Freitag, 3. August 2012

Megabanken und Mythen


Die globalen Megabanken hatten einen harten Sommer, bemerkt Simon Johnson in einem lesenswerten Artikel (“Under Pressure, Biggest Banks Rely on 3 Myths”) in NY Times.

Jamie Dimon, CEO von JPMorgan Chase und ein lautstarker Gegner der Regulierung in Bezug auf rücksichtslose Risikobereitschaft der Grossbanken hat hohe Verluste einstecken müssen, gerade wegen eines solchen Verhaltens des Londoner Büros der Bank, beschreibt der an der MIT Sloan lehrende Wirtschaftsprofessor.

HSBC, die auf ein dezentrales Management-Modell stolz ist, wie festgestellt wurde, hat gegen die US-Gesetze in Sachen Geldwäscherei und andere Aktionen verstossen. Der Chef von Globale Compliance der Bank ist daraufhin zurückgetreten.

Und Barclays hat anerkannt, dass die Händler des Unternehmens den Libor-Satz manipuliert haben. Zwei Führungskräfte wurden gezwungen, zu gehen.

Sandford I. Weill, der ein enormes Vermögen beim Aufbau von Citigroup gemacht und die Umsetzung von Einschränkungen im Hinblick auf die Aktivitäten von Megabanken bekämpft hatte, hat vergangene Woche eingeräumt, dass die gesamte Übung ein Fehler gewesen ist: er schlage vor, dass die Banken aufgebrochen werden, um die Steuerzahler nie wieder in Gefahr zu bringen, und um die Hebelwirkung der Banken vernünftiger zu gestalten.

Auch andere ehemalige Top-Führungskräfte fordern Aufspaltung der Grossbanken, wie z.B. Philip J. Purcell, ehem. CEO von Morgan Stanley, John Reed, der ehem. Vorsitzende der Citigroup und David Komansky, der ehem. CEO von Merrill Lynch.

Gedrängt in die Ecke greifen die Vertreter und Verbündete der sog. „too-big-to-fail“-Banken auf sich selbst erhaltende drei Mythen zurück, legt Johnson dar:

(1) Die Kritier seien Populisten, die von dem Banking und der Wirtschaft nichts verstehen. Aber dies wird durch die Referenzen von Menschen, die ernsthafte Fragen aufwerfen, wie die Megabanken derzeit Geschäfte abwickeln, widerlegt.
Das wahre Problem ist nicht Populismus versus verantwortungsvolle Bankers, unterstreicht der ehem. Chefökonom des IWF. 

Big Banks sind mit mächtigen Freunden eine gefährliche Interessenvertreung geworden. Es sind die Reformer, die Verantwortung tragen. Führungskräfte, die die Mega Banken führen, und diejenigen, die sie ununterbrochen unterstützen, sind diejenigen, die für die Gesellschaft rücksichtslos und schädlich geworden sind, betont Johnson.

(2) Der zweite Mythos ist, dass eine Kosten-Nutzen-Analyse zeigen würde, dass die Dodd-Frank Finanzreform nicht erstrebenswert ist. Es ist tatsächlich eine clevere oder vielleicht hinterhältige, juristische Strategie, die in einer flachen, aber effektiven Art und Weise verfolgt wird. Selbst gut informierte Menschen in Washington haben häufig keine Ahnung, wie viel Schaden dieser Mythos im Regel-Schreib-Prozess verursachen kann.

Johnson deutet darauf hin, dass Dennis Kelleher und seine Kollegen bei Better Markets gegen diesem Mythos hart vorgehen. In einem vergangene Woche veröffentlichten Bericht zeigen Kelleher, Stephen Hall und Katelynn Bradley, dass der Finanzsektor die realen Kosten der Krise niemals in Betracht ziehen will: Verlust an Millionen von Arbeitsplätzen, Wachstumsschwund, zerrissene Leben und der enorme Schaden für die öffentliche Finanzen.

(3) Der dritte Mythos ist die Behauptung, dass die Finanzreform die Wachstumsaussichten beeinträchtige. Es ist die rücksichtslose Risikobereitschaft mitten im Finanzsystem, die zu der grössten Krise seit den 1930er Jahren geführt hat. Und der Schaden wird noch eine lange Zeit anhalten, hebt Johnson hervor.

Einige entscheidende Massnahmen des Staates trugen dazu bei, um die Auswirkungen auf die Realwirtschaft zu verringern, und damit eine zweite Grosse Depression zu vermeiden. Es war ein Fehler, Banken zu helfen, ohne wesentliche Auflagen damit zu verbinden, was die Moral-Hazard-Problematik und implizite Staatsgarantien verstärkt.

Die globalen Megabanks von heute sind einfach „too big to manage“. Es ist nicht der Markt, der diese Unternehmen in der aktuellen Grössenordnung in irgendeinem Sinn hält: es ist die grösste und die gefährlichste staatliche Beihilferegelung, die aktenkundig ist. Die Subventionen können nur durch staatliche Massnahmen abgeschafft werden.

„Es ist Zeit, die grössten Banken aufzuspalten. Mach sie klein und einfach genug, damit sie scheitern können“, fasst Johnson zusammen.

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