Europa
täuscht sich, wenn es nach wie vor daran glaubt, dass unverantwortliche
Haushaltsführung in einigen Ländern die Ursache der Euro-Krise ist. Es bedarf angesichts
der Massenarbeitslosigkeit keines weiteren Beweises, dass die harsche
Austeritätspolitik die falsche Antwort auf die Finanzkrise ist.
Wie
sieht aber der Kontrast zwischen den Ansichten à la Hayek und Keynes im
Einzelnen aus? Die Public Group an der London
School of Economics hat zwei erfahrene Ökonomen gebeten, dazu Stellung zu
nehmen. Steven Horwitz präsentiert
die Situation aus Sicht von Hayek. Simon Wren-Lewis
legt die keynesianische Sicht dar.
In
seinem Blog bemerkt Wren-Lewis dazu, dass ihm dabei vor allem die Kluft
zwischen seiner eigenen Perspektive (die nicht besonders originell sei, und sich
im Wesentlichen auf die Arbeit von Paul De Grauwe stütze) und der von meisten
politischen Entscheidungsträgern im Euro-Raum aufgefallen ist. Die Kluft gehe
bis auf die Gründung der Währungsunion zurück.
Ein
Grossteil der akademischen Arbeit vor 2000 schenke die Aufmerksamkeit nach den
Aussichten für den Euro im Hinblick auf asymmetrische oder länderspezifische
Schocks oder asymmetrische Anpassungen im Zusammenhang mit allgemeinen Schocks
wegen der strukturellen Unterschiede zwischen den Ländern.
Wren-Lewis hingegen
richtet das Augenmerk nach der positiven Rolle, die die Fiskalpolitik spielen
könnte, das Problem zu mindern. Doch die meisten europäischen Politiker wollen
davon nichts wissen. Stattdessen fokussieren sie auf das Potenzial, was eine
Gemeinschaftswährung für eine verschwenderische Haushaltspolitik bietet, weil
Marktdisziplin dadurch verringert werde.
Das
mag ein legitimes Anliegen gewesen sein, was die griechischen Politiker
betrifft. Wie können aber solche Bedenken rechtfertigen, das Problem von
asymmetrischen Schocks zu ignorieren? Die Eurozone war von einem enormen asymmetrischen
Schock betroffen, als Kapital aus dem Kern an die Peripherie zufloss und die
überschüssige Nachfrage dort ungehemmt blieb, beschreibt der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor.
Eine antizyklische Fiskalpolitik
hätte in diesen Ländern die Auswirkungen des Schocks nicht beseitigt, aber den
Aufprall zumindest deutlich abgemildert, erklärt Wren-Lewis.
Brüssel
war zu überlastet, weil es sich wegen Verstössen gegen den Stabilitäts- und
Wachstumspakt (Stability and Growth Pact)
geärgert und die wachsende Lücke in der Wettbewerbsfähigkeit zwischen
Deutschland und dem Rest des Euro-Raums weitgehend ignoriert hat. Das ist nur
ein Aspekt des Scheiterns der Politik in der Euro-Krise.
Ein weiterer Grund ist
die Fiktion des expansiven Austeritätskurses (expansionary austerity). Noch ein
weiterer Grund ist die Besessenheit der EZB von Moral-Hazard-Problematik (oder
noch schlimmer von der Qualität der eigenen Bilanz). Es reflektiert eine Weltsicht, dass der Staat
immer das Problem sei, und das Verhalten der privaten Wirtschaft nie Korrektur
erfordere, fasst Wren-Lewis zusammen.
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