Freitag, 10. August 2012

Banken und Euro-Anleihen


EZB-Präsident Mario Draghi hat in seiner Rede am 26. Juli 2012 zwei Bereiche der Regulierung ausgemacht, die seiner Meinung nach zu „financial market fragmentation“ beitragen: (1) Regulierung in Sachen Liquidität und (2) nationale Aufsichtsregelungen.

Draghi betrachtet die Regulierung als mitverantwortlich für die „finanzielle Fragmentierung“, was seiner Ansicht nach ein tiefgreifendes Hindernis für die Bewahrung des Euro-Projektes darstellt.

EZB-Chef hat auch in der Q&A-Stunde im Anschluss der Pressemitteilung am 2. August 2012 auf „financial market fragmentation“ hingewiesen.

“Rather than respond to you on how we measure this risk premium, which is also a task of our committees, let me tell you that our greatest concern is financial market fragmentation rather than assessing exactly a figure”.

Laurence Mutkin, Morgan Stanley hebt in seiner aktuellen Analyse Draghis Begründungen hervor:

(1) Der Interbankenmarkt funktioniert nicht, da die aktuellen Vorschriften in Sachen Liquidität für jede Bank in der Welt es schwer machen, Kredit zu verleihen, oder Kredit von einer anderen Bank aufzunehmen. Das ist laut Draghi der erste Grund für die Fragmentierung, sodass die Regulierung vollständig neu kalibriert werden muss.


Bank-Bestände an Staatsanleihen und Cash im Euro-Raum: 2‘550 Mrd. Euro, Graph: Laurence Mutkin, Morgan Stanley

(2) Die nationalen Aufsichtsbehörden haben laut Draghi die Banken unter ihrer Aufsicht aufgefordert, ihre Aktivitätten innerhalb der nationalen Grenzen zurückzuziehen. „Das Ring Fencing („Einzäunung“) der Liquiditätspositionen hat den Abfluss von Liquidität verhindert, sodass die Zirkulation der Liquidität auch innerhalb derselben Holdinggruppen ins Stocken gerät, weil die Aufsichtsbehörden es so wünschen“, erklärt Draghi weiter. „Die Aufsichtsbehörden mögen im Einzelnen Recht haben, aber kollektiv liegen sie falsch. Und diese Situation muss überwunden werden“.


Bank-Bestände an Staatsanleihen in Euro, Graph: Morgan Stanley

Draghis Aussagen sind i.d.R. schwer zu interpretieren. Eine Frage ist jedoch, ob das Kreditgeschäft unter Banken auf diese Weise wiederbelebt werden kann? 

Eine andere ist, ob die Banken aufgrund einer Lockerung der Liquiditätsregulierung ihre Bestände an Staatsanleihen reduzieren würden?

Das Verhalten der Banken hinsichtlich Liquidität wird aber allem Anschein nach durch kommerzielle Erwägungen angetrieben als durch die Liquiditätsregelungen. Wie Morgan Stanleys Analyse nahelegt, dürfte eine Lockerung der Vorschriften im Hinblick auf die Liquidität nicht viel bewegen. Das Kreditgeschäft würde erst mit der Erholung der Wirtschaft angekurbelt werden, was mit einem Anstieg der Nachfrage nach mehr Kredit einher ginge.

Keine Kommentare: