Mittwoch, 23. Mai 2012

Facebook Börsengang und Spielerei mit Greenshoe


Der Börsengang (IPO) von Facebook (FB) war eine Enttäuschung, um es milde auszudrücken. Es wäre nicht überzogen, von einem Debakel für das soziale Netzwerk mit mehr als 900 Mio. Mitgliedern zu reden.

Die Aktie hat in den ersten drei Handelstagen insgesamt um mehr 18% an Wert verloren. Gemessen daran verbucht Facebook laut WSJ den schlechtesten Börsenstart von total 23 IPOs seit 2007.
Was ging aber schief?

Die ganze Affäre scheint viel mit Greenshoe (Mehrzuteilungsoption) der an dem Börsengang beteiligten Banken (Konsortialbanken) im Rahmen des Bookbuildungsverfahrens zu tun zu haben. Die Greenshoe-Option hat Vor- und Nachteile. Die Struktur ist jedoch aus Sicht der Erstinvestoren undurchsichtig.

Es sind die Altaktionäre, die über Greenshoe Aktien zur Verfügung stellen. Es ist die Aufgabe der Konsortialbanken, anhand von Greenshoe, den Kurs der Aktien nach Handelsbeginn je nach Ablauf zu „stabilisieren“. Von Anfang an zeichnet sich die Qualität der Serviceleistung der am Börsengang beteiligten Banken dadurch aus, einen angemessen Preis für eine Aktionärsstruktur zu finden, die dem Unternehmen langfristig nützt. Davon kann aber hier keine Rede sein.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, worauf Henry Blodget in BusinessInsider aufmerksam macht, ist, dass die Konsortialbanken mitten in der IPO-Roadshow ihre Schätzungen für das Unternehmen  nach unten korrigiert haben, was höchst ungewöhnlich ist und auf alle Fälle ein negatives Ereignis darstellt.

Die Analysten haben ihre Schätzungen gekürzt, weil ein Facebook-Manager von einem schwachen Geschäftsgang berichtet habe.

Anders gesagt hat das Unternehmen im Grunde genommen etwas im Voraus bekanntgegeben (pre-announcement), wonach die Erwartungen der Analysten im zweiten Quartal verfehlt würden. Es wurden aber nur die Analysten der Konsortialbanken informiert. Das heisst, dass diese Informationen nur anspruchsvollen institutionellen Investoren, nicht Kleinanlegern, zugespielt wurden, die überlegten, Facebook-Aktien zu kaufen.

Die Kürzung der Analystenschätzungen scheint zumindest den Appetit von einigen institutionellen Investoren auf FB-Aktie gedämpft zu haben. Eine solche „selektive Offenlegung“ ist laut Blodget für die Investoren, die die Aktien beim Börsengang gekauft haben, grob nachteilig, die davon keine Ahnung hatten.

Im schlimmsten Fall dürfte sich dabei um eine Verletzung des Wertpapiergesetzes handeln, hält Blodget fest. Es ist äusserst ungewöhnlich mitten in einer Roadshow die Gewinnschätzungen für ein Unternehmen im Börsengang zu senken. Der FB-Börsengang war allem Anschein nach auch aus juristischer Sicht nicht ganz sauber.

2 Kommentare:

MFK hat gesagt…

Henry Blodget, den gibt es noch? Wahrscheinlich hat oder wird er Facebook einmal als p.o.s. bezeichnen.

Martin Hark hat gesagt…

Facebook war / ist eine Besonderheit der Unternehmensbewertung. Aufgrund des immensen Wachstums und der Innovationskraft sind „alte“ Methoden der Unternehmensbewertung nicht anwendbar. Sicherlich muss man die Bewertung auch realistisch betrachten. Ein ewig progressives Wachstum gibt es nicht! Das Ziel eines IPOs, möglichst viel Geld einzunehmen, wurde eindrucksvoll erreicht. Nach und nach spiegelt der Aktienkurs jetzt den wirklichen Unternehmenswert /-preis wider!