Die
Fed New York hat am Donnerstag
mitgeteilt, dass sie die verbliebenen Wertpapiere aus ihrem Portfolios “Maiden Lane III” verkauft und das
Kapitel “AIG” erfolgreich abgeschlossen hat.
James Hamilton nimmt die Gelegenheit in Econbrowser wahr und lässt die
Geldpolitik der US-Notenbank seit dem Ausbruch der Finanzkrise Revue passieren.
Der
erste Punkt, den der an der University of
California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor betont, ist, dass die
Strategie der Fed im Jahre 2008, was den Einsatz der Instrumente betrifft, sich
von der Strategie ab 2009 deutlich
unterscheidet. Die Fed hat 2008 eine Reihe von Sofortmassnahmen (emerging lending) verabschiedet, die in
der folgenden Abbildung als orange dargestellt sind.
Die
einzelnen Komponente der Kreditvergabe durch die Fed waren Currency Swaps, Commercial Paper Funding Facility, Term Auction
Facility. Die meisten davon wurden im März 2010 zu Ende geführt, wobei alle
Kredite mit Zinsen zurückbezahlt worden sind. Die Term Asset-Backed Securities
Loan Facility hat etwas länger gehalten als der Rest der Kreditfazilitäten.
Die
Fed-Strategie war: allmählich verkaufen und abschreiben. Am Donnerstag hat die
Fed angekündigt, dass sie „ML III“
mit Erfolg abgeschlossen hat, und zwar mit einem Gewinn von rund 2,8 Mrd. $ für
die Steuerzahler. Hamilton ist erstaunt, dass die Fed einen Gewinn meldet. Denn
es war bisher anzunehmen, dass die Fed diese Positionen im Verlauf der Zeit
abschreiben würde. Weitere Informationen werden am 23. November bekanntgegeben.
Fed
Bilanz Vermögenswerte (assets), Graph:
Prof. James Hamilton in Econbrowser
Die
Tatsache aber, dass die Fed die Transaktionen mit Gewinn abgewickelt hat, ist
ein wichtiges Detail, hebt Hamilton hervor. Die wichtigste Unsicherheit für die
politischen Entscheidungsträger war zu der Zeit (was derzeit das zentrale
Dilemma für die EZB darstellt), ob die Krise eine Krise der Liquidität oder der
Insolvenz ist.
Wenn
das Problem ist, dass die Vermögenswerte infolge der finanziellen Panik
vorübergehend unterbewertet sind (d.h. dass die Vermögenswerte temporär
illiquide sind), kann die Zentralbank das Problem durch die Übernahme der Rolle
als lender of last resort lösen.
Wenn
das Problem ist, dass die Vermögenswerte angemessen bewertet sind (d.h. dass
die Kreditnehmer grundsätzlich zahlungsunfähig sind), dann ist alles, was die
Zentralbank tun kann, die Verluste der vorhandenen Gläubiger an die
Steuerzahler zu übertragen (möglicherweise in Form einer Inflation-Steuer),
erklärt Hamilton.
Ein
wichtiger Hinweis darauf, dass die Zentralbank genau richtig gehandelt hat,
ist, dass der langfristige Wert der Vermögenswerte wiederhergestellt worden ist,
erläutert Hamilton. Die Fed hat sogar manche Transaktionen mit Profit
abgeschlossen.
Hamilton
möchte die Kritik, dass die Fed mit emergency
lending (Notprogramme für Kreditvergabe) versagt habe, für die Erholung der
Wirtschaft zu sorgen, nicht gelten lassen. Weil er die Ansicht vertrete, dass
es nicht in der Macht der Zentralbank (oder jemanden anderen) lag, die
Wirtschaft schnell wieder zu Vollbeschäftigung zurückzubringen. Die Absicht mit
emergency lending war, zu verhindern,
dass die Situation sich verschlechtert.
Die
US-Notenbank hat dann die Notfall-Finanzierungsfazilitäten so ersetzt, dass sie
angefangen hat, US-Staatsanleihen, und Anleihen, die von Fannie Mae und Freddie
Mac ausgegeben werden, zu kaufen. Dies ist laut Hamilton eine grundsätzlich
unterschiedliche Strategie als die der Kreditvergabe von 2008, wo Steuerzahler
von Risikotransfer verschont geblieben waren. Der Grund ist, dass, bevor die Fed
die Papiere (MBS) von staatlichen Hypothekenfinanzierern gekauft hat, das
US-Schatzamt (US-Treasury) die finanzielle Verantwortung für die Obligationen
der staatlichen Finanzierungsgesellschaften (agency) übernommen hatte. Die neueren Massnahmen (genannt als QE1
und QE2) zielen darauf ab, die Zinsen am langen Ende der Ertragskurve niedrig
zu halten und damit zu vermeiden, dass die US-Wirtschaft eine Deflation à la
Japan erfährt.
Fed
Bilanz Verpflichtungen (liabilities), Graph:
Prof. James Hamilton in Econbrowser
Am
Schluss wirft Hamilton einen Blick auf die Passiv-Seite
der Fed-Bilanz. Eine wichtige Position ist (gekennzeichnet als dunkel-grün in
der Abbildung) die Währung, die im Besitz der Öffentlichkeit ist: das Geld,
welches Sie und ich bei uns herumtragen. Die Summe ist trotz der Kreditvergabe
via QE1 und QE2 nur moderat gestiegen.
Es
gibt Leute, die immer wieder darauf hinweisen, dass die Fed „Geld druckt“. Aber es ist rein
physikalisch nicht wahr. Die Dollar-Scheine mit Bildern von George Washington
wurden nicht gedruckt. In der Tat wäre es eine Herausforderung , so viel Noten in
den vergangenen vier Jahren pyhsikalisch zu printen.
Die Fed hat Vermögenswerte durch
die Schaffung von Reserven
erworben, welche einfach Banken auf ihren Kontis bei der Fed elektronisch
gutgeschrieben werden. Die Banken könnten theoretisch die Fed bitten, die
Reserven in Banknoten umzuwandeln. Aber sie sitzen seit vier Jahren darauf.
Diejenigen, die behauptet haben, dass diese „Geldschöpfung“ galoppierende Inflation auslösen würde, liegen heute spektakulär
falsch.
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