Montag, 7. Mai 2012

Fallende Erwerbsquote


Wie die Zeit vergeht und die Babby-Boom-Generation altert und in den Ruhestand geht, sinkt die Erwerbsquote in der US-Wirtschaft, bemerkt Brad DeLong in seinem Blog.

Zwischen dem konjunkturellen Gipfel 2000 und dem konjunkturellen Gipfel von 2007 ist die Erwerbsquote im Durchschnitt um 0,13% pro Jahr zurückgegangen, hebt der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.

Der Rückgang ist fast sicher keine Überschätzung, wie die demografischen Faktoren die Erwerbsquote beeinflussen: die Hochdruck-Wirtschaft der späten 1990er Boom-Jahre hat fast sicher mehr Menschen in den Arbeitsmarkt angezogen und die Erwerbsquote auf einen Spitzenwert hochgeschickt als die natürliche Rate der Wirtschaft, argumentiert DeLong.

Der Höhepunkt von 2007 ist wahrscheinlich eine zuverlässigere Schätzung der „natürlichen“ Erwerbsquote (labor-force Participation Rate). Die „natürliche“ Erwerbsquote hängt vom Wohlstand derjenigen, die dem Ruhestand nahe stehen, ab: je ärmer sie sind, desto grösser sind die Anreize für sie, weiter zu arbeiten.

Der demografische Rückgang der „natürlichen“ Erwerbsquote ist sicherlich bereits teilweise oder vollständig durch den Zusammenbruch des Marktwertes der Immobilien ausgeglichen worden, beschreibt der ehemalige Staatssekretär im US-Schatzamt.


Beschäftigungsquote, Graph: FRED, Fed St, Louis via Prof. Brad DeLong

Die „natürliche“ Erwerbsquote beträgt heute laut DeLong 66,8% der erwachsenen Bevölkerung. Bereinigt um die Faktoren wie den Bevölkerungsrückgang, verminderte Pläne in Bezug auf den Vorruhestand und den Wertverlust in Home Equity in Höhe von 8‘000 Mrd. $ ergibt sich eine „natürliche“ Erwerbsquote von rund 67,2%.



Erwerbsquote, Graph: FRED, Fed St, Louis via Prof. Brad DeLong

Die tatsächliche Erwerbsquote ist in wirtschaftsschwachen Zeiten niedriger als die natürliche Rate: Menschen fallen aus dem Erwerbsleben, wenn sie denken, dass sie keine Arbeit finden können. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist die Erwerbsquote um rund 1/3 im Vergleich zum Trend gefallen, da auch die Beschäftigungsquote im Verhältnis zum Trend gesunken ist, erläutert DeLong.

Angesichts der aktuellen Lage um die Beschäftigungsquote liesse sich schätzen, dass die Erwerbsquote 1,5% unter der natürlichen Quote liegt. Daraus würde sich eine Erwerbsquote von 64,3%-64,7% ergeben. Stattdessen beträgt die Erwerbsquote 63,6%.

Die Differenz von 0,7%-1,1% deutet darauf hin, dass es sich dabei wahrscheinlich um „strukturell“ Nicht-Beschäftigte handelt, fasst DeLong als Fazit zusammen.

PS:

Beschäftigungsquote (Civilian Employment-Population Ratio): Das heist das Verhältnis der Beschäftigten zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.

Die Kennzahl, die den Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter mit Beschäftigung zeigt, dient dazu, um die Fähigkeit einer Volkswirtschaft zur Schaffung von Arbeitsplätzen zu messen.

Erwerbsquote (Civilian Participation Rate): Laut US Bureau of Labor Statistcis ist darunter der Anteil der Bevölkerung zwischen 16 Jahren und alter zu verstehen, die arbeiten oder eine Arbeit suchen.

Die Formel dazu lautet: zivile Erwerbspersonen dividiert durch die ("nicht-institutionalisierte") Zivilbevölkerung mal 100.

Unter „nicht-institutionalisierte Zivilbevölkerung" versteht man die Gesamtbevölkerung minus ein paar Gruppe wie „Kinder unter dem Alter von 16 Jahren, die Leute in den Gefängnisse oder anderen Institutionen und das militärische Personal.

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