Mittwoch, 22. August 2012

Soll die Fed Inflation riskieren, um Wachstum zu fördern?


Obwohl die Inflation in den USA in den vergangenen zwei Monaten auf Null Prozent lag, warnen einige Experten die Fed noch immer davor, mehr Massnahmen zu ergreifen, um das Wachstum zu fördern, da sonst die Gefahr bestehe, dass die Inflation durch die Decke schiesse.

Was ist davon zu halten? Soll die Fed die Angst vor Inflation überwinden, um die Wirtschaft zu stützen? Vor diesem Hintergrund möchte die NY Times im Rahmen von Room for Debate (“Should the Fed Risk Inflation to Spur Growth?”)  von Mark Thoma, John H. Cochrane und Edward Harrison wissen, ob die Fed etwas mehr Inflation riskieren soll oder nicht, um die Wirtschaft anzukurbeln?

Mark Thoma bemerkt in seiner Antwort, dass die Fed wahrscheinlich nicht bereit ist, zum Nachteil von Millionen von Menschen, die wegen der Rezession keine Arbeit finden, die Erholung der Wirtschaft weiter zu unterstützen, weil sie die Kosten und Nutzen von weiteren wirtschaftspolitischen Massnahmen fehleinschätzt. Die Fed ist viel zu besorgt über das Potenzial für Inflation und viel zu pessimistisch, was die eigene Fähigkeit betrifft, die Arbeitslosenquote zu senken, legt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Die Überempfindlichkeit der Fed für die Inflation kommt grösstenteils von Erinnerungen an die 1970er Jahre her. Aber es gibt sehr wenig Sorgen zu rechtfertigen, dass das Inflationsproblem der 1970er Jahre sich wiederholen werde, hebt Thoma hervor.

Die Fed scheint andererseits überzeugt, dass es sich beim Problem der Arbeitslosigkeit um Faktoren handelt, auf welche sie selbst keinen Einfluss nehmen kann: Missverhältnisse (skills mismatch) zwischen den Fertigkeiten der verfügbaren Arbeitskräfte und den erforderlichen Fertigkeiten der offenen Stellen. Die empirische Evidenz widerspricht aber dieser Sicht, unterstreicht Thoma mit Nachdruck.

Es ist die mangelnde Nachfrage, die einen erheblichen Teil des Problem der Arbeitslosigkeit ausmacht.

Thoma ist überzeugt, dass die Fehleinschätzung der Fed im Hinblick auf die Kosten und Nutzen der weiteren geldpolitischen Massnahmen der Hauptgrund ist für die mangelnde Aufmerksamkeit für das Problem der Arbeitslosigkeit. Aber es ist unmöglich, auszublenden, welchen politischen Einfluss der Inflation-Falken im geldpolitischen Ausschuss der Fed ausüben.

Die Fed soll auf alle Fälle die Inflationsangst beiseite stellen, und mit einer neuen Runde der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik (genannt QE, d.h. quantitative easing) anfangen, und zwar in Höhe von 200 Mrd. $ pro Monat, um langlaufende Staatsanleihen zu kaufen, bis die Arbeitslosigkeit unter 7% fällt oder die Inflationsrate über 4% steigt, legt Thoma als Fazit nahe.

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