Die
Staats- und Regierungschefs der EU haben sich in Brüssel getroffen. Konkrete
Beschlüsse wurden nicht gefasst. Ohne Happy
Ending wie nach einem Speed-Dating. Die Teilnehmer waren sich in Bezug auf das
Thema Griechenland, Einführung von Eurobonds, Krisenmechanismus ESM, Planung
eines Wachstumspakts usw. wieder uneinig.
Niemand
weiss genau, wieviele EU-Gipfel inzwischen stattgefunden haben. Im Fokus stand
Griechenland. Es hängt wie Damoklesschwert über dem ganzen Euroland. Aber Griechenland
ist eigentlich eine Fussnote in der ganzen Euro-Krise. Es ist die EU-Elite, die
sich seit Jahren weigert, die wahren Ursachen der Krise zu erkennen. Es mangelt
an Leadership.
Europa
leidet heute unter den Schwierigkeiten, die die Gemeinschaftswährung mitbringt.
Da die europäischen Länder 60% des Handels miteinander treiben, treffen die von
der Theorie des optimalen Währungsraums nahegelegten Vorteile auf die EU zu:
Effizienzgewinne einer Einheitswährung, rückläufige Business-Kosten,
Verbesserung der Business-Planung usw. Es gibt aber auch Nachteile, welche von
sog. „asymmetric shocks“ herrühren,
wie z.B. das Platzen eines Immobilienmarkt-Booms.
Als
die Idee der europäischen Gemeinschaftswährung sich vor rund 20 Jahren
realisierte, machten einige Ökonomen auf die zu schwache die Mobilität der
Arbeitskräte im Euroland im Vergleich zum Vorbild USA aufmerksam. Ausserdem fehlte
es der EU an einer zentralen Regierung und an einer automatischen Buffering.
Die
Befürworter des optimalen Währungsraums EU haben aber darauf bestanden, dass es
im Euroland so etwas wie „asymmetric
shocks“ nicht geben kann. Falls es irgendwie doch dazu kommen sollte,
würden strukturelle Reformen die europäische Wirtschaft flexibel genug
gestalten, um die erforderlichen Anpassungen in die Tat umzusetzen.
Dann
geschah aber die Mutter aller asymmetrischen Schocks. Der Kapitalzustrom aus
dem Kern an die Peripherie der EU hat einen Boom ausgelöst. Es kam zu
Lohnerhöhungen am Rand der Eurozone. Während die Lohnstückkosten in Südeuropa
kräftig stiegen, stagnierten sie in Deutschland. Der Immobilienboom hat sich in
eine Spekulationsblase verwandelt. Die Aussenhandelsdefizite legten am Rand der
Eurozone kräftig zu. Südeuropa hat nach und nach an Wettbewerbsfähigkeit
verloren.
Die
EU-Elite betrachtet die Wirtschaft jedoch wider besseres Wissen als Moralfabel
(morality play), wie Paul Krugman in seinem neuen Buch „End This Depression Now!“ zum
Ausdruck bringt. Das heisst, dass die von der Krise stark betroffenen Länder
gesündigt haben, und daher büssen müssen. Die Euro-Krise ist aber nicht wegen
einer unverantwortlichen Haushaltsführung an der EU-Peripherie entstanden.
Spanien hatte beispielsweise am Vorabend der Krise eine Haushaltsüberschuss. Portugal
und Irland hatten niedrige Staatsverschuldung. Die Krise ging aus der
Privatwirtschaft aus. Es war der schwach regulierte Bankensektor.
Die EU ist der grösste
Friedensprozess seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Alle vernünftige Menschen
haben daher ein Interesse am Erfolg des Zukunftsprojekts. Es kommt darauf
an, was die europäischen Staats- und Regierungschefs daraus machen. Die
EU-Elite hat aber bisher zumindest in den vergangenen drei Jahren kläglich versagt.
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