James Galbraith erzählt im Lichte seines neuen
Buches (“Inequality and Instability”)
in einem lesenswerten Interview („How
economist have misunderstood inequality“) in The Washington Post, wie die
Ungleichheit (welche direkt messbar ist) auch als Indikator für die
Instabilität gilt.
Der
an der University of Texas, Austin
lehrende Wirtschaftsprofessor vertritt die Ansicht, dass die wirtschaftliche
Ungleichheit seit 1980 in etwa auf ähnliche Weise in der ganzen Welt steigt.
Und der Anstieg scheint zum einem grossen Teil von der Finanzbranche
angetrieben zu werden. Und die Veränderungen, die von der modernen Finanzwirtschaft
in der globalen Wirtschaft aufgezwungen werden.
Galbraith
stösst in den Daten auf gemeinsame globale Muster in Bezug auf die
wirtschaftliche Ungleichheit in den verschiedenen Ländern, die allem Anschein
nach sehr stark im Zusammenhang mit den wichtigsten Ereignissen in der
Weltwirtschaft als Ganzes stehen. Das wichtigste sind Veränderungen in
finanziellen Formen und Veränderungen im System für Financial Governance.
Die
Ereignisse, die einen grossen Unterschied ausgemacht haben, sind z.B. das Ende
des Bretton Wood System von 1971, die Schuldenkrise in den 1980er Jahren, der
Aktienkurseinsturz im Nasdaq von 2000. All diese Dinge hatten laut Galbraith
globale Auswirkungen und sie haben die Ungleichheit um die ganze Welt auf
unterschiedliche Weise beeinflusst.
Galbraith
deutet darauf hin, dass er in seinem neuen Buch auch erläutert, wie die
Ungleichheit sich auf die makroökonomische Performance und die finanziellen
Faktoren bezieht.
Prof. James
Galbraith: Inequality and Instability,
Oxford University Press, May, 2012.
Die Diskussion über die Ungleichheit werde tendenziell stark von einer Marktplatz-Perspektive dominiert, welche auf der individuellen Ebene Kriterien wie Anforderungen für Fertigkeiten betont. Die Ökonomen stufen es immer als ein mikroökonomisches Problem ein, aber wenn es zur gleichen Zeit rund um die Welt geschieht, in verschiedenen Ländern, die weit voneinander entfernt sind, dann handelt es sich dabei um eine makroökonomisches Problem.
Zwischen
dem Ende des Zweiten Weltkriegs und 1980 war das Wirtschaftswachstum in den USA
zumeist eine ausgleichende Kraft und die Schaffung von Arbeitsplätzen war nicht
von der steigenden Ungleichheit abhängig. Aber nach 1980 gingen das Wirtschaftswachstum
und die steigende Ungleichheit Hand in Hand, hebt Galbraith hervor.
Was war
aber los? Im Jahre 1980 haben wir wirklich einen grundlegenden Wandel erlebt.
Die US-Wirtschaft war nicht mehr Lohn-geführt
mit einem wachsenden öffentlichen Sektor, welcher neue Dienstleistungen anbot.
Programme wie Medicare und Medicaid waren die Hauptantreiber des
Wachstums in den 1970er Jahren. Die US-Wirtschaft wurde aber danach zu einer Kredit-geführten Wirtschaft.
Was
die Evidenz in den USA zeigt, ist, dass der Anstieg der Ungleichheit mit
Kredit-Booms zusammenhängt, welche oft Zeiträume von manchmal grossen Wohlstand
darstellen. Der eine davon war in den späten 1990er Jahren mit der
Informationstechnologie und der andere in den 2000er Jahren mit dem
Immobilienmarkt, bevor alles auseinander fiel.
Aber es ist zugleich auch ein
Zeichen von Instabilität. Der Aktienmarkt-Crash, der folgt, ist eine sehr hässliche Angelegenheit.
Wenn wir mit Wachstum auf einer nachhaltigeren Grundlage fortfahren, dann sind
die Kontrolle von Ungleichheit und die Kontrolle von Instabilität die selben
Probleme. Die eine ist ein Ausdruck der anderen, beschreibt Galbraith.
PS: NachDenkSeiten haben neulich am Rande
der INET-Konferenz in Berlin ein ausführliches Interview mit Prof. James
Galbraith geführt. Unbedingt lesenswert.
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