Im
Gefolge der verheerenden Finanzkrise hat Präsident Obama eine bescheidene und
offensichtlich notwendige Regulierung verordnet. Er hat vorgeschlagen, ein paar
unerhöhte Steuerschlupflöcher zu schliessen und er hat nahegelegt, dass Mitt
Romneys Geschichte des Kaufens und des Verkaufens von Unternehmen, häufig mit
Entlassungen von Arbeitnehmern einhergehend, zeige, dass Romney nicht der
richtige Mann ist, um Amerikas Wirtschaft zu führen, bemerkt Paul Krugman in seiner lesenswerten
Kolumne („Egos and Immorality“) am
Freitag in NYTimes.
Wall
Street hat mit Jammern und Wutanfällen darauf reagiert, wie vorauszusehen war,
schildert der an der University of
Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. Doch bevor Krugman näher darauf
eingeht, will er vorerst eine Fabel als falsch entlarven, welche wir von der Wall
Street und ihren verlässlichen Verfechtern öfters hören: eine Erzählung, in
welcher der unglaubliche Schaden, den der ausser Kontrolle geratene
Finanzsektor der US-Wirtschaft aufgenötigt hat, im Erinnerungsloch
heruntergespult wird und die Finanzier stattdessen zu Helden werden, die
Amerika gerettet haben.
Es
war einmal, erzählt die Fabel, dass Amerika ein Land der faulen Manager und der
faulenzenden Arbeitnehmer war. Die Produktivität erlahmte und Amerikas
Industrie vor der ausländischen Konkurrenz verblaste.
Dann
kamen kantige und störrische Buyout-Könige wie Mitt Romney oder der fiktive
Gordon Gekko zu Hilfe, indem sie Finanz- und Arbeitsdisziplin verhängten.
Einige Leute hatten keinen Gefallen daran gefunden. Einige haben Geld daran
verdient. Das Ergebnis war aber ein grosser wirtschaftlicher Aufschwung, dessen
Vorteile zu jedem durchsickerte, beschreibt Krugman.
Es
ist klar, warum die Wall Street diese Geschichte mag. Aber nichts davon ist
wahr, abgesehen davon, dass Gekkos und Romneys viel Geld machen. Und es gibt
echte Fragen, warum die Geschäftemacher und Schlitzohre mit solchen
zweifelhaften Ergebnissen so viel Geld verdienten.
Es ist besonders traurig, zu
sehen, wie einige Politiker der Demokratischen Partei mit Verbindungen zu Wall
Street, wie z.B. der Bürgermeister von Newark, Cory Booker, sich darin
versteigerten, die überraschend fragilen Egos ihrer Freunde pflichtbewusst in
Schutz zu nehmen, bedauert der Träger des Wirtschaftsnobelpreises.
Das
egozentrische Verhalten Wall Street sei laut Krugman irgendwie lustig gewesen.
Während aber dieses Verhalten lustig sein mag, ist es auch zutiefst
unmoralisch. Man denke darüber nach, wo wir jetzt Recht haben, im fünften Jahr
des wirtschaftlichen Abschwungs, hervorgerufen durch unverantwortliche Banker.
Die Banker selbst wurden gerettet, aber der Rest des Landes leidet nach wie vor
schrecklich, mit Langzeitarbeitslosigkeit so hoch wie seit der Grossen
Depression nicht mehr gesehen wurde. Und mitten in diesem nationalen Albtraum
scheinen viele Mitglieder der Wirtschaftselite hauptsächlich darum besorgt, wie
der Präsident angeblich ihre Gefühle verletzt hat. Das ist nicht lustig. Es ist
eine Schande.
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