Samstag, 12. Mai 2012

Bond Vigilantes und Liquiditätsfalle


Die Bond Vigilantes warnen bereits seit mehr als drei Jahren davor, dass die Wirtschaft sich an der Schwelle zur galoppierenden Inflation befindet und die Zinsen jeden Augenblick durch die Decke schiessen würden. Begründung: zu hohe Staatsausgaben, die angeblich für die Krise verantwortlich sind.

Wie z.B. das WSJ im Mai 2009 in einem anspruchsvollen Artikel („The Bond Vigilantes“) berichtet und Arthur Laffer im Juni 2009 in einem Artikel („Get Ready for Inflation & Higher Interest Rates“) wieder in WSJ argumentiert hatten.

Warum? Weil sie in erster Linie politisch agieren und erst dann als Ökonom oder Markt-Experte, wie Barry Ritholtz in seinem Blog ähnliche Kommentare in Bezug auf den Verlauf der Zinsen in chronologischer Reihenfolge auflistet.

Ausserdem modellieren die Verfechter von Bond Vigilantes die Wirtschaftspolitik falsch. Steckt die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle, kehren sich viele gewöhnlichen Regeln der Wirtschaftspolitik um.

Was ist aber unter eine Liquiditätsfalle (liquidity trap) zu verstehen? Die Wirtschaft steckt in einer Liquiditätsfalle, wenn die herkömmlichen Offenmarkt-Operationen, z.B. Ankauf von kurzfristigen Staatspapieren durch die Zentralbank am Markt an Zugkraft verlieren, weil die kurzfristigen Zinsen auf der Nullgrenze liegen.

Heute befinden sich viele fortgeschrittene Volkswirtschaften in einer Liquiditätsfalle:


Rendite: US-Staatsanleihe mit 10 Jahren Laufzeit, Graph: FRED, Fed St. Louis


Die Renditen der Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit:

USA: 1,84%

Grossbritannien: 1,96%

Deutschland: 1,52%

Japan: 0,85%

Schweiz: 0,647%.

Paul Krugman beschreibt Liquiditätsfalle in seinem Blog so, dass wir dann in einer Welt leben, in der nichts von dem, was wir im VWL-Grundstudium gelernt haben, funktioniert. 

Tugend wird zum Laster: Versuche, zu sparen, macht die Menschen ärmer, sowohl kurz- als auch langfristig. 

Vorsicht wird zur Torheit: eine strenge Entschlossenheit, Haushalt zu konsolidieren, und jedes Inflationsrisiko zu vermeiden, führen zu einer Katastrophe. Der Punkt ist, dass die Zinsen auf Nullgrenze praktisch die wesentliche Einschränkung für die Wirtschaftspolitik bedeuten.

PS:

Es war angeblich Ed Yardeni, der den Begriff „Bond Vigilantes“ 1984 geprägt hat, um den „Protest“ der Investoren von Peking bis Zürich gegen die damalige expansive Geld- und Fiskalpolitik zu beschreiben. Die Anleihehändler hatten damals einen kräftigen Anstieg der Zinsen befürchtet, weil deficit spending die Inflation galoppieren lassen würde. Unter „Protest“ ist daher der Verkauf von US-Treasury Bonds zu verstehen.

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