Wie
lange können japanische Anleihepreise der Erdanziehungskraft trotzen?
Das ist
die Frage, der Prof. Takeo Hashi (UCSD) und Prof. Taktoshi Ito (University of
Tokyo) in einer Forschungsarbeit (Defying Gravity) nachgehen.
Obwohl
es neulich viele Diskussionen über die Verschuldung einiger europäischer
Staaten gegeben hat, ist Japan eine Klasse selbst, schreibt James Hamilton in Econbrowser.
Hoshi
und Ito verweisen auf den Konsens zwischen akademischen Forschern, die Japans
fiskalischen Kurs für unhaltbar halten.
Doi
(2009), Doi, Hoshi und Okimoto (2011), Doi und Ihori (2009), Sakuragawa und
Hosono (2011), Ito (2011), Ito, Watanabe und Yabu (2011) und Ostry et al.
(2010): alle finden, dass der japanische Staat, ohne eine drastische Änderung
in der Finanzpolitik, die Staatsquote (Schulden im Verhältnis zum BIP) nicht
stabilisieren kann.
Dennoch
scheinen Kreditgeber (des japanischen Staates) keine Bedenken zu haben, da die
Rendite der japanischen Staatspapiere extrem niedrig verlaufen.
Hoshi
und Ito argumentieren, dass das Hauptmerkmal, welches diesen Prozess
aufrechterhält, ist, dass 95% der japanischen Staatspapiere dem Inland gehört.
Japans Einwohner bringen ihre Ersparnisse zu den Banken und
Versicherungsgesellschaften, welche zusammen mit Pensionsfonds die Gelder an
den Staat zu einem niedrigen Zinssatz weiter leihen. Da aber immer mehr Japaner
in den Ruhestand gehen, ist eine dramatische Veränderung wahrscheinlich. Hier
ist Schätzung von Hoshi und Ito, die die gegenwärtigen Sparquote extrapolieren:
Japan
Staatsverschuldung und Renditeniveau der Staatspapiere, Graph: Takeo Hoshi und Taktoshi Ito, 2012
Staatsverschuldung
im Vergleich, Graph: Takeo Hoshi und Taktoshi
Ito, 2012
Hoshi
und Ito legen die Sparquoten zusammen, indem sie gleichzeitig annehmen, dass
die Steuereinnahmen und Sozialabgaben auf ihrem aktuellen Wert von 30% des BIP
verbleiben. Angesichts einer Wachstumsrate des BIP und eines angenommenen
Verlauf der Zinssätze ergibt sich dann die zukünftige Staatsquote als
Prozentsatz des BIP.
Die
nachfolgende Abbildung zeigt, was die Autoren als die „unrealistisch
optimistische Annahme“ bezeichnen, dass Japans BIP in den nächten 40 Jahren mit
einem Tempo von 2% wachsen würde. Die violette Kurve, die als „Debt 1“
gekennzeichnet ist, geht davon aus, dass der Zinssatzu dem BIP-Wachstum
entspricht. Demnach würde Japans Staatsquote auf 300% des BIP im Jahre 2024 und
auf 400% im Jahr 2034 steigen.
Hoshi
und Ito fragen, wer all diese Schultitel kaufen wird? Japan würde bald einen Punkt erreichen, wo
der Staat, auch wenn die Staatspapiere die einzigen Vermögenswerte wären, die
die inländischen Einwohner kaufen, mehr Kredit im Ausland aufnehmen müsste.
Ausländer wären vermutlich nicht gewillt, zu historisch tiefen Renditen
weiterhin japanische Staatspapiere zu kaufen.
Staatspapiere
und Finanzanlagen des privaten Sektors zwischen 2010-2040, unter der Annahme,
dass das BIP um 2% wächst, Graph: Takeo
Hoshi und Taktoshi Ito, 2012
Wenn
der japanische Staat gezwungen wäre, höhere Zinsen an ausländische Kreditgeber
zu bieten, wäre das Ergebnis sehr beunruhigend, betont Hamilton.
Hoshi
und Ito heben hervor, dass die eine grosse negative Auswirkung auf
Finanzinstitute entfalten würde, weil die Mehrzahl der langfristigen
Staatsanleihen von Banken und Versicherungsgesellschaften gehalten werden.
Steigt der Zinssatz, erleiden die Finanzinstitute Bewertungsverluste.
Fazit: Ob ein Schuldenstand nachhaltig
ist, hängt nicht allein von der Höhe der Schulden ab, sondern auch von den Zinsen
und dem Wachstum ab, schreibt Wolfgang
Münchau in Der Spiegel.
Japan lebt mit 200% Staatsschulden ziemlich gut.
Argentinien war
hingegen bei 65% pleite.
Grossbritannien hatte nach dem Krieg einen Schuldenstand von 250% des BIP und keine Schwierigkeiten.
Heute steckt das Land in einer vermeintlichen Schuldenkrise, obwohl der
Schuldenstand nur 85% beträgt, also
kaum höher als in Deutschland, hält Münchau fest. In Spanien ist der Schuldenstand geringer als in Deutschland. Trotzdem droht Zahlungsunfähigkeit. Es liegt auf der Hand, dass Spanien und Italien unter Ansteckungsgefahr der Krise in Griechenland leiden. Es ist das Phänomen einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, welches wie das Damoklesschwert über dem Euroland hängt.
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