Donnerstag, 30. August 2012

Giroguthaben der Banken bei der Zentralbank


Die EZB hat am 5. Juli den Zinssatz für die Einlagefazilität von 0,25% auf 0,00% gesenkt. Die Zentralbank von Dänemark hat am gleichen Tag den Einlagensatz auf Minus 0,2% festgelegt. Das heisst, dass die Banken für die Einlagen, die sie bei der Zentralbank hinterlegen, eine Art Gebühr zahlen müssen.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wird nun immer wieder die Frage aufgeworfen, was passieren würde, wenn auch die Fed den Zinssatz für die Einlagen der Banken von heute 0,25% auf 0,0% senken würde. Einige Leute wundern sich, ob die Banken weiter so viel Giroguthaben bei der Fed unterhalten würden und stattdessen damit beginnen würden, mehr Kredit zu vergeben.

Gaetano Antinolfi und Todd Keister erklären in einem unbedingt lesenswerten Artikel („Interest on Excess Reserves and Cash „Parked“ at the Fed“) auf der Home Page von Federal Reserve Bank of New York, dass die Senkung des Zinssatzes IOER auf Null keine bedeutende Auswirkung auf die Menge der Gelder, die die Banken bei der Fed als Reserve deponieren, entfalten würde.

Die Giroguthaben, die die Banken bei der US-Notenbank halten, sind seit 2008 dramatisch gestiegen, wie in der Abbildung zu sehen ist. Die überwiegende Mehrheit dieser Mittel stellt Überschussreserven (excess reserves) dar. Es handelt sich dabei um Reserven, die die Summe der Mindestreserveanforderungen übersteigen.

Um die Frage zu beantworten, ob eine Senkung des IOER-Satzes auf Null die Banken veranlassen würde, das Kreditvergabe-Geschäft anzukurbeln,  schlagen die Autoren vor, einen Blick auf die Bilanz der Fed zu werfen.


Guthaben der Geschäftsbanken bei der Fed, Graph: Federal Reserve Bank of New York

Die Frage, die am Anfang zu stellen, ist: was bestimmt die Menge der Guthaben? Hier ist zunächst eine einfache Version der Fed Bilanz in einer Tabelle dargestellt.




Die Guthaben, die die Banken bei der Fed unterhalten, stehen auf der Passiv-Seite (Verbindlichkeiten) der Bilanz der Fed. Der andere bedeutende Posten auf der Passiv-Seite sind die Noten im Umlauf. Giroguthaben + Noten im Umlauf machen die Notenbankgeldmenge (monetary base) aus. Die Zusammensetzung der beiden Elemente werden durch die Menge der Noten im Umlauf, die von Unternehmen und privaten Haushalten verwendet werden, bestimmt, für z.B. Transaktionen oder dafür, dass die Banken damit die Bankautomaten (ATM) auffüllen.

Was bestimmt die Grösse der Notenbankgeldmenge (monetary base)? 

Auch auf der Bilanz der US-Notenbank müssen Verbindlichkeiten (plus Eigenkapital) Vermögenswerten entsprechen. Die Vermögenswerte (Aktiv-Seite) der Fed bestehen hauptsächlich aus US-Staatsanleihen und MBS (mit Hypotheken besicherte Anleihen), welche durch die Fed im Rahmen des Anleihekaufprogramms (LSAP) angekauft worden sind.

Da die Senkung des Zinssatzes für Giroguthaben die Menge der Vermögenswerte, die von der Fed gehalten werden, nicht verändern würde, würde sich auch die Summe der Notenbankgeldmenge (Geldbasis) verändern. Eine Senkung (oder sogar gleich unter Null Setzung) des IOER-Satzes würde also die Banken, Unternehmen oder private Haushalte nicht veranlassen, mehr Noten zu halten. Daraus folgt, dass eine Senkung des IOER-Satzes auf die Menge der Guthaben, die die Banken bei der Fed halten, keine bedeutende Auswirkung hätte.

In den Medien ist zumeist von „brachliegenden Mitteln“ die Rede, die bei der Fed „geparkt“ werden, wenn es um die angesprochenen Guthaben der Banken geht. Es mag für eine einzelne Bank zutreffen, die beschliesst, wieviel Mittel sie als Reserve halten will. Die oben geschilderte Logik zeigt aber, dass die gesamte Menge an Guthaben nicht von den einzelenen Entscheidungen abhängt. Wie kann aber etwas, was für eine einzelne Bank gilt, für das gesamte System als Ganzes nicht zutreffen?

Die Auflösung des scheinbaren Rätsels ist, dass, wenn eine Bank entscheidet, eine etwas wenigere Guthaben auf dem Reserve-Konto zu unterhalten, das Reserve-Konto der anderen Bank ansteigt, was dazu führt, dass die gesamte Summe unverändert bleibt.

Fazit: Die Guthaben repräsentieren keine „brachliegende Mittel“, was das Banking-System nicht gewillt ist, als Kredit zu verleihen. In der Tat vermittelt die gesamte Summe an Guthaben, die von Banken bei der Fed unterhalten werden, keine Information über die Kredit-Aktivitäten. Es handelt sich dabei um eine Widerspiegelung der Entscheidungen, die die Fed trifft, wie viel Vermögenswerte sie erwerben will.

PS:

IOER: interest on excess reserves

PPS:

In der Schweiz werden die Giroguthaben der Banken von der SNB nicht verzinst.

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