Es
ist deutlich geworden: eine der Hauptkräfte, die hinter dem Beharren auf der Austerität
(rigorose Sparmassnahmen) als Antwort auf Europas Probleme stehen, ist der
Glaube unter vielen deutschen Meinungsmachern, schreibt Paul Krugman in seinem Blog.
Die
eigene Erfahrung der deutschen Meinungsmacher in letzten
Jahren zeigt den Weg, bemerkt Krugman mit dem Hinweis auf den kürzlich in FT erschienenen Artikel („Hollande’s dangerous dream of exceptionalism“) von Josef Joffe.
Joffe
schreibt im genannten Artikel (meine freie Übersetzung), „Warum soll Frankreich
dem ehemaligen deutschen Bundeskanzler nacheifern? Weil er es gewagt hat, seinen
eigenen Wählern zu sagen, was weder Hollande noch Sarkozy nicht einmal unter
Folter aussprechen würden. Vor neun Jahren hat Schröder sein Land gewarnt:
reduziere Sozialleistungen, lockere die Arbeitsmärkte und akzeptiere
Selbstverantwortung oder sonst. Schröder hat seine Agenda 2010 umgesetzt. Und siehe da, Deutschland avancierte sich
von Null auf 3% Wachstum in den zwei Jahren vor dem Absturz und dann wieder auf
3% zurück.
Wie
nützlich ist aber die deutsche Anpassung in den 2000er Jahren heute als ein
Vorbild? Die Arbeitslosigkeit ist damals gesunken. Aber wie ist es passiert?
Deutschland kam aus der Millennium-Flaute durch einen Schritt in einen riesigen
Handelsbilanzüberschuss, was heute nicht für jeden möglich ist, hebt Krugman
hervor. Selbst dann, ist es aber nicht die ganze Geschichte.
Deutschland:
Lohnstückkosten, Graph: Prof. Paul Krugman
Der
Handelsüberschuss war möglich, weil Deutschland einen grossen Rückgang seiner
Kosten und Preise im Vergleich zu anderen Euro-Ländern erlebt hat. Dazu liefert
Krugman die oben angebrachte Abbildung gestützt auf die OECD-Daten, welche den
Verlauf der Lohnstückkosten (unit labor costs) darstellt. Das heisst
die Entwicklung der Löhne im Verhältnis zur Entwicklung der
Arbeitsproduktivität.
Was
aus heutiger Sicht jedoch auffällt, ist, dass Deutschland in der Lage war,
diese „interne Abwertung“ (internal devaluation) ohne so etwas wie
Deflation zu erreichen, unterstreicht der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.
Wie
war es möglich? Die Antwort ist laut Krugman, dass es an der Peripherie der
Euro-Zone eine relativ hohe Inflation gab, wegen der grossen Kapitalströme aus
dem Kern der Euro-Zone.
Oder
anders ausgedrückt: Deutschland glaubt, dass seine erfolgreiche Anpassung das
Ergebnis seiner eigenen Tugend sei, aber in Wahrheit war es erfolgreich, zum
Teil wegen eines inflationären Booms im Rest Europas.
Die
Deutschen fordern nun, dass die Peripherie seine Errungenschaft von damals
nachahmt (und tatsächlich sogar übertrifft, weil die erforderliche Anpassung
viel grösser ist), ohne ein vergleichbar günstiges Umfeld. Und sie fordern,
dass Spanien und andere Länder tun, was die Deutschen selbst nie getan haben: sich
den Weg in Wettbewerbsfähigkeit durch Deflation
ebnen.
Mit
anderen Worten werden viele Länder heute in der Euro-Zone gezwungen, das zu
tun, was Deutschland getan hat: für stagnierende Löhne zu sorgen.
Das
ist der Weg in die Katastrope, fasst Krugman als Fazit zusammen.
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