Die
EZB-Sitzung findet am Donnerstag statt. Was ist zu erwarten? Die
Erwartungshaltung scheint derzeit besonders durch die jüngsten Aussagen des
EZB-Chef Mario Draghi geprägt. Alle wollen wissen, was es heisst, dass die EZB alles tun
werde, um den Euro zu erhalten?
Das
Europe Research Team von Morgan Stanley
rechnet mit Zinssenkung um 50 Basispunkte bis Ende des Jahres. Die Hälfte davon
könnte bereits morgen angekündigt werden.
Eine
weitere Frage, die sich in den vergangenen Tagen öfters gestellt hat, ist, ob
die EZB den Zinssatz für die Einlagefazilität unter Null Prozent senken wird. Es würde bedeuten, dass die EZB dem schwedischen
und dem dänischen Beispiel folgt. Die beiden nordischen Zentralbanken haben nämlich
den Satz für die Einlagen bereits unter Null gesetzt.
Eine
negative Verzinsung der Überschussreserven der Banken würde laut Morgan Stanley einige operative
Massnahmen erfordern. Die Banken wären wahrscheinlich in der Lage, ohne eine
Strafverzinsung eine bestimmte Summe an Überschussreserven im Current Account zu halten. Die EZB
müsste daher einige Schritte unternehmen, um die negative Verzinsung der
Einlagen zu einem wirksamen geldpolitischen Instrument zu machen.
Wie
geht Dänemark damit um?
Dänemark
sah sich im Sog der Euro-Krise als sicheren Hafen mit einem massiven
Kapitalzufluss konfrontiert. Die starke Nachfrage nach der dänischen
Landeswährung (DKK) hat einen enormen Druck ausgelöst, die Koppelung (currency peg) der dänischen Krone (DKK)
an den Euro aufrechtzuerhalten.
Giroguthaben
und Überschussreserven der Banken bei der dänischen Zentralbank, Graph: Morgan Stanley, Research Europe
Die
dänische Zentralbank hat daher die Zinsen in den vergangenen sechs Monaten ein
paar mal gelockert und schliesslich am 6. Juli negative Zinsen von -0,2% für die Einlagen (certificate
of deposit) der Banken eingeführt. Das heisst, dass die Banken an die
dänische Zentralbank 0,2% Zinsen zahlen müssen, damit sie bei ihr ihre Überschussreserven parken können.
Die
Zentralbank hat gleichzeitig die Obergrenze für die Giroguthaben (current
account) von bisher 23,3 Mrd. DKK auf 69,7 Mrd. DKK angehoben, welche nicht
verzinst werden. Was ist danach passiert? Die Banken haben die Gelder von certificate of deposits ins current account deposits umgeschichtet. Der negative Netto Effekt beträgt laut Morgan
Stanley 5 Basispunkte. Das heisst relativ klein.
Was
ist aber der Sinn, den Zinssatz für die Überschussreserven der Banken unter die
Null Grenze zu senken? Die dänische Zentralbank hat keine spezifische Erklärung
abgegeben. Aber die Massnahme dürfte eher damit zu tun haben, den Druck auf die
Kopplung DKK/EURO zu entlasten, als mit dem Versuch, die Mittel der Banken in
die Realwirtschaft zu verlagern.
Ist
es aber möglich, dass auch die EZB den Zinssatz für die Einlagen negativ macht?
Um
diese Frage zu beantworten, müssten vorerst die folgenden 5 Fragen beantwortet
werden:
Würde
eine negative Verzinsung der Überschussreserven die Banken veranlassen, die
Kreditvergabe zwischen Süd- und Nordeuropa wiederzubeleben?
Würden
Banken im Inland mehr Kredit an die Realwirtschaft verleihen? Oder auch über
die Landesgrenzen hinweg?
Würden
die Banken mehr Staatsanleihen kaufen? Was wäre der Effekt auf den Verlauf der
Ertragskurve?
Was
könnte mit der Liquidität am Markt passieren?
Was
wären die Auswirkungen auf die Banken und Versicherungsgesellschaften?
Fazit: Eine negative Verzinsung der
Überschussreserven würde dazu führen, dass die „Zinssätze“ für als Sicherheit (collateral) hinterlegten Papiere im
Interbank Handel „kostbarer“ machen. Die Renditen am kurzen Ende der
Ertragskurve würden sich v.a. in Deutschland ins Negative drehen und einige
Investoren würden sich im Hinblick auf die Duration längerfristig orientieren.
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