Freitag, 4. Mai 2012

Ungleichheit und Depression


Hat der Aufstieg von 1% (oder noch besser 0,01%) die „Kleinere Depression“ (Lesser Depression) verursacht, die wir heute erleiden? Es ist möglich, dass sie dazu beigetragen hat. Aber der wichtigere Punkt ist, dass die Ungleichheit ein Hauptgrund ist, dass die Wirtschaft immer noch so depressiv und die Arbeitslosigkeit so hoch ist, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Plutocracy, Paralysis, Perplexity“) am Freitag in NY Times.

„Da wir auf die Krise mit einer Mischung aus Lähmung  und Verwirrung reagiert haben, haben beide mit den verzerrenden Auswirkungen des grossen Reichtums auf unsere Gesellschaft viel zu tun“, hebt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises hervor.

Während des vergangenen Jahrhunderts ging die politische Polarisierung mit Einkommensungleichheit eng einher und es gibt allen Grund, zu denken, dass der Zusammenhang kausal ist. Insbesondere hat der zunehmende Reichtum einer kleinen Minderheit effektiv die Gefolgschaftstreue einer der beiden grossen politischen Parteien gekauft, und zwar im Prozess jede Aussicht auf eine Zusammenarbeit zerstörend.

Und die Übernahme der Hälfte des politischen Spektrums durch die 0,01% is, wie Krugman darlegt, verantwortlich für den Zerfall des ökonomischen Diskurses.

Streitigkeiten in der Wirtschaft waren einst umgeben von einem gemeinsamen Verständnis der Beweise, wodurch eine breite Palette an Übereinstimmung über die Wirtschaftspolitik ermöglicht wurde. Heute wird die Republikanische Partei jedoch von Doktrinen am ehemals politischen Rand beherrscht, erklärt Krugman.

Friedman hat geldpolitische Flexibilität gefordert. Heute hat sich die GOP vorwiegend fanatisch dem Goldstandard gewidmet. Greg Mankiw, der wirtschaftspolitische Berater von Romney, hatte einst solche Behauptungen, dass Steuersenkungen sich selbst amortisieren, als „Scharlatane und Spinner“ abgewiesen. Heute schickt sich die Vorstellung an, zur offiziellen Doktrin der Republikanischen Partei zu werden.

Warum ergibt sich die GOP heute zu solchen Doktrinen, ohne Tatsachen und Beweismittel zu berücksichtigen? Es hat sicherlich viel mit der Tatsache zu tun, dass Milliardäre die in Frage stehenden Glaubenslehren immer mochten, die für die Politik einen Grund bieten, den eigenen Interessen zu dienen. In der Tat war die Unterstüzung der Milliardären immer die Hauptsache, um diese Scharlatane und Sonderlinge im Geschäft zu halten. Und heute besitzen die gleichen Leute eine ganze politische Partei, hält Krugman fest.

Was uns zu der Frage zurück bringt, was es bedarf, um der Depression, in der wir stecken, ein Ende zu setzen. Viele Experten behaupten, dass die US-Wirtschaft grosse strukturelle Probleme habe, die jede rasche Erholung verhindern. Alle Beweise deuten jedoch auf einen Mangel an Nachfrage hin, was durch eine Kombination von stimulierenden Fiskal- und Geldpolitik sehr schnell behoben werden könnte und sollte, unterstreicht der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Nein. Das reale strukturelle Problem ist laut Krugman das politische System, welches verzogen und gelähmt wurde, durch die Macht einer kleinen, reichen Minderheit. Und der Schlüssel zur wirtschaftlichen Erholung liegt in der Suche nach einem Weg, gegen den unheilvollen Einfluss dieser Minderheit weiterzukommen.

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