Während
die Austeritätspolitik auf beiden Seiten des Atlantiks Humankapital vernichtet
und weiterhin viel menschliches Leid verursacht, scheinen Banken mit
Fehlspekulationen im inzwischen deutlich eingeschränkten Eigenhandel nicht
aufhören zu wollen.
Es
ist diesmal JP Morgan, die die Welt in Atem hält. Was
verwunderlich ist, warum Jamie Dimon
einen guten Ruf als „smart“ geniesst.
Nach jedem Abzocke-Skandal stellt sich heraus, dass die Top-Kader der Banken von
den einschlägigen Handelspraktiken nichts, aber gar nichts verstehen. Wie
sollen sie Geschäftsmodelle angemessen überwachen und kontrollieren, wenn sie
sie nicht auffassen können? Der Chef der US-Bank vermarktet sich allem Anschein
nach besser als jeder andere seiner Kollegen an der Wall Street.
Vor
diesem Hintergrund schreibt Simon Johnson
in seinem Blog, dass die erfahrenen
Wall-Street-Vorstände und Händler immer darauf bestehen, dass die Versuche, die
Wall Street zu regulieren, irreführen, weil das Risiko-Management kompliziert
geworden sei. Jeder ist quasi nach dieser Ansicht wie Jamie Dimon mit Liebe zum
Detail und mit Sorge um die Quantifizierung der Schattenseite.
In
Anbetracht der atemberaubenden Verluste von JP Morgan im Derivate-Geschäft,
wobei der volle Umfang der Verluste noch nicht klar ist und noch nicht
festgelegt wurde, sehen Jamie Dimon und sein Unternehmen nicht wie jede Art von
einem ansprechenden Vorbild aus, schildert Johnson. Die wahren Verlierer in
dieser Wendung der Ereignisse sind das Board
of Governors des Federal Reserve Systems und der New Yorker Fed, deren Konzept zum Eigenkapital von Banken sich nun als
„zutiefst fehlerhaft“ entpuppt hat.
JP
Morgan behauptet, über grossartige Risikomanagent-Systeme zu verfügen, welche
an der Wall Street als das Beste angesehen werden. Aber was heisst „das Beste an
der Wall Street“? Bedeutet es, dass die Führungskräfte und wichtige Mitarbeiter
der Bank einen Anreiz haben, grosse Wetten einzugehen und sie falsch
darzustellen, um aufgrund von Eigenkapitalrentabilität,
bereinigt um das Risiko, fürstlich vergütet zu werden? Kopf: Die Bank gewinnt.
Zahl: Alle anderen verlieren. Das ist, was es bedeutet, im modernen Amerika „too big to fail“ zu sein, erklärt der
ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Die
Fed, die mit intelligenten Menschen vollgestopft ist, weiss das natürlich. Um
es zu verhindern, erstellt sie jetzt regelmässig „Stresstests“, um zu
ermitteln, wie viel Banken verlieren könnten und damit, wie viel Puffer die
Banken in Form von Eigenkapital benötigen. Im Frühjahr hat JP Morgan Stress-Tests mit Bravour
bestanden, unterstreicht der an der MIT Sloan
lehrende Wirtschaftsprofessor.
Die
Lehren aus den Verlusten von JP Morgan sind einfach. Solche Banken sind zu
gross und zu komplex geworden, um vom Management kontrolliert zu werden, was sich
abspielt. Und die Aufsichtsbehörden haben keine Ahnung, was los ist. Versuche,
diese Banken in einer anspruchsvollen und nuancierten Art und Weise zu
überwachen, funktionieren nicht.
Anat Admati und ihre Kollegen
an der Stanford University haben
Recht, was das Eigenkapital von Banken
betrifft. Die Verantwortlichen an der US-Notenbank liegen vollkommen falsch.
Prof. Admati hat vor 18 Monaten Jamie
Dimon genau mit Bezug auf diese Fragen ausführlich und detailliert aufgespiesst:
hier ist ihr unbedingt lesenswerter Artikel („What Jamie Dimon Won’t Tell You“) in Huffington Post. Sie hat bisher nicht nachgegeben und sie hat Recht: „wir brauchen
viel höhere Kapitalanforderungen und viel einfachere Regeln und Fokus auf
Hebelwirkung (leverage). Grossbanken
müssen gezwungen werden, kleiner zu werden, klein und einfach genug, zu
scheitern“, fasst Johnson als Fazit zusammen. Es wird Zeit, dass die Fed sich
in dieser Hinsicht bewegt.
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