Die
Neuwahlen finden in Griechenland am 17. Juni statt. Und die europäischen Politiker versuchen, Einfluss darauf zu
nehmen. EU-Kommissionschef Jose Manuel Barroso appelliert an das griechische Volk,
für einen Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone zu stimmen.
Tim Duy beschäftigt sich in seinem Blog mit diesen
peinlichen Entwicklungen in Europa. Der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor schreibt, dass
die EU-Politiker gescheitert sind, Griechenland eine Lösung für die Probleme zu
liefern. Auch wenn die Griechen überwältigend im Euro bleiben wollen,
garantiert das Sparprogramm eine anhaltende Rezession.
Und
das griechische Volk wird aufgefordert, einem Programm zuzustimmen, welches
effektiv bereits von den Ereignissen aufgeholt worden ist. Die sich
verschlechternde fiskalische Situation scheint zu garantieren, dass es in den
kommenden Monaten, wenn nicht Wochen, zu einem neuen Programm kommen muss,
argumentiert Duy. Ist aber der Rest der Euro-Zone mit einer neuen Rettungsaktion
einverstanden? Will der Rest der Euro-Zone wirklich, dass die Griechen im Euro
bleiben?
Der
britische Premierminister David Cameron sagt, dass die EZB und die
Kernländer (d.h. v.a. Deutschland) stärker Wachstum und Nachfrage fördern
sollen.
Die
Aussage von Cameron fasst laut Duy die Situation grösstensteils zusammen: „Die
institutionelle Struktur und die fiskalpolitische Klempnerarbeit sind in der
Eurozone einfach nicht vorhanden, um asymmetrische Schocks angemessen zu
bekämpfen“. Kann Europa aber einen solchen Übergang schnell genug bewerkstelligen?
Duy sagt ja, wenn die deutsche Führung
einen Mix an bilaterale Transfers bereitstellt, z.B. in Form von Eurobonds und
die EZB sich verpflichtet, für die
ganze Euro-Zone „lender of last resort“-Funktion
wahrzunehmen. Was ökonomisch möglich ist und was politisch möglich ist, sind
jedoch zwei verschiedene Sachen, hebt Duy hervor.
Die
EZB führt derzeit laut Bloomberg eine umfassende Überprüfung aller
Instrumente durch. Die Zentralbank hat jedoch keine unmittelbaren Pläne, trotz
anhaltender Spannungen am Markt Stimulus für die Euro-Zone zu liefern.
Paul Krugman stimmt in seinem Blog Tim Duy voll und ganz zu. Was der Träger des Wirtschaftsnobelpreises bedauert, ist, dass es allem Anschein nach keine Bereitschaft gibt, die Tatsache zu akzeptieren, dass es nicht ein griechisches Problem ist. Es ist nicht einmal ein Spanien oder Italien Problem. Es ist ein europäisches Problem.
Die
Sparpolitik ist als vermeintliches Allheilmittel für alle Probleme in der
Euro-Zone kläglich gescheitert. Die Politik hat die wahren Ursachen der Krise
nicht erkannt. Deswegen setzt sich Krugman mit der Frage auseinander, was „wir
jetzt tun können“, um dem Leid der Menschen ein Ende zu setzen, nicht mit der
Frage, wie das passieren konnte?, wie er bereits im ersten Abschnitt seines
neuen Buches „End This Depression
Now!“ hervorhebt.
Die
Moralfabel, die die Deutschen gern über die von der Krise geplagten Länder
erzählen, trifft nicht zu, hält Krugman fest. Und der Punkt ist, dass es keinen
Ausweg für die angeschlagenen Volkswirtschaften in der Euro-Zone gibt, wenn
Europa als Ganzes von einem niedrigen Wachstum und einer niedrigen Inflation
gekennzeichnet ist.
Angesichts
der Tatsache, griechische Wähler in Sachen Verantwortung zu belehren, während
man andeutet, dass man die Konditionen vielleicht etwas lockert, obwohl es fast
Zeit für die Sommerferien ist, wird es laut Krugman nicht ausreichen, einen
Ausweg zu finden.
„Wir
brauchen ein Bekehrungserlebnis, nicht in Athen, sondern in Berlin und
Frankfurt. Ansonsten ist das Spiel fast vorbei“, fasst der an der University of Princeton lehrende
Wirtschaftsprofessor zusammen.
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