Die
amerikanische Präsidentschafts-Kampagne 2012 erinnert an die 1960er Jahre,
bemerkt Ed Dolan im Blog EconoMonitor.
Damals
hat John F. Kennedy die Präsidentschaft mit dem Versprechen gewonnen, um das
Land wieder in Bewegung zu bringen. Es kann nun eine gute Zeit sein, einen
Blick zurück auf diesen Zeitraum zu werfen, bemerkt der Wirtschaftsprofessor,
der von 1990 bis 2001 in Russland Ökonomie unterrichtet hat.
Wie
hat es aber in den 1960er Jahren ausgesehen? An der Yale University sei damals
gelehrt worden, dass es die Aufgabe eines jeden Makroökonomen sei, sich
einzumischen, schreibt Ed Yardeni in seinem Blog. „Ohne unsere
Einmischung würde die Wirtschaft sonst in eine Rezession geraten. Unsere
Professoren haben uns gelehrt, wie man sehr komplexe mathematische Modelle
verwendet, um genau die richtige Mischung von Fiskal- und Geldpolitik zu
gestalten, um die Wirtschaft zu führen“, schildert der Präsident und Chief
Invesment Strategist von Yardeni Research.
Dolan
hingegen erinnert sich sehr genau an den Begriff „fine-tuning“. Gardner Ackley,
Otto Eckstein und Arthur Okun seien die drei
bedeutendsten Ökonomen der damaligen Zeit gewesen, die in ihrem
Wirtschaftsbericht 1966 an den US-Präsidenten festhielten, dass „es nun im
Rahmen unserer Möglichkeiten liegt, sich ehrgeizigere Ziele zu setzen. Wir
bemühen uns, immer wiederkehrende Rezessionen zu vermeiden, die
Arbeitslosigkeit niedrig zu halten, die Preisstabilität auf Vollbeschäftigung
aufrechtzuerhalten und in der Tat die volle Prosperität zu einem normalen
Zustand der amerikanischen Wirtschaft zu machen. Es ist ein Tribut an unseren
Erfolg, dass wir nicht nur das wirtschaftliche Verständnis haben, sondern auch
den Willen und Entschlossenheit, die Wirtschaftspolitik als ein wirksames
Instrument für den Fortschritt zu nutzen“.
Inflation
und Arbeitslosigkeit in den USA zwischen 1961 und 1969, Graph: Prof. Ed Dolan
Wie
hat es mit „fine-tuning“ (Feinabstimmung)
geklappt? Ziemlich gut, zumindest zunächst, beschreibt Dolan. Die Abbildung
zeigt, wie sich die Arbeitslosigkeit und die Inflation in den Kennedy und
Johnson Jahren entwickelt haben. Es sieht wie eine Phillips-Kurve aus.
Gegen
Ende der 1960er Jahren begannen die Dinge aber, schief zu gehen, was in der Makroökonomie-Vorlesung
nie erwähnt wurde. Es gab erstens policy
lags (zeitliche Wirkungsverzögerung einer wirtschaftspolitischen Massnahme),
zweitens Prognosefehler. Computer waren noch in den Kinderschuhen. „Wir wären
im Schock in Unglauben versunken, wenn man uns gesagt hätte, dass die Prognosen
keine höhere Genauigkeit aufweisen als die Annahme, dass im nächsten Jahr alles
genau wie in diesem Jahr sein würden“, erklärt Dolan.
Das
heimtückischte von allen war jedoch die Zeit-Inkonsistenz (time-inconsistency), argumentiert Dolan weiter. Das heisst, dass
die Menschen manchmal kurzfristige Ziele anstreben, die sich von langfristigen
Zielen unterscheiden. Ein klassisches Beispiel dazu ist die Vorlegung eines Konjunkturpakets
kurz vor einer Wahl.
Wenn
Sie time lags, Prognosefehler und
zeitliche Inkonsistenz zusammenlegen, bekommen Sie etwas ganz Schlimmeres als eine
Phillip-Kurve: einen stop-go Zyklus
mit einem inflationären Hang. Die Expansionsphase wird dabei laut Dolan zu
lange gehalten, weil man die bittere Medizin der Disinflation bis Ende der
nächsten Wahl nicht einnehmen will.
Der
Zyklus geht durch und durch. Auf der Spitze eines jeden Zyklus ergibt sich eine
höhere Inflationsrate als auf der vorangegangenen Spitze. Und am Boden bildet
sich eine höhere Arbeitslosigkeit.
Inflation
und Arbeitslosigkeit in den USA zwischen 1961 und 1986, Graph: Ed Dolan
Schaut
man sich die 1960er und 1970er Jahre als Ganzes an, stellt man laut Dolan fest,
dass die Makroökonomen der damaligen Zeit weniger die Superhelden waren, die
das Auto aus dem Graben holten als die lernbehinderten Autofahrer, die das Auto
in den Graben lenkten.
Die
wichtigste Schlussfolgerung für 2012 ist, sich sich vor makroökonomisch Wichtigtuer
zu hüten, so Dolan. Die gegenwärtige Generation der Wirtschaftsberater wie die Larry
Summers, und die Greg Mankiws seien in voller Kenntnis von Fallstricken der „schrecklichen Trinität“ (time lag, forecasting errors,
time-inconsistency) und wissen, dass das Ideal dem Standard von
wirtschaftspolitischen Massnahmen entspricht.
Obama
hat sicherlich einige der Instinkte eines Wichtigtuers. Aber es ist eher das
makroökonomische Management einer möglichen Romney-Administration, welches Besorgnise
auslöst, hebt Dolan als Fazit hervor.
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