Die
Schweizerische Nationalbank (SNB) kann es derzeit niemandem
rechtmachen. Kauft sie am Devisenmarkt Devisen, v.a. Euro, um den Mindestkurs
des Frankens von 1,20 je Euro aufrechtzuerhalten, heisst es, dass sie in den
Markt eingreife und inzwischen so viel Euro gekauft habe, dass einem bange werden müsse.
Die
Schweiz sei das neue China, beschreibt FT
aus London in einem Artikel („Switzerland
is new China in currencies“).
Die
Schweiz verfügt zur Zeit über Fremdwährungsreserven in Höhe von 365 Mrd. Franken (384 Mrd. $). Damit befindet
sich das Land nach China, Japan, Saudi-Arabien, Russland und Taiwan auf dem 6.
Rang der Welt mit den höchsten Devisenreserven.
Einige
Analysten denken, dass die SNB jeden Tag rund 3 Mrd. Franken ausgibt, um Euro
zu kaufen. Der Anteil des Euro an Devisenreserven beläuft sich per Ende des 2.
Quartals 2012 auf 60% (bisher 51%).
Verkauft
die SNB aber Euro, dann lautet der Vorwurf, dass sie im Markt für Turbulenzen
sorge. Die britische Wirtschaftszeitung glaubt nämlich, dass die Schweiz für
die jüngsten Bewegungen in den wichtigsten Währungen einschliesslich des
australischen Dollars und der schwedischen Krone mitantwortlich ist. Der Grund
dafür sei, dass die SNB die Euros wieder im Markt verkaufe. Die schwedische
Krone hat inzwischen ein 12-Jahres-Hoch gegenüber dem Euro erklommen, während
auch der australische Dollar gegenüber der Gemeinschaftswährung auf Rekordhöhen
schwebt. Die schwedische Zentralbank müsse von jetzt an bei der Festlegung der
eigenen Geldpolitik auf die SNB achten, argumentiert FT.
Asset
Allokation für die Devisenreserven der SNB, Graph:
SNB
Reuters, die weltweit grösste
internationale Nachrichtenagentur schildert
in einem Artikel („SNB-central bank or
hedge funds?“), dass die Schweiz sich schnell in einen grossen Hedge Fonds mit
„einem kleinen Land dahinter hängend“ verwandle.
Die
Vorwürfe scheinen ziemlich aus der Luft gegriffen. Der Aufwertungsdruck auf die
SEK und DKK ist eine Folge der Funktion der beiden nordischen Währungen als
sicheren Hafen in stürmischen Zeiten genau so wie der CHF es seit langem erfährt.
Der
Devisenmarkt ist ein dezentraler Markt, wo die Devisen nicht wie an einer Börse
gehandelt werden, sondern im direkten Austausch zwischen Marktteilnehmern. In
Krisenzeiten sind Anomalien nicht ungewöhnlich.
Was
soll aber die SNB unternehmen? Die Aufrechterhaltung des Mindestkurses
aufgeben? Die unmittelbaren Folgen wären: Aufwertung des Frankens (um 20-25%?),
Verstärkung der Deflationsgefahr, Zusammenbruch des Exportgeschäftes und
Kontraktion der Wirtschaftsleistung.
Eine
übermässige Aufwertung des Frankens würde die deflationäre Tendenz in der
Schweiz verstärken. Der starke Franken würde die Einfuhren billiger machen. Die
Verbraucher und Unternehmen würden über längere Zeit einen anhaltenden Rückgang
der Preise erwarten. Geld würde gehortet und die Konsumenten würden die Ausgaben
reduzieren, weil sie auf tiefere Preise in Zukunft setzen würden. Die
Investitionstätigkeit der Unternehmen würde abnehmen. Vor diesem Hintergrund
würde der Rückgang der Ausfuhren zu einer Abnahme des BIP führen. Am Schluss
würde Arbeitslosigkeit entstehen. Soll die SNB den Mindestkurs aufgeben? Die
Schweiz erleidet im Sog der Austeritätspolitik im Euro-Raum bereits seit
einigen Jahren Nachteile.
Die
Devisenreserven der SNB machen zur Zeit rund
62% der Wirtschaftsleistung (BIP) aus. Der Gewinn auf den
Fremdwährungspositionen der SNB beträgt für das erste Halbjahr 5,1 Mrd.
Franken. Das Ergebnis der SNB ist überwiegend von der Entwicklung der Gold-,
Devisen- und Kapitalmärkte abhängig.
Devisenreserven
der SNB, Graph: SNB
Rechenschaftsbericht 2011
PS:
Die
Devisenreserven der SNB per Ende des 2. Quartals 2012 (*)
US-Dollar:
22% (28%)
Euro:
60% (51%)
Britisches
Pfund: 3% (5%)
Yen:
8% (9%)
Kanadischer
Dollar: 3% (4%)
Übrige:
4% (3%) (**)
(*)
Angaben der SNB, in Klammern die bisherigen Werte.
(**) "Übrige" beinhalten AUD, SEK, DKK, SGD, KRW.
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