Freitag, 3. August 2012

SNB-Bashing ganz in Mode


Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kann es derzeit niemandem rechtmachen. Kauft sie am Devisenmarkt Devisen, v.a. Euro, um den Mindestkurs des Frankens von 1,20 je Euro aufrechtzuerhalten, heisst es, dass sie in den Markt eingreife und inzwischen so viel Euro gekauft habe,  dass einem bange werden müsse.

Die Schweiz sei das neue China, beschreibt FT aus London in einem Artikel („Switzerland is new China in currencies“).

Die Schweiz verfügt zur Zeit über Fremdwährungsreserven in Höhe von 365 Mrd. Franken (384 Mrd. $). Damit befindet sich das Land nach China, Japan, Saudi-Arabien, Russland und Taiwan auf dem 6. Rang der Welt mit den höchsten Devisenreserven.

Einige Analysten denken, dass die SNB jeden Tag rund 3 Mrd. Franken ausgibt, um Euro zu kaufen. Der Anteil des Euro an Devisenreserven beläuft sich per Ende des 2. Quartals 2012 auf 60% (bisher 51%).

Verkauft die SNB aber Euro, dann lautet der Vorwurf, dass sie im Markt für Turbulenzen sorge. Die britische Wirtschaftszeitung glaubt nämlich, dass die Schweiz für die jüngsten Bewegungen in den wichtigsten Währungen einschliesslich des australischen Dollars und der schwedischen Krone mitantwortlich ist. Der Grund dafür sei, dass die SNB die Euros wieder im Markt verkaufe. Die schwedische Krone hat inzwischen ein 12-Jahres-Hoch gegenüber dem Euro erklommen, während auch der australische Dollar gegenüber der Gemeinschaftswährung auf Rekordhöhen schwebt. Die schwedische Zentralbank müsse von jetzt an bei der Festlegung der eigenen Geldpolitik auf die SNB achten, argumentiert FT.


Asset Allokation für die Devisenreserven der SNB, Graph: SNB

Reuters, die weltweit grösste internationale Nachrichtenagentur schildert  in einem Artikel („SNB-central bank or hedge funds?“), dass die Schweiz sich schnell in einen grossen Hedge Fonds mit „einem kleinen Land dahinter hängend“ verwandle.

Die Vorwürfe scheinen ziemlich aus der Luft gegriffen. Der Aufwertungsdruck auf die SEK und DKK ist eine Folge der Funktion der beiden nordischen Währungen als sicheren Hafen in stürmischen Zeiten genau so wie der CHF es seit langem erfährt.

Der Devisenmarkt ist ein dezentraler Markt, wo die Devisen nicht wie an einer Börse gehandelt werden, sondern im direkten Austausch zwischen Marktteilnehmern. In Krisenzeiten sind Anomalien nicht ungewöhnlich.

Was soll aber die SNB unternehmen? Die Aufrechterhaltung des Mindestkurses aufgeben? Die unmittelbaren Folgen wären: Aufwertung des Frankens (um 20-25%?), Verstärkung der Deflationsgefahr, Zusammenbruch des Exportgeschäftes und Kontraktion der Wirtschaftsleistung.

Eine übermässige Aufwertung des Frankens würde die deflationäre Tendenz in der Schweiz verstärken. Der starke Franken würde die Einfuhren billiger machen. Die Verbraucher und Unternehmen würden über längere Zeit einen anhaltenden Rückgang der Preise erwarten. Geld würde gehortet und die Konsumenten würden die Ausgaben reduzieren, weil sie auf tiefere Preise in Zukunft setzen würden. Die Investitionstätigkeit der Unternehmen würde abnehmen. Vor diesem Hintergrund würde der Rückgang der Ausfuhren zu einer Abnahme des BIP führen. Am Schluss würde Arbeitslosigkeit entstehen. Soll die SNB den Mindestkurs aufgeben? Die Schweiz erleidet im Sog der Austeritätspolitik im Euro-Raum bereits seit einigen Jahren Nachteile.

Die Devisenreserven der SNB machen zur Zeit rund 62% der Wirtschaftsleistung (BIP) aus. Der Gewinn auf den Fremdwährungspositionen der SNB beträgt für das erste Halbjahr 5,1 Mrd. Franken. Das Ergebnis der SNB ist überwiegend von der Entwicklung der Gold-, Devisen- und Kapitalmärkte abhängig.


Devisenreserven der SNB, Graph: SNB Rechenschaftsbericht 2011

PS:

Die Devisenreserven der SNB per Ende des 2. Quartals 2012 (*)

US-Dollar: 22% (28%)
Euro: 60% (51%)
Britisches Pfund: 3% (5%)
Yen: 8% (9%)
Kanadischer Dollar: 3% (4%)
Übrige: 4% (3%) (**)

(*) Angaben der SNB, in Klammern die bisherigen Werte.
(**) "Übrige" beinhalten AUD, SEK, DKK, SGD, KRW.

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