Manchmal
ist es schwer, zu erklären, warum wir eine starke Regulierung brauchen,
insbesondere in einer Zeit mit pro-Business und pro-Markt-Propaganda. Wir sollten
also immer dankbar sein, wenn jemand Gründe für die Regulierung liefert, welche
überzeugend und leichter zu verstehen sind, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Dimon’s Déjà Vu Debacle“) am Montag in NY Times.
Und
diese Woche gibt es ein spezielles Dankeschön an zwei Männer: Jamie Dimon und Mitt Romney.
Der
republikanische Präsidentschaftskandidat hat mit Bezug auf den Verlust von 2
Mrd. $ bei JP Morgan gesagt, dass es sich dabei um einen Verlust für die
Aktionäre und Eigentümer von JP Morgan handele. Es sei die Art und Weise, wie
Amerika funktioniere: einige Menschen erleben wegen einer schlechten
Entscheidung einen Verlust. Im Übrigen habe es jemanden gegeben, der einen
Gewinn gemacht habe.
Was
stimmt aber mit dieser Aussage nicht? Man stelle sich vor, dass dieser jemand (z.B.
Jimmy Stewart aus dem Film „It’s
a Wonderful Life“) eine Bank führt, die Einlagen entgegennimmt und das Geld
auf verschiedene Weise investiert. Und man stelle sich weiter vor, dass eine
dieser Investitionen eine riskante Wette mit einem komplexen Finanzinstrument beinhaltet,
wobei die Gegenpartei Mr. Potter, ein böser Plutokrat ist.
Wenn
Jimmy Stewarts Wette aufgeht, dann sind wir in der Welt von Romney, weil er
Geld verdient und Mr. Potter Geld verloren hat. Und das war‘s! Aber wenn Jimmy
Stewarts Wette fehlschlägt, wenn die Wette z.B. gross genug war, und er nicht
mehr über genügend Vermögenswerte verfügt, um die Einlagen zurückzuzahlen, dann
bricht seine Bank zusammen und es kommt wahrscheinlich zu einem Bankrun, was die gesamte Wirtschaft als
Kollateralschaden niederreisst. Mr. Potter hat Geld daran verdient, aber was
soll’s?
Der
Punkt ist, dass es für die Banken nicht in Ordnung ist, die Art von Risiken
einzugehen, welche für die Einzelnen akzeptabel sind, weil, wenn die Banken zu
hohe Risiken eingehen, die ganze Wirtschaft aufs Spiel setzen, es sei denn, sie
können sich darauf verlassen, gerettet zu werden (bail-out). Und die Aussicht auf eine solche Rettungsaktion
unterstützt das Argument, dass Banken nicht gestattet werden soll, Amok zu
laufen, da sie in der Tat mit dem Geld der Steuerzahler Glückspiel spielen,
unterstreicht der Träger des Wirtschaftsnobelpreises.
Übrigens,
wie ist es möglich, dass Romney das alles nicht versteht? Seine ganze
Kandidatur beruht auf der Behauptung, dass seine Erfahrung das Geld aus angeschlagenen
Unternehmen zu extrahieren bedeute, dass er wisse, wie die Wirtschaftspolitik
zu machen ist. Doch wann immer auch er über die Wirtschaftspolitik spricht,
fällt es auf, dass er völlig ahnungslos ist.
Wie
auch immer ist es selbstverständlich, dass Jamie Dimon nicht Jimmy Stewart ist.
Aber er spielt sich im TV als Jimmy Stewart auf, als einen verantwortungsvollen
Banker, der sich mit dem Risikomanagement auskennt und daher der Vorreiter an
Wall Street ist, um jede Verschärfung der Regulierung trotz des immensen Schadens,
den die unregulierten Banken der Wirtschaft bereits zugefügt haben, zu
blockieren. Was Dimon sagt, ist, „vertrauen Sie uns, wir haben das alles
abgedeckt und es wird nicht wieder vorkommen“.
Nun
kommt die Wahrheit heraus: Der Multimilliarden-Dollar-Verlust war kein
isoliertes Ereignis. Es war ein Unfall, der nur darauf hinaus war,
stattzufinden.
Krugman
fasst als Fazit zusammen, dass JP Morgan als eine Too-big-to-fail Bank, wobei die Einlagen durch die Steuerzahler
unter Garantie stehen, sich auf solche spekulative Investitionen überhaupt
nicht einlassen soll. Und deswegen bedarf es einer viel strengeren Regulierung
der Finanzmärkte, sogar noch stärker als Dodd-Frank-Gesetzgebung aus dem Jahr 2010.
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