Kaum
ist die Meldung durch, dass Ökonomen dem britischen Schatzkanzler George Osborne die Unterstützung für
die Austeritätspolitik entziehen, meldet sich Angela Merkel aus dem Sommerurlaub zurück.
Bundeskanzlerin
Merkel erneuert ihre Forderung nach
Austerität, um die Turbulenzen im Euro-Raum zu bekämpfen, indem sie mit Lob auf
Kanadas Erfahrung hindeutet, schreibt Tim
Duy in seinem Blog.
Merkel
nimmt einen Besuch in Kanada zum Anlass, um ihre ersten öffentlichen Aussagen
seit einem Monat über die Euro-Krise zu unterstreichen, berichtet Bloomberg. Die Kanzlerin begrüsst Kanadas „grosse Haushaltsdisziplin,
Konzentration auf Wachtum und nicht auf Pump zu leben“ als Vorbild für den
Euro-Raum.
Das
ist auch die richtige Lösung für Europa, sagte Merkel bei einem Empfang in
Ottawa gestern, bevor sie Gespräche mit dem Premierminister Stephen Harper
aufnahm.
Das
Problem ist natürlich, dass Kanada das falsche Modell ist, hebt Duy hervor. Peter Coy von Bloomberg hat früher in diesem Jahr darauf hingewiesen, warum
Kanada das falsche Beispiel für die USA ist. Die rationale Basis gilt auch für
Europa, argumentiert der an der University
of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor ergänzend.
Die
Sparmassnahmen haben dazu beigetragen, die Zinsen zu senken. In den USA sind
die Zinsen bereits ausserordentlich niedrig, sodass es keinen Spielraum mehr
gibt.
Die
Sparmassnahmen haben dazu geführt, dass der Kanada Dollar sich abgewertet hat,
was die kanadischen Güter wettbewerbsfähiger machte. Die USA haben hingegen
eine relativ autarke Wirtschaft, sodass das Land von einer Währungsabwertung
weniger profitieren würde, wenn überhaupt.
Kanada
hat von der steigenden Nachfrage nach seinen Produkten aus den USA und China
profitiert, was die Abschreckwirkung des Defizitabbaus kompensiert hat. Kein
Land ist heute bereit, aus den USA mehr zu importieren.
Kanada
ist in der Tat eine Ausnahme. Eine IWF-Studie hat 172 Fiskalpolitik-Änderungen
in fortentwickelten Staaten untersucht und herausgefunden, dass der Abbaus des
Haushaltsdefizits um 1% des BIP zu einem Rückgang der Produktion um zwei
Drittel Prozent geführt und die Arbeitslosigkeit um ein Drittel Prozent erhöht
hat.
Duy
vermutet, dass die europäischen Politiker hoffen, dass die niedrigen Zinsen all
ihre Probleme lösen würden. Niedrige Zinsssätze helfen, Staatsverschuldung zu
finanzieren. Aber niedrige Zinsen haben nicht die erwartete Erholung der
Wirtschaft in Grossbritannien ausgelöst. Duy erwartet im Angesicht des Schadens
im europäischen Finanzsystem deshalb das gleiche auch für Europa.
Merkel
will nicht glauben, dass die Währungsabwertung mit einem
Standard-IWF-Rettungsprogramm etwas zu tun hat. Man kann sich das Problem aber
nicht davon wünschen, so Duy.
Der
globale Handel ist bereits abgeschwächt. Die Herausforderung ist in Europa
schlimmer, wo die wichtigsten Handelspartner in Schwierigkeiten stecken. Kanada
hat darüber hinaus den Vorteil, ein Öl-Produzent zu sein, was sich in diesem Jahrzehnt als positiv erwiesen
hat.
Der
letzte Punkt ist laut Duy, dass die Geschichte im Allgemeinen die Idee des
Booms durch die Austerität nicht stützt. Es gibt bereits zahlreiche Beispiele
in Europa, die Merkel bewusst ignoriert, legt Duy dar. Und Kanada hat von einer
Zentralbank profitiert, die das nominale BIP-Wachstum fördert.
Fazit: Es ist nicht gerade einfach, die
Staatsquote (Schulden im Verhältnis zum BIP) zu reduzieren, wenn der Nenner
(d.h. BIP) abnimmt. Es ist eine Quote (Schulden/Wirtschaftswachstum).
Austerität ohne Wachstum bedeutet, dass die Staatsquote steigt, wenn das
Wachstum der Wirtschaft schrumpft, was heute in Spanien, Italien usw.
beobachtet werden kann.
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