
Die
US-Notenbank dürfte die Zinsen schnell wieder anheben, wenn die Inflation
beginnen würde, über dem Zielwert von 2% zu verlaufen, auch wenn die Wirtschaft
sich nicht vollständig erholt, unterstreicht der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.
Warum
legt die Fed aber so viel Wert auf die Glaubwürdigkeit? Weil eine hohe
Glaubwürdigkeit die langfristigen Inflationserwartungen in Bezug auf eine
vorübergehende Auszeit von Inflation weniger empfindlich macht, sodass die
Beibehaltung der hohen Glaubwürdigkeit erhebliche Vorteile bringt.
Heisst
es, dass die Fed ihr Bestes tun soll, um die Inflationsrate auf 2% zu halten?
Das Festhalten an einem 2%-Zielwert ohne Rücksicht auf die Umstände ist jedoch nicht
optimal. Es gibt Zeiten, wo das Abdriften von der Zielvorgabe, wie z.B. jetzt, helfen
würde, die Wirtschaft zu stützen. Eine höhere Inflation während einer Rezession
ermutigt Verbraucher und Unternehmen, die Ausgaben zu erhöhen, statt Bargeld zu
horten, was die Last der bereits bestehenden Schulden lindert und eine positive
Wirkung auf den Handel mit anderen Ländern entfalten kann.
Es
gibt laut Thoma ein Trade-off
zwischen dem Risiko in Bezug auf die Glaubwürdigkeit und dem Ausblick für eine
Erholung der Wirtschaft. Das Trade-off
ist negativ, wenn die Wirtschaft nahe Vollbeschäftigung ist. Es gibt dann wenig
Spielraum, um die Wirtschaft anzukurbeln. Daher ist der Spielraum klein, von
einer höheren Inflation zu profitieren. Und der Verlust der Glaubwürdigkeit ist
deswegen gross, weil die Zulassung einer höheren Inflationsrate unter diesen
Umständen unverantwortlich wäre.
Wenn es aber ein
beträchtliches Potenzial für die Wirtschaft gibt, zu expandieren, wie heute der
Fall ist, dann sind die potenziellen Vorteile aus der Zunahme der
Beschäftigung, die diese Politik wahrscheinlich bewerkstelligen würde, viel
grösser, erläutert Thoma weiter. Es ist daher ein Rätsel, warum die Fed so
wenig Wert auf diese Vorteile legt, wenn die Arbeitslosigkeit auf einem hohen
Niveau verharrt.
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