Mittwoch, 9. Mai 2012

Arbeitslosigkeit und eine strukturelle Rückblende


Auch Paul Krugman befasst sich in seinem Blog mit den in diesen Tagen erneut von Konservativen aufgestellten Behauptungen, dass die wirtschaftlichen Probleme derzeit „strukturell“ sind. Das heisst, dass die Probleme derart beschaffen sind, dass sie mit Ankurbelung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage nicht behoben werden können.

Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor nennt im Einzelnen die folgenden Fälle, um die Tatsache zu unterstreichen, wie sinnlos die aktuelle Debatte über die sog. strukturellen Probleme sind:

(1) Es ist, was die Very Serious People (VSP) auch in den 1930er Jahren gesagt hatten. Der heranrückende Krieg hat dann aber den Stimulus, den die Wirtschaft brauchte, bereitgestellt. Und es hat sich herausgestellt, dass alles, was die sog. strukturellen Schwierigkeiten betrifft, imaginär waren.

(2) Irland wurde für seine wunderbare Flexibilität hochgelobt. Das Land wurde von George Osborne als ein leuchtendes Beispiel für die Kunst des Möglichen gekennzeichnet. Dann, wenn etwas schief ging, wurde Irland gesagt, dass es seine tiefe strukturelle Verkrustungen beheben soll.

(3) Jeder, der so etwas wie „wenn deficit spending der Weg zum Wohlstand wäre, müsste Griechenland jetzt gut in Form sein“ sagt, ist es nicht wert, zugehört zu werden. Krugman und die Ökonomen, die wie Krugman denken, haben bei jeder Gelegenheit hervorgehoben, dass die fiskalpolitische Expansion in ganz spezifischen Umständen gilt: wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt und nur wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt.

(4) Alles nach dem Motto „wir brauchen langfristige Lösungen, keine kurzfristige Lösungen“ klingt anspruchsvoll, aber es ist eigentlich genau das Gegenteil. 

Keynes sagte:

„Die lange Sicht ist aber ein irreführender Indikator für das Zeitgeschehen. Auf lange Sicht sind wir alle tot. Ökonomen machen es sich zu leicht, wenn sie uns in stürmischen Zeiten nicht mehr zu erzählen haben, als dass der Ozean wieder ruhig ist, wenn sich der Sturm gelegt hat“.

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