Sonntag, 27. Mai 2012

Euro-Krise: SNB und Kapitalverkehrskontrollen


Die in den vergangenen Wochen immer öfters aufgeworfene Frage, ob Griechenland aus der Währungsunion austritt oder nicht, tangiert auch die Schweiz als Nicht-EU-Mitglied.

Es geht vor allem auf den Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken. Ansonsten sind die direkten Wirtschaftsbeziehungen mit Griechenland gering. Die finanziellen Verflechtungen stellen in Bezug auf die Banken keine wesentliche Gefahr dar. Gefährlich sind die indirekten Auswirkungen.

Die Situation hat sich in den vergangenen Tagen verschlechtert. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) will daher auch in Zukunft selbst unter schwersten Bedingungen  mit aller Konsequenz den Mindestkurs durchsetzen und die Geldpolitik darauf ausrichten, dass dieser Mindestkurs aufrechterhalten bleibt“, sagt Thomas Jordan heute in einem Interview mit SonntagsZeitung aus Zürich.

Der SNB-Präsident räumt ein, dass er die Forderungen nach einer Erhöhung des Mindestkurses verstehe. Für viele Unternehmen sei die Situation sehr schwierig.

Die SNB will aber die Landeswährung nicht beliebig manipulieren, weil es (1) in einer schlimmeren Krisenlage fatal und kontraproduktiv wäre und (2) der Mindestkurs legitimiert werden muss. Der aktuellen Mindestkurs ist laut Jordan realistisch und hat der Schweizer Wirtschaft geholfen.


Grund Nr.1 für autonome Geldpolitik: Unterschiede im Mandat der Zentralbanken, Graph: Prof. Thomas Jordan, SNB in: Geldpolitik in Krisenzeiten, May 2012

Die Schweiz sieht die Risiken bei der Nachfrage-Entwicklung aus dem Ausland. Es ist damit zu rechnen, dass die Exportnachfrage weiter nachlässt.

In einer Arbeitsgruppe des Bundes, wo Jordan als Mitglied tätig ist, werden Überlegungen über die Instrumente zur Bekämpfung der Frankenstärkeangestellt. Die Schweiz will für den Fall der Fälle vorbereitet sein, dass die Währungsunion zusammenbricht, obwohl Jordan nicht damit rechnet.

Die Schweiz würde, wenn es soweit ist, Kapitalverkehrskontrollen einführen. Das heisst Vorkehrungen, die den Zufluss von Kapital in die Schweiz direkt beeinflussen. Jordan kann jedoch zur Zeit nicht auf die Details eingehen.

Feststeht, dass die Geldpolitik der SNB dazu geführt hat, dass der Franken gegenüber dem Euro nicht aufgewertet hat.

Da die SNB den Mindestkurs mit absoluter Konsequenz verfolgen wird, werden die Zinsen in der Schweiz noch längere Zeit sehr tief bleiben.


Trotz ähnlicher Inflationsentwicklung unterschiedliche Entscheidungen von Fed und EZB 2011,  Graph: Prof. Thomas Jordan in: Geldpolitik in Krisenzeiten, May 2012

Wie die dumm die Zinsbeschlüsse der EZB sind, zeigen die Zinserhöhungen im April und Juli 2011 durch Jean-Claude Trichet, den damaligen EZB-Chef. Der Grund ist die Inflationsbesessenheit der EU-Elite.

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