Samstag, 11. August 2012

Mitt Romneys Wirtschaftspolitik: Kultur des Schwindels


Paul Krugman befasst sich in seinem Blog mit der grössten Geschichte der Woche: Abteilung finstere Wissenschaft: Weissbuch zur Wirtschaftspolitik (Tax Reform White Paper) von Mitt Romney, welches eine konzertierte Aktion von drei Ökonomen darstellt: Glenn Hubbard, Greg Mankiw und John Taylor, die damit ihren Ruf zerstören. Ja, es gibt einen vierten Autor: Kevin Hassett. Aber der Mitverfasser des Buches „Dow 36‘000“ hat keinen Ruf zu verlieren, legt Krugman spitzfindig dar.

Mit dem Ausdruck, dass die Autoren ihren Ruf zerstören, meint Krugman nicht die Dinge, mit denen er selbst nicht einverstanden ist, sondern geradeheraus unbestreitbar berufliches ungehöriges Verhalten. Es ist eine Sache, flackernde oder sogar nachweislich falsche Argumente zu präsentieren. Es ist aber etwas anderes, um die Arbeit anderer Ökonomen zu zitieren und zu behaupten, dass sie die eigene Position stützen, wenn es nicht der Fall ist, erklärkt Krugman. Man solle nicht nur auf seine Worte Wert legen, sondern auch die Proteste anderer Ökonomen, die in dieser Angelegenheit zitiert wurden, beachten.

Es sind im übrigen nicht obskure Sachen, betont der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. Ein Beispiel: die Arbeit von Mian und Sufi über die Verschuldung der privaten Haushalte und der Einbruch der Konjunktur spielen eine grosse Rolle, um eine nachfrage-gesteuerte Depression zu erklären, welche genau die Art von Situation ist, wo Konjunkturpakete (stimulus) Sinn machen. Man muss vollständig neben der Spur oder skrupellos sein, um aus dieser Arbeit zu zitieren, dass die Autoren Konjunkturpakete ablehnen.

Oder ein weiteres Beispiel: Brad DeLong verweist darauf, dass jeder, der die Debatte beobachtet, weiss, dass Baker und andere behaupten, zu zeigen, dass die Unsicherheit auf Erholung der Wirtschaft laste. Die relevante Unsicherheit entsteht aber daraus, dass die GOP mit dem Feuer spielt, was z.B. die Schuldenobergrenze (debt ceiling) betrifft, nicht aus Obamacare.

Können Hubbard, Mankiw und Taylor wirklich völlig neben der Spur sein? Krugman glaubt es nicht. Sie denken einfach, dass sie einen über den Tisch ziehen können und dafür keinen beruflichen Preis  zahlen. Hoffentlich liegen sie falsch, unterstreicht Krugman.

Sven Wren-Lewis wundert sich, wie Mankiw und Taylor vom Teufel bessesen sein können, ihre Seele auf diese Art und Weise zu verkaufen. Krugman will nicht angeben, als ob er eine Antwort darauf hätte. Aber es ist zum Teil sicherlich einfach, dass sie in den Strudel der Wahlkampagne von Romney geraten sind, eine Wahlkampagne, die Betrügereien einen Teil des eigenen Standardverfahrens gestaltet hat.

Krugman macht darauf aufmerksam, dass Romney Monate damit verbracht hat, Präsident Obama zu züchtigen, weil er sich für Amerika entschuldige, was Obama tatsächlich nie getan hat. Dann verbringt er Wochen damit, zu erklären, dass Obama Kleinunternehmen diffamiere, indem er behaupte, dass Unternehmer ihre eigenen Betriebe nicht selbst aufgebaut hätten. Alles, was sich eindeutig auf die Aussagen im Hinblick auf die Infrastruktur beziehen.

Inzwischen erweist sich Romney Steuer-Plan als Schwindel: grosse Steuersenkungen für die Reichen würden durch die Schliessung von Schlupflöcher ausgeglichen. Aber das TaxPolicy Center hat vor Augen geführt, dass die Arithmetik möglicherweise nicht funktioniert. Romney ist ausserdem unehrlich darüber gewesen, wann er Bain Capital verlassen hat.

Die Wahlkampagne ist laut Krugman eine Täuschung. Gefälschte Behauptungen über Obama, falsche Behauptungen über die Politik, nachgemachte Behauptungen über Romneys persönliche Geschichte.

Fazit: Ist es wirklich überraschend, dass die Ökonomen, die sich entschlossen haben, ihre Namen für die Kampagne zu geben, von dieser Kultur des Betrugs gefangen wurden? Vielleicht waren einige davon zunächst zurückhaltend oder sie dachten, dass sie die Wahlkampagne unterstützen könnten, mit selektiven Darstellungen der Wahrheit. Aber der Druck war, ein Teamplayer zu sein, der Wahlkampagne Material zu liefern, die sie benötigt und auf diese Weise sind alle eines Tages so weit gekommen, dass sie ihre Namen auf einen Bericht setzten, welcher einfach nur unehrlich ist, was auch einfach nachgewiesen werden kann und bereits dokumentiert worden ist.

Es wäre eine schreckliche Sache, auch wenn es für eine vertretbare Sache gewesen wäre, hebt Krugman hervor. Es ist noch schlimmer, wenn es darum geht, einen Mann zu wählen, der keinen Kern zu haben scheint, ausser persönlichem Ehrgeiz.

Keine Kommentare: