In
Griechenland nimmt offenbar die Kapitalflucht zu. Immer mehr Griechen heben
Bargeld ab. Die griechischen Banken sind besorgt.
Es
heisst nun öfters, dass die EZB die Refinanzierung der griechischen Banken mit
Liquiditätsversorgung (im Original: monetary
policy operations) gestoppt hat. Begründung: Es
hapert bisher mit der Rekapitalisierung der Banken. Das heisst, dass die
angeschlagenen griechischen Banken keine sichtbaren Massnahmen ergreifen, um die
Unterkapitalisierung zu beheben. Der wichtigste Grund für die
Unterkapitalisierung ist die vor wenigen Monaten erfolgte Umschuldung
Griechenlands.
Wenn
die EZB die griechischen Banken nicht mehr unterstützt, steht nur noch die ELA (Emergency Liquidity Assistance) der griechischen Zentralbank zur
Verfügung. Stimmt es aber, dass die EZB die angeschlagenen griechischen Banken
nicht mehr refinanziert?
Nicht
ganz. FT Alphaville erklärt: Es handelt sich dabei um einen dummen Streit
zwischen der Zentralbank und dem EFSF über die Freigabe von EFSF-Anleihen an
einige griechische Banken als Instrumente der Rekapitalisierung. Diese Bonds
sind im Rahmen der zweiten Rettungsaktion für Griechenland vorgesehen. Die
Summe beläuft sich auf insgesamt 48 Mrd. Euro.
Sobald
die Banken die Anleihen erhalten, können sie sie bei der EZB als Sicherheiten
hinterlegen, um sich weiter zu refinanzieren. Wenn die Rede von „monetary policy operations“ ist, wie im
zitierten Bericht von Reuters, dann geht es um die
MRO (main refinancing operation) der EZB.
Normale Operationen zur Liquiditätsversorgung haben jedoch bestimmte
Schwellenwerte im Hinblick auf die Sicherheiten.
Angeblich
ist es so, dass die Verzögerung des Rekapitalisierungsprozesses auf eine
Uneinigung zwischen dem EFSF (European
Financial Stability Facility) und dem griechischen Financial Stability Fund
in Bezug auf die Eignung von einigen Papieren als Sicherheit (collateral) zurückzuführen.
Aus
diesem Grund wenden sich einige griechische Banken, die sich sonst mit EFSF-Bonds
bei der EZB hätten refinanzieren können, notgedrungenerweise an die griechische
Zentralbank wenden, um sich via ELA Liquidität zu beschaffen.
ELA
hat lockere Sicherheitsanforderungen. Aber die Summe, die die griechische
Zentralbank via ELA zur Verfügung stellt, entspricht der Summe, die die
griechischen Banken sonst unter gewöhnlichen Umständen via MRO bei der EZB in
Anspruch genommen hätten. Es ist also eine Art Tausch von Liquidität im Hinblick auf die Quelle der Versorgung. Am Ende
bekommen die griechischen Banken, die Liquidität, die sie benötigen.
Fazit: Die EZB hat nicht die ganze normale
Liquiditätsversorgung an griechische Banken ausgesetzt. Es gibt mehr
Vermögenswerte, die die Banken bei der EZB hinterlegen können.
Wichtig
ist, sich zu vergegenwärtigen, dass die Banken, sobald die EFSF-Anleihen
freigegeben werden, sich für die Refinanzierunggeschäfte wie gewöhnlich wieder
an die EZB wenden werden. Das kurze Intermezzo bei ELA würde damit beendet.
Im
Übrigen gab es eine solche kurze Umschaltung („in-und-out bei ELA“) auch im
Fall von irischen Banken und Dexia, als sich die Sicherheitsanforderungen für
eine kurze Zeit veränderten.
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