JP
Morgan Chase hat 2 Mrd. $ verzockt. Wie ist es möglich, so viel Geld so schnell
zu verlieren? Die kurze Antwort lautet: leverage
(Hebelwirkung), bemerkt James Hamilton
in seinem Blog.
Obwohl
die Einzelheiten nicht bekannt sind, ist es wahrscheinlich, dass das Geschäft
mit Derivaten zu tun hat, die aus risikoreichen Komponenten einiger
europäischen Unternehmensanleihen bestehen. Man kann heute anhand von Derivaten
Wertpapiere oder Teile davon kaufen oder verkaufen, wie man selbst nicht
besitzt, was aber eine mögliche Verpflichtung beinhaltet, mehr Geld als man
hat, zu liefern, erklärt der an der University
of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor.
Wenn
der Markt gegen einen spielt, dann muss man ein beträchtliches reales Bargeld
bereitstellen, um die Verpflichtung einzulösen. Gerade dieser Prozess scheint,
die plötzlichen Verluste produziert zu haben, hebt Hamilton hervor. Das
notionale Exposure des als Londoner Wal genannten Händlers auf einen Index betrug im April 100 Mrd. $.
Die
Gesamtsumme an notional Exposure von JP Morgan beläuft sich schätzungsweise auf
79 Billionen (d.h. 10 hoch 12)! Billionen für ein Unternehmen, welches ein
Eigenkapital von 140 Mrd. $ hat, wobei es zu berücksichtigen gilt, dass das
Eigenkapital rasch abnimmt.
Tri-Party
Repo System, Graph: Prof. Darrell
Duffie, Standford University
PS: Tri-Party
Clearing-Banken: JP Morgan und Bank of New York Mellon
Paul Krugman legt in seinem Blog nahe, dass JP
Morgan im Fall des Träders „Londoner Wal“ in Finanztricks mit wenig oder keinem
sozialen Wert engagiert sein mag. Die Rolle der fremdfinanzierten Wetten durch
Derivate ist, denjenigen, die wirklich wissen müssen, was die zugrunde
liegenden Wertpapiere wert sind, zu ermöglichen, den Markt zu veranlassen, die einschlägige
Bewertung zu korrigieren. Wenn man aber das Geld anderer Leute einsetzt, wobei
der Gewinn einem selbst zufällt und die anderen für den Verlust aufkommen
müssen, dann sind solche Wetten nicht im Interesse der Öffentlichkeit, fügt
Hamilton hinzu.
JP
Morgan ist „Too big to fail“ (für Definition
siehe hier und hier), hält Hamilton fest und
deutet auf eine Forschungsarbeit („Replumbing Our Financial System“) von Darrell Duffie hin. Der an der Standford University unterrichtende
Wirtschaftsprofessor macht in seinem Analysen auf die Schwachstellen des Tri Party Repo-Markets
aufmerksam, welcher in der Mitte des US-Finanzsystems steht.
Duffie
denkt, dass das System inhärent instabil ist, da die Händler-Banken entscheidend
auf die Fähigkeit und die Bereitschaft der Clearing-Banken (d.h. JP Morgan
und Bank of New York Mellon) angewiesen sind, welche die kurzfristige
Finanzierung jeden Tag neu bereitstellen.
Angesichts
der systemischen Relevanz der Tri-Party-Clearing-Agenten und angesichts ihrer
hohen Fixkosten und der zusätzlichen Skaleneffekte müssten die
Clearing-Dienstleistungen für Händler und Cash-Anleger via einem zugehörigen Regulierungsversorger
erfolgen, erklärt Duffie.
Obwohl
dadurch wahrscheinlich die Kosten für die Marktteilnehmer zunehmen würden,
würden die Investitionen damit in einem technologisch und finanziell mehr fortgeschrittenen
Umfeld getätigt, was im Angesicht von finanziellen Schocks (z.B. Ausfall eines grossen
Händlers) grössere Widerstandsfähigkeit des Tri-Party-Repo-Marktes bedeuten
würde.
Auch
das Moral-Hazard-Problem im Zusammenhang mit dem „lending of last resort“ wäre damit kleiner als im Fall eines
einzigen Finanzinstituts mit einem breiten Umfang von Risikobereitschaft, ist
Duffie überzeugt.
Fazit: Es muss noch viel unternommen
werden, um die finanzielle Stabilität sicherzustellen. Die grossen Banken
müssen in die Schranken gewiesen werden. Die Banken brauchen keine spekulative
Leverage, sondern mehr Eigenkapital.
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