Der
Börsengang (IPO) von Facebook (FB) war eine Enttäuschung, um es
milde auszudrücken. Es wäre nicht überzogen, von einem Debakel für das soziale
Netzwerk mit mehr als 900 Mio. Mitgliedern zu reden.
Die
Aktie hat in den ersten drei Handelstagen insgesamt um mehr 18% an Wert
verloren. Gemessen daran verbucht Facebook laut WSJ den schlechtesten
Börsenstart von total 23 IPOs seit 2007.
Was
ging aber schief?
Die
ganze Affäre scheint viel mit Greenshoe
(Mehrzuteilungsoption) der an dem Börsengang beteiligten Banken (Konsortialbanken)
im Rahmen des Bookbuildungsverfahrens zu tun zu haben. Die Greenshoe-Option hat
Vor- und Nachteile. Die Struktur ist jedoch aus Sicht der Erstinvestoren undurchsichtig.
Es
sind die Altaktionäre, die über Greenshoe Aktien zur Verfügung stellen. Es ist
die Aufgabe der Konsortialbanken, anhand von Greenshoe, den Kurs der Aktien
nach Handelsbeginn je nach Ablauf zu „stabilisieren“. Von Anfang an zeichnet
sich die Qualität der Serviceleistung der am Börsengang beteiligten Banken
dadurch aus, einen angemessen Preis für eine Aktionärsstruktur zu finden,
die dem Unternehmen langfristig nützt. Davon kann aber hier keine Rede sein.
Ein
weiterer wichtiger Aspekt, worauf Henry
Blodget in BusinessInsider aufmerksam macht,
ist, dass die Konsortialbanken mitten in der IPO-Roadshow ihre Schätzungen für
das Unternehmen nach unten korrigiert
haben, was höchst ungewöhnlich ist und auf alle Fälle ein negatives Ereignis
darstellt.
Die
Analysten haben ihre Schätzungen gekürzt, weil ein Facebook-Manager von einem
schwachen Geschäftsgang berichtet habe.
Anders
gesagt hat das Unternehmen im Grunde genommen etwas im Voraus bekanntgegeben (pre-announcement), wonach die
Erwartungen der Analysten im zweiten Quartal verfehlt würden. Es wurden aber
nur die Analysten der Konsortialbanken informiert. Das heisst, dass diese
Informationen nur anspruchsvollen institutionellen Investoren, nicht
Kleinanlegern, zugespielt wurden, die überlegten, Facebook-Aktien zu kaufen.
Die
Kürzung der Analystenschätzungen scheint zumindest den Appetit von einigen
institutionellen Investoren auf FB-Aktie gedämpft zu haben. Eine solche „selektive
Offenlegung“ ist laut Blodget für die Investoren, die die Aktien beim
Börsengang gekauft haben, grob nachteilig, die davon keine Ahnung hatten.
Im
schlimmsten Fall dürfte sich dabei um eine Verletzung des Wertpapiergesetzes
handeln, hält Blodget fest. Es ist äusserst ungewöhnlich mitten in einer
Roadshow die Gewinnschätzungen für ein Unternehmen im Börsengang zu senken. Der
FB-Börsengang war allem Anschein nach auch aus juristischer Sicht nicht ganz
sauber.
2 Kommentare:
Henry Blodget, den gibt es noch? Wahrscheinlich hat oder wird er Facebook einmal als p.o.s. bezeichnen.
Facebook war / ist eine Besonderheit der Unternehmensbewertung. Aufgrund des immensen Wachstums und der Innovationskraft sind „alte“ Methoden der Unternehmensbewertung nicht anwendbar. Sicherlich muss man die Bewertung auch realistisch betrachten. Ein ewig progressives Wachstum gibt es nicht! Das Ziel eines IPOs, möglichst viel Geld einzunehmen, wurde eindrucksvoll erreicht. Nach und nach spiegelt der Aktienkurs jetzt den wirklichen Unternehmenswert /-preis wider!
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