Samstag, 25. August 2012

Euro-Krise aus Sicht von Hayek und Keynes


Europa täuscht sich, wenn es nach wie vor daran glaubt, dass unverantwortliche Haushaltsführung in einigen Ländern die Ursache der Euro-Krise ist. Es bedarf angesichts der Massenarbeitslosigkeit keines weiteren Beweises, dass die harsche Austeritätspolitik die falsche Antwort auf die Finanzkrise ist.

Wie sieht aber der Kontrast zwischen den Ansichten à la Hayek und Keynes im Einzelnen aus? Die Public Group an der London School of Economics hat zwei erfahrene Ökonomen gebeten, dazu Stellung zu nehmen. Steven Horwitz präsentiert die Situation aus Sicht von Hayek. Simon Wren-Lewis legt die keynesianische Sicht dar.

In seinem Blog bemerkt Wren-Lewis dazu, dass ihm dabei vor allem die Kluft zwischen seiner eigenen Perspektive (die nicht besonders originell sei, und sich im Wesentlichen auf die Arbeit von Paul De Grauwe stütze) und der von meisten politischen Entscheidungsträgern im Euro-Raum aufgefallen ist. Die Kluft gehe bis auf die Gründung der Währungsunion zurück.

Ein Grossteil der akademischen Arbeit vor 2000 schenke die Aufmerksamkeit nach den Aussichten für den Euro im Hinblick auf asymmetrische oder länderspezifische Schocks oder asymmetrische Anpassungen im Zusammenhang mit allgemeinen Schocks wegen der strukturellen Unterschiede zwischen den Ländern. 

Wren-Lewis hingegen richtet das Augenmerk nach der positiven Rolle, die die Fiskalpolitik spielen könnte, das Problem zu mindern. Doch die meisten europäischen Politiker wollen davon nichts wissen. Stattdessen fokussieren sie auf das Potenzial, was eine Gemeinschaftswährung für eine verschwenderische Haushaltspolitik bietet, weil Marktdisziplin dadurch verringert werde.

Das mag ein legitimes Anliegen gewesen sein, was die griechischen Politiker betrifft. Wie können aber solche Bedenken rechtfertigen, das Problem von asymmetrischen Schocks zu ignorieren? Die Eurozone war von einem enormen asymmetrischen Schock betroffen, als Kapital aus dem Kern an die Peripherie zufloss und die überschüssige Nachfrage dort ungehemmt blieb, beschreibt der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor. Eine antizyklische Fiskalpolitik hätte in diesen Ländern die Auswirkungen des Schocks nicht beseitigt, aber den Aufprall zumindest deutlich abgemildert, erklärt Wren-Lewis.

Brüssel war zu überlastet, weil es sich wegen Verstössen gegen den Stabilitäts- und Wachstumspakt (Stability and Growth Pact) geärgert und die wachsende Lücke in der Wettbewerbsfähigkeit zwischen Deutschland und dem Rest des Euro-Raums weitgehend ignoriert hat. Das ist nur ein Aspekt des Scheiterns der Politik in der Euro-Krise. 

Ein weiterer Grund ist die Fiktion des expansiven Austeritätskurses (expansionary austerity). Noch ein weiterer Grund ist die Besessenheit der EZB von Moral-Hazard-Problematik (oder noch schlimmer von der Qualität der eigenen Bilanz). Es reflektiert eine Weltsicht, dass der Staat immer das Problem sei, und das Verhalten der privaten Wirtschaft nie Korrektur erfordere, fasst Wren-Lewis zusammen.

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