Von
einem Plan kann eigentlich keine Rede sein. Denn es handelt sich dabei um eine
Reihe von Aussagen.
Paul Krugman erläutert in seinem Blog auf Wunsch seiner Leserschaft als eine Art Dienstleistung, was der
Ryan-Plan alles beinhaltet.
Was
man als erstes wissen soll, ist, dass es ein paar Jahrgänge des Plans gibt, und
zwar mit einigen Änderungen im Detail, aber nicht im allgemeinen Sinne. Die
beste überparteiliche Analyse sei der Bericht („Long-Term Analysis of a Budget
Proposal by Chairman Ryan“) des CBO über den ersten Jahrgang, hebt Krugman
hervor. Es gibt zwar einige Änderungen in Details, aber wie gesagt, nicht, was
die allgemeine Idee betrifft.
Es
gilt zwischen der ersten Dekade, vor der Ausmusterung von Medicare und danach
zu unterscheiden, unterstreicht Krugman.
Das
erste Jahrzehnt
Die
grossen Dinge sind (i) Umwandlung von Medicaid in ein Block Grant Program, mit viel niedrigerer Finanzierung als unter dem
gegenwärtigen Gesetz entworfen ist und (ii) scharfe Kürzungen von Steuersätzen
im oberen Bereich der Einkommensklasse und von Unternehmenssteuern.
Ist
es ein Programm zum Abbau von Haushaltsdefizit?
Nicht
auf den ersten Blick. Es ist im Grunde genommen ein Kompromiss (trade-off) der verringerten Sozialhilfen
für die Armen zu Gunsten von Reichen, für die die Steuern gesenkt werden sollen,
mit dem Netto-Effekt der konkreten Vorschläge, dass das Defizit erhöhen wird,
statt gesenkt zu werden.
Doch
Ryan behauptet, es sei eine Haushaltsdefizitkürzung, mittels zwei grosse „magische
Sternchen“. Das erste ist, dass er darauf besteht, dass die Steuersenkungen die
Einnahmen der öffentlichen Hand nicht verringern, weil sie sich selbst
finanzieren, mit unbekannten „Basis-Verbreitung“.
Das
CBO erklärt es so:
Der Pfad der Einnahmen als Prozentsatz des BIP wurde von Ryans Mitarbeitern angegeben. Der Pfad steigt stetig von rund 15% des BIP im Jahr 2010 auf 19% im Jahre 2028 und verbleibt danach auf diesem Niveau. Es gibt keine Spezifikationen von bestimmten Einnahmen-Bestimmungen, welche diesen Pfad kennzeichnen würden.
Howard Gleckman von Tax Policy Center nennt diese nicht
näher beschriebenen Einnahmequellen „mystery meat“ (Fleisch unbekannter Herkunft,
oft von minderwertiger Qualität) und legt nahe, dass nichts davon tatsächlich passieren
würde.
Es
gibt grosse angenommene Kürzungen bei den diskretionären Ausgaben im Vergleich
zur aktuellen Politik.
Das CBO erklärt wie folgt:
Diese Kombination von anderen verbindlichen und diskretionären Ausgaben würde sich angeblich zurückbilden, und zwar von 12% des BIP im Jahre 2010 auf rund 6% des BIP im Jahr 2021 und um dann im Einklang mit dem BIP-Preisdeflator ab 2022 zu verlaufen, was einen allgemeinen Rückgang im Verhältnis zum BIP auslösen würde. Keine der Vorschläge wird näher präzisiert, um den geschilderten Pfad zu generieren.
Wenn
Leute über Ryans Defizit-Kürzungen reden, gilt es zu bedenken, dass der
angebliche Defizitabbau in den ersten 10 Jahren von Einnahmen- und
Ausgaben-Zahlen kommt, welche einfach in den Raum gestellt werden, nicht aber
das Ergebnis einer im „Plan“ beschriebenen Politik sind.
Nach
dem ersten Jahrzehnt:
Nach
den ersten 10 Jahren wird Medicare allmählich in ein Gutschein-System (voucher
system) verwandelt, mit dem Wert der Vouchers im Rückstand der projizierten
Kosten im Gesundheitswesen verbleibend. Trotzdem stammt der meiste Teil des
angeblichen Defizitabbaus nicht von Medicare, sondern von weiteren Kürzungen
von diskretionären Staatsausgaben im Verhältnis zum BIP, sodass die Zahl
eventuell auf 3,5% des BIP sinkt (siehe dafür die Tabelle 2 im CBO-Bericht). Es
gibt keine Spezifikation, wie dies erreicht werden soll. Man bedenke, dass die
Zahl auch Verteidigungsaussgaben einschliesst, was gegenwärtig rund 4% des BIP
ausmachen, unterstreicht Krugman mit Nachdruck.
Ist
dies ein Plan?
Ryan
schlägt im Grunde genommen drei Dinge vor: radikaler Abbau von Medicaid,
Senkung der Steuern für Unternehmen und einkommensstarke Menschen und Ersatz
von Medicare durch ein drastisch weniger gut ausgestattetes Gutscheinsystem.
Diese konkreten Vorschläge würden, zusammengenommen, in der Tat das Defizit in
den ersten 10 Jahren und darüber hinaus erhöhen.
Alle
Behauptungen eines grosses Haushaltsdefizitsabbaus basieren daher auf die
magischen Sternchen. In diesem Sinne ist es nicht einmal ein Plan, sondern einfach
eine Reihe von Aussagen.
Exkurs:
Medicaid: staatlicher Gesundheitsdienst für
arme Leute.
Medicare: staatlicher Gesundheitsdienst für Rentner
(über 65).
Diskretionäre Staatsausgaben: Ausgaben für
Bildung und Verteidung. Da kann der Kongress beliebig entscheiden, wie die Programme
finanziert werden.
Nicht-diskretionäre Staatsausgaben: Ausgaben für die
Landwirtschaft (Agrarpolitik). Das sind gebundene Programme.
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