Erkennt
man die wahren Ursachen der Euro-Krise nicht, kann auch keine Abhilfe
geschaffen werden. Spanien und Italien leiden heute unter Ansteckungsgefahr der Krise in Griechenland. Italien hat zwar ein
Haushaltsdefizit, aber es ist nicht besonders hoch. Grossbritannien hat ein
hohes Haushaltsdefizit, und zwar viermal höher als Italien.
Dennoch
zahlt Grossbritannien für Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit 1,55% Zinsen. Italien hingegen verzinst
seine Staatsanleihen mit vergleichbarer Laufzeit mit 6%. Ein krasser Unterschied. Warum?
Grossbritannien
kann sich in Pfund, d.h. der eigenen Währung verschulden. Italien kann es
nicht, weil es Euro hat. Die britische Notenbank (BoE: Bank of England) erklärt sich zudem bereit, unbegrenzt
Staatspapiere zu kaufen. In einer Währungsunion ist es aber nicht einfach,
durch Sparmassnahmen die Zinsen zu drücken. Es bedarf einer gemeinsamen
Handlung aller EU-Staaten.
Die
EZB müsste Staatsanleihen von Italien und
Spanien aufkaufen. Aber die EZB weigert sich. Warum? Weil die deutsche
Regierung dagegen ist. Warum? Weil die Deutsche Bundesbank die Ansicht vertritt,
dass der Ankauf von Staatsanleihen gegen die alte Bundesbank-Tradition
verstösst.
Peter Bofinger erklärt in einem lesenswerten Interview
mit Kurier,
dass die Deutsche Bundesbank in den 1970er
Jahren im grossen Stil deutsche Staatsanleihen gekauft hat, um die
langfristigen Zinsen zu senken.
„Bundesbank
erleidet Anleihe-Kauf Amnesie“ berichtet Bloomberg mit Hinweis auf Bofingers
Aussage. FT Alphaville redet von „ironischen
Bundesbank lessons“. Die Bundesbank hat damals Staatspapiere in Höhe von 1%
des BIP angekauft, weil die wirtschaftlichen Aussichten sich verschlechtert
hatten.
Die Wirtschaftsleistung schrumpfte um 0,9%. Und die Bundesbank war besorgt, dass die langfristigen Zinsen (von 10,4% im Jahre 1975) weiter klettern würden, was auf Wachstum lasten und die Inflation antreiben könnte.
Bemerkenswert ist, dass die öffentlichen Anleihekäufe im Widerspruch zum Mandat der Bundesbank standen, weil es sich dabei um Schulden-Monetisierung (debt monetisation) handelte. Bundesbankpräsident Karl Klasen habe damals angeblich die Bond-Käufe „versehentlich“ auf einer Pressekonferenz angekündigt und sich deshalb trotz Kritik aus der Politik daran halten müssen. Das Argument lautete: Die Bundesbank muss Anleihen aufkaufen, um den geldpolitischen Transmissionsmechanismus (monetary policy’s transmission channel) aufrechtzuerhalten.
Fazit: Die von der EU vorgeschriebenen Sparprogramme taugen nichts, die Refinanzierungskosten für die betreffenden Staaten zu senken. Der derzeitige Austeritätskurs schickt die Mitgliedsstaaten im Euroraum in eine schwere Rezession.
Die
Austeritätspolitik hat kläglich versagt. Durch die Planung von weiteren rigorosen
Sparmassmahmen, weiterhin millionenfaches menschliches Leiden in Kauf zu
nehmen, ist eine Unverfrorenheit.
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