Samstag, 25. August 2012

Geistiger Verfall der geldpolitischen Art


Mitt Romney, der Kandidat der Republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahl 2012 hat neulich erklärt, dass er die Absicht habe, Ben Bernanke zu ersetzen. Begründung: Fed-Chef verfolgt eine aggressive Geldpolitik, um die Rezession zu bekämpfen.

Eigentlich ist die Geldpolitik der Fed heute nicht aggressiv genug. Aber das ist ein anderes Thema.

Romney sagt, dass er sicherstellen will, dass die Fed sich auf die Aufrechterhaltung der Währungsstabilität konzentrieren soll, die zu einem starken US-Dollar führt und das Vertrauen steigert, dass Amerika nicht den Weg geht, den die anderen Länder zu ihrem Nachteil gegangen sind.

Paul Krugman bemerkt dazu in seinem Blog, dass es mal eine Zeit gab, nicht lange her, wenn die Republikaner, was auch man von ihren anderen Ideen immer halten mag, zum etablierten Konsens über die Geldpolitik gehörten. Im Wirtschaftsbericht des US-Präsidenten von 2004 steht beipielsweise zu lesen (vermutlich von Greg Mankiw geschrieben), dass aggressive Geldpolitik die Tiefe einer Rezession verringern kann.

Und die GOP bereitet heute angeblich eine Plattform dafür vor, Schritte in Richtung auf eine Rückkehr des Goldstandards zu fordern, legt Krugman dar.

Das wirklich Merkwürdige an all dem ist, dass diese Hinwendung zu hard-money Mystik gerade dann stattfindet, auch wenn die Ereignisse beweisen, dass die Vorteile dessen, nicht in einem Goldstandard zu leben, und eine Fiat-Geld (fiat currency) zu haben, die in Notfällen frei gedruckt werden kann, sogar noch grösser sind als die Standard-Analyse nahelegen würde.


Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP: Spanien (blaue Kurve) versus Grossbritannien (rote Kurve), Graph: Prof. Paul Krugman

Vor diesem Hintergrund ist der von Mark Thoma verlinkte, alte Artikel („The Gold Bug Variations“) von Krugman zum Goldstandard auf alle Fälle noch einmal lesenswert.

Es gibt aber ein zusätzliches Anliegen, ergänzt Krugman heute: die Handlungsfähigkeit einer Zentralbank als lender of last resort sowohl für die öffentliche Hand und als auch für private Banken. Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor empfiehlt hierbei, eine der wichtigsten Analysen („The Governance of a Fragile Eurozone“) von Paul De Grauwe nachzulesen, wo der belgische Wirtschaftsprofessor schildert, wie aus der Euro-Krise zu kommen ist. Der Konstrast zwischen Spanien und Grossbritannien ist verblüffend. Ihre mittelfristige finanzpolitische Ausblicke sind vergleichbar, zumindest laut IWF.


Langfristige Zinsen: Spanien (blaue Kurve) versus Grossbritannien (rote Kurve), GraphProf. Paul Krugman

Die GOP hat also beschlossen, dass wir Fiat-Geld als Übel ablehnen müssen und den Goldstandard wiedereinführen, und zwar genau im Moment, wenn die Ereignisse bewiesen, dass das Fiat Money eine wirklich nützliche Sache ist und der Verlust der Flexibilität, die aus der Abschaffung des Fiat Money resultieren würde, völlig katastrophal sein kann. Was ist los?

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