Dienstag, 14. August 2012

Das wirkliche Ziel von Romney und Ryan


Paul Krugman stellt in seinem Blog klar, dass die Wahl auf Paul Ryan als VP-Kandidat gefallen ist, nicht weil damit die konservative Basis zufriedengestellt werden soll, was von Obama-Hass motiviert ist, sondern um die Leichtgläubigkeit und Eitelkeit der Nachrichten-Medien auszubeuten, etwa so, wie George W. Bush im Jahr 2000 gehandelt hat. Jonathan Chait scheint zu verstehen. Denn Romney und Ryan sind fest entschlossen, zu vermeiden, dass Einzelheiten über ihre Pläne bekannt werden.

Wie Bush im Jahr 2000 hat Ryan einen völlig unverdienten Ruf in den Medien als ein schroffen, ehrlichen Kerl. Im Fall von Ryan wird der Ruf darüber hinaus als einen ernsthaften politischen Streber ergänzt, beschreibt Krugman. Nichts davon hat eine Grundlage in der Realität. Ryans viel beschworener Plan, alles andere als eine wirkliche Lösung, beruht massgeblich auf Sachen, die nur aus der Luft ergriffen sind: (a) hohe Einnahmen, die angeblich aus der Schliessung der Schlupflöcher stammen und (b) hohe Ausgabenkürzungen, die nicht näher erläutert werden, wie sie geschehen. Mehr dazu bietet Matt Miller in seiner Analyse.

Woher kommt also der Ruf von Ryan? Weil viele Kommentatoren uns eine Geschichte über die US-Politik erzählen wollen, die gut aussieht und sie dabei gut fühlen lässt, eine Geschichte, wo beide Parteien ebenso Schuld an der nationalen Patt-Situation tragen und wo viele Kommentatoren angeblich über dem Streit stehen. Diese Geschichte setz voraus, dass es gute, ehrliche, technisch versierte konservative Politiker geben muss. Man braucht nur auf sie zu zeigen und zu sagen, wie wir sie bewundern, auch wenn wir mit den Ideen dieser Politiker nicht einverstanden sind. Schliesslich, wenn Sie einige konservative Politiker loben, werden Sie nicht als grossmütig unparteiisch angesehen, legt Krugman dar.

Das Problem ist natürlich, dass es wirklich schwer ist, irgendwelche tatsächlich konservative Politiker zu finden, die dieses Lob verdienen. Ryan mit seinen flockigen Nummern (und eigentlich sehr harten Haltung in sozialen Fragen) ist es sicherlich nicht. Aber eine grosser Teil der Kommentatoren hat schon früh entschieden, dass sie Ryan in die Rolle des Serious Honest Conservative schlüpfen. Und sie sind sehr unwillig, die Wahl des Castings im Lichte der Evidenz zu überdenken.

Das ist die Anhängerschaft, die Romney anpeilt: nicht einen grossen Teil der Wählerschaft, sondern nur ein paar hundert, zumeist Redakteure, Reporter, Programmgestalter und Experten. Seine Hoffnung ist, dass Ryans ungerechtfertigter Ruf als ehrlichen Streber sich als Ganzes in die Wahlliste überträgt.

Zum Schluss ein Memo von Krugman an die Medien:

„Sie sind jetzt Spieler in dieser Wahlkampagne geworden, nicht nur Reporter. Mitt Romney sucht keine Debatte über die Probleme. Er setzt darauf, dass Ihre Leichtgläubigkeit und Eitelkeit dafür sorgen werden, dass er über die Probleme nicht reden muss, einschliesslich der eigenen Eignung für die Präsidentschaft“. 

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