Freitag, 18. Mai 2012

Rendite von German Bonds auf Rekordtief

Während in Griechenland sich ein Bank-Jog abzeichnet, kehrt die Ansteckungsgefahr im Euroland zurück. Die Ratingagentur Moody’s hat heute die Bonität von 16 spanischen Banken herabgestuft. Erst am Montag hatte Moody’s die Kreditwürdigkeit von 26 italienischen Banken herabgesetzt. Der Ausblick bleibt negativ.

Der Risikoaufschlag der italienischen und der spanischen Staatsanleihen legen gegenüber deutschen Bundesanleihen mit vergleichbarer Laufzeit kräftig weiter zu.

Die Renditen von German Bonds mit 2, 5, 10 und 30 Jahren Laufzeit sind mittlerweile auf ein Allzeittief (0,054%, 0,491%, 0,425% und 2,084%) gesunken. Die Rendite der deutschen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist heute zum ersten Mal unter die Marke von 1,40% gefallen: 0,396%.

Die Verfechter der Austeritätspolitik haben es von Anfang an abgelehnt, die Euro-Krise mit einem Konjunkturpaket (stimulus) zu bekämpfen, um die sog. Bond Vigilantes nicht zu ärgern. Als Antwort auf die Finanzkrise von 2008 wurde daher ein rigoroser Sparkurs (fiscal austerity) eingeschlagen. Heftige Kürzungen der Staatsausgaben würden die Anleihemärkte beruhigen.

Obwohl die Länder am Rande der Eurozone sich beinahe kaputt sparen, ist von einer Rückkehr des Vertrauens der Investoren in die Staaten nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil: Die drakonischen Sparmassnahmen vertiefen im Angesicht der Massenarbeitslosigkeit die Rezession und die Deflation in Europa. Inzwischen nimmt auch die politische Instabilität zu.


German Bonds, 10 Jahre, Rendite, Graph: Bloomberg

Die Defizit-Falken liegen falsch und verhindern aus dogmatischen Gründen („Staat ist Problem – Markt ist Lösung“) die Erholung der Wirtschaft. Die Anleihemärkte signalisieren, dass die Besessenheit der EZB von der Inflation irreführend ist und Deutschland mehr Kredit aufnehmen soll, solange die Kapitalkosten so niedrig sind. Der Breakeven-Satz mit 5 Jahren Laufzeit beläuft sich zur Zeit auf 1,22 Prozent, mit einem fallenden Trend.


Deutschland Staatsanleihen, Zinsstrukturkurve, Graph: SIX Swiss Exchange

Es ist daher irgendwie heuchlerisch, dass die Verfechter der Austeritätspolitik die Ausgaben der öffentlichen Hand kürzen, um die Märkte zu beruhigen, aber die echten Signale des Marktes ausblenden. Es ist Zeit, in Infrastruktur, Bildung und umweltschonende Energieversorgung zu investieren, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wiederzubeleben.

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