Paul Krugman stellt in seinem Blog klar, dass die Wahl auf Paul Ryan als VP-Kandidat gefallen ist, nicht weil damit die konservative Basis zufriedengestellt
werden soll, was von Obama-Hass motiviert ist, sondern um die Leichtgläubigkeit
und Eitelkeit der Nachrichten-Medien auszubeuten, etwa so, wie George W. Bush im Jahr
2000 gehandelt hat. Jonathan Chait scheint zu verstehen. Denn Romney und Ryan sind fest
entschlossen, zu vermeiden, dass Einzelheiten über ihre Pläne bekannt werden.
Wie
Bush im Jahr 2000 hat Ryan einen völlig unverdienten Ruf in den Medien als ein schroffen,
ehrlichen Kerl. Im Fall von Ryan wird der Ruf darüber hinaus als einen
ernsthaften politischen Streber ergänzt, beschreibt Krugman. Nichts davon hat
eine Grundlage in der Realität. Ryans viel beschworener Plan, alles andere als
eine wirkliche Lösung, beruht massgeblich auf Sachen, die nur aus der Luft
ergriffen sind: (a) hohe Einnahmen, die angeblich aus der Schliessung der
Schlupflöcher stammen und (b) hohe Ausgabenkürzungen, die nicht näher erläutert
werden, wie sie geschehen. Mehr dazu bietet Matt Miller in seiner Analyse.
Woher
kommt also der Ruf von Ryan? Weil viele Kommentatoren uns eine Geschichte über
die US-Politik erzählen wollen, die gut aussieht und sie dabei gut fühlen
lässt, eine Geschichte, wo beide Parteien ebenso Schuld an der nationalen Patt-Situation
tragen und wo viele Kommentatoren angeblich über dem Streit stehen. Diese
Geschichte setz voraus, dass es gute, ehrliche, technisch versierte
konservative Politiker geben muss. Man braucht nur auf sie zu zeigen und zu
sagen, wie wir sie bewundern, auch wenn wir mit den Ideen dieser Politiker
nicht einverstanden sind. Schliesslich, wenn Sie einige konservative Politiker
loben, werden Sie nicht als grossmütig unparteiisch angesehen, legt Krugman
dar.
Das
Problem ist natürlich, dass es wirklich schwer ist, irgendwelche tatsächlich
konservative Politiker zu finden, die dieses Lob verdienen. Ryan mit seinen
flockigen Nummern (und eigentlich sehr harten Haltung in sozialen Fragen) ist
es sicherlich nicht. Aber eine grosser Teil der Kommentatoren hat schon früh
entschieden, dass sie Ryan in die Rolle des Serious
Honest Conservative schlüpfen. Und sie sind sehr unwillig, die Wahl des Castings
im Lichte der Evidenz zu überdenken.
Das
ist die Anhängerschaft, die Romney anpeilt: nicht einen grossen Teil der
Wählerschaft, sondern nur ein paar hundert, zumeist Redakteure, Reporter,
Programmgestalter und Experten. Seine Hoffnung ist, dass Ryans ungerechtfertigter
Ruf als ehrlichen Streber sich als Ganzes in die Wahlliste überträgt.
Zum
Schluss ein Memo von Krugman an die Medien:
„Sie
sind jetzt Spieler in dieser Wahlkampagne geworden, nicht nur Reporter. Mitt
Romney sucht keine Debatte über die Probleme. Er setzt darauf, dass Ihre
Leichtgläubigkeit und Eitelkeit dafür sorgen werden, dass er über die Probleme
nicht reden muss, einschliesslich der eigenen Eignung für die Präsidentschaft“.
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