Seit
dem François Hollande, der
Präsidentschaftsanwärter in Frankreich eine Neuverhandlung des EU-Fiskalpaktes
fordert und einen Wachstumspakt für die Euro-Zone vorschlägt, scheint es zu
einem Politikwechsel in Europa zu kommen. Jose
Manuel Barroso, der EU-Kommissionspräsident sagte kürzlich, dass das
Wachstum die Antwort auf die Euro-Krise sei. Auch Mario Draghi, der EZB-Präsident hat gestern zum ersten Mal das Wort
Wachstum in den Mund genommen.
Fest
steht, dass das von der Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgenötigte harsche
Spardiktat endgültig gescheitert ist. Die Arbeitslosigkeit ist in der
Euro-Zone auf 10,9% gestiegen. Das
entspricht einem 13-Jahreshoch. Während die Arbeitslosenquote in Barcelona auf 21,6%
geklettert ist, gerät Spanien in die
Rezession. Auch in den Niederlanden herrscht wegen des rigorosen Sparkurses der
EU eine schwere Regierungskrise.
Was
meinen aber die Entscheidungsträger in Europa, wenn sie plötzlich von Wachstum reden? Was versteht
v.a. der EZB-Präsident unter Wachstum?
Wie Draghi gestern auf der EZB-Pressekonferenz unterstrichen hat, will er von
der Austeritätspolitik nicht ablassen.
Draghis
Version von Wachstumspakt enthält laut The Economist drei Aspekte:
(1) EZB-Chef
will die Strukturreformen vorantreiben, insbesondere, was den Arbeitsmarkt
betrifft. Draghi hat vor, den Wettbewerb zwischen Unternehmen in Bezug auf die „Flexibilität
der Arbeit“ fördern.
Heisst es Lohnzurückhaltung und Sozialabbau?
(2)
Draghi befürwortet mehr Investitionen in Infrastruktur auf der europäischen
Ebene und die Sicherstellung einer besseren Zusammensetzung von Haushaltskürzungen,
mit Fokus auf den Abbau von laufenden Staatsausgaben als Steuererhöhungen.
(3)
Draghi will, dass die Politiker einen haushaltspolitischen Weg für die nächsten
10 Jahre vorgeben, mit der Delegation von Haushaltshoheit in gewissem Masse in
die Mitte, ohne das die Euro-Zone zu einer Transfer-Union wird.
Wie die NachDenkSeiten nahelegt,
ist der Begriff Wachstum „dehn- und frei interpretierbar“. Man muss daher genau
hinterfragen, was die europäischen Staats- und Regierungschefs nun mit „Wachstum“
meinen.
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