Montag, 14. Mai 2012

Warum Regulierung notwendig ist

Jamie Dimon kann den milliardenschweren Spekulationsverlust von JP Morgan nicht erklären. Der Finanzsektor braucht daher einen besseren Schutz gegen übermässige und potenziell kostspielige Risikobereitschaft.


Das ist auch das Thema, mit welchem Paul Krugman sich in seiner lesenswerten Kolumne („Why We Regulate“) am Montag in NY Times beschäftigt.

Dimon, der Vorsitzende und CEO von JP Morgan Chase hält gern Vorträge darüber, wie er und seine Kollegen wissen, was sie tun und sie es deswegen nicht nötig hätten, dass der Staat ihnen über die Schulter schaut. „Es gibt einen grossen Haufen von poetischer Gerechtigkeit, eine wichtige politische Lektion, was JP Morgans schockierende Ankündigung, in einer finanziellen gescheiterten Kungelei irgendwie 2 Mrd. $ verzockt zu haben, betrifft“, bemerkt Krugman.

Nur um klar zu sein, hebt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises hervor: Geschäftsleute machen die ganze Zeit verlustbringende Fehler. Das ist an sich kein Grund, dass die öffentliche Hand sich einschaltet. Aber Banken sind speziell, weil die Risiken, die sie eingehen, zum grossen Teil von Steuerzahlern und der Wirtschaft als Ganzes getragen werden.

Was kann also getan werden? In den 1930er Jahren, nach der die Mutter aller Banken-Panik passiert ist, gab es eine praktikable Lösung, einschliesslich von Garantien und Aufsicht, erläutert Krugman. Auf der einen Seite war der Umfang der Panik durch die staatlich gestützte Einlagensicherung eingegrenzt. Auf der anderen Seite waren die Banken der Gegenstand der Regulierung, mit der Absicht, um sie davon abzuhalten, den privilegierten Status, der sich aus der Einlagensicherung abgeleitet hat, zu missbrauchen. Am bemerkenswertesten ist es, dass den Banken, die über staatlich garantierte Einlagen verfügten, nicht erlaubt war, sich in riskanten Spekulationen, welche für Investmentbanken wie Lehman Brothers charakteristisch sind, zu engagieren.

Dieses System hat uns laut Krugman ein halbes Jahrhundert der relativen Stabilität des Finanzwesens beschert. Irgendwann wurden jedoch die Lehren aus der Geschichte vergessen. Neue Formen von Banken haben sich stark vermehrt, ohne staatliche Garantien.

Es ist also klar, dass wir die Art von Schutzbestimmungen, die uns ohne grosse Banken-Panik ein paar Generationen gegeben hat, wieder herstellen müssen. Es ist klar, dass heisst, für alle ausser Banker und Politiker, die von Banken finanziert werden. Muss man es erwähnen, dass Wall Street  Unsummen für Mitt Romney, der versprochen hat, die Finanz-Reform abzuschaffen, ausgibt?

Eingabe Dimon: „Es ist JP Morgan gelungen, viele der Fehlinvestitionen, die andere Banken in die Knie gezwungen hat, zu vermeiden“. Diese offensichtliche Demonstration der Umsicht hat Dimon in Wall Street zum Vorreiter gemacht, die Finanzreform zu bekämpfen, zu verzögern und/oder aufzuheben. „Vertrauen Sie uns“, hat Dimon immer wieder gesagt, dass „alles unter Kontrolle ist“.

Anscheinend nicht.

Für den Augenblick scheint Dimon gezüchtigt, beschreibt Krugman, auch zuzugeben, dass die Befürworter einer stärkeren Regulierung nicht ganz Unrecht haben. Es dürfte aber nicht lange anhalten. Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor erwartet, dass die Wall Street sich innerhalb von Wochen, wenn nicht von Tagen, auf ihre übliche Arroganz zurückfindet.

Die Wahrheit ist aber, dass wir nun eine Vorführung gesehen haben, warum das, was die Wall Street macht, in der Tat reguliert werden muss. „Danke, Herr Dimon“, fasst Krugman als Fazit zusammen.

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