Samstag, 19. Mai 2012

Ist Inflation Targeting tot?


Jeff Frankel bricht in einem lesenswerten Artikel („The Death of Inflation Targeting“) in Project Syndicate eine Lanze für NGDP (nominelle BIP-Steuerung).

Ein Kandidat, der dem Inflation Targeting (Inflationsziel) als bevorzugten nominalen geldpolitischen Anker erfolgreich nachfolgt, hat in letzter Zeit in der ökonomischen Blogosphäre enthusiastisch Unterstützung bekommen: nominale BIP-Steuerung, schreibt der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Die Idee ist nicht neu. In den 1980er Jahren wurde sie als Nachfolgerin für Money-Supply-Targeting (Geldmengensteuerung) gehandelt, weil sie keine Anfälligkeit für Schocks der sog. Umlaufsgeschwindigkeit aufweist, erklärt Frankel.

Die nominale BIP-Steuerung wurde damals nicht angenommen. Aber sie ist nun zurück. Die Verfechter weisen darauf hin, dass NGDP keine übermässige Straffung der Geldpolitik als Antwort auf negative Schocks auf der Angebotsseite zu Folge hat. Nominale BIP-Steuerung stabilisiert die Nachfrage. Ein nachteiliger Schock wird automatisch zu gleichen Teilen zwischen Inflation und dem realen BIP aufgeteilt, was ziemlich das ist, was eine Zentralbank mit Diskretion sowieso tun würde, so Frankel.

Das ist sicherlich richtig, schreibt David Altig (h/t to Mark Thoma) im Blog von FRBA als Antwort darauf. Aber eine nominale BIP-Steuerung steht mit einer stabilen Inflation oder einem Preisniveau-Ziel im Einklang nur, wenn das BIP-Wachstumspotenzial selbst stabil ist. Vielleicht ist das Argument so beschaffen, dass solche glaubwürdige Schwankungen des BIP-Potenzials nicht gross genug oder hartnäckig genug sind, um vom grossen Interesse zu sein.

Aber die Vorstellung wirft die Frage auf, ob die gegenwärtige Produktionslücke (output gap) gross oder klein ist, legt Altig dar. Für den Forschungsdirektor der Federeal Reserve Bank of Atlanta bleibt die Unsicherheit darüber, wo das BIP relativ zu seinem Potenzial ist, der Schlüssel, ob die Geldpolitik mehr oder weniger aggressiv sein soll.

Das flexible Inflation Targeting scheint Altigs Ansicht nach, wenn es in einer Weise umgesetzt wird, dass das langfristige Inflationsziel von 2% auf mittlere Sicht eine beobachtbare Anziehungskraft ausübt, gerade richtig zu sein. Der Vize-Präsident von FRBA teilt also Frankels Meinung nicht, dass das Inflation Targeting tot ist, vor allem gerade jetzt, wo die Fed einen wesentlichen Schritt in Richtung der Institutionaliserung eines flexiblen Inflationsziels unternommen hat.

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