EZB-Präsident
Mario Draghi hat in seiner Rede am
26. Juli 2012 zwei Bereiche der Regulierung ausgemacht, die seiner Meinung nach
zu „financial market fragmentation“
beitragen: (1) Regulierung in Sachen Liquidität und (2) nationale Aufsichtsregelungen.
Draghi
betrachtet die Regulierung als mitverantwortlich für die „finanzielle
Fragmentierung“, was seiner Ansicht nach ein tiefgreifendes Hindernis für die
Bewahrung des Euro-Projektes darstellt.
EZB-Chef
hat auch in der Q&A-Stunde im Anschluss der
Pressemitteilung am 2. August 2012 auf „financial market fragmentation“
hingewiesen.
“Rather than respond to you on how we measure this risk premium, which is also a task of our committees, let me tell you that our greatest concern is financial market fragmentation rather than assessing exactly a figure”.
Laurence
Mutkin, Morgan Stanley hebt in seiner
aktuellen Analyse Draghis Begründungen hervor:
(1) Der
Interbankenmarkt funktioniert nicht, da die aktuellen Vorschriften in Sachen
Liquidität für jede Bank in der Welt es schwer machen, Kredit zu verleihen,
oder Kredit von einer anderen Bank aufzunehmen. Das ist laut Draghi der erste
Grund für die Fragmentierung, sodass die Regulierung vollständig neu kalibriert
werden muss.
Bank-Bestände
an Staatsanleihen und Cash im Euro-Raum: 2‘550 Mrd. Euro, Graph: Laurence Mutkin, Morgan Stanley
(2) Die
nationalen Aufsichtsbehörden haben laut Draghi die Banken unter ihrer Aufsicht
aufgefordert, ihre Aktivitätten innerhalb der nationalen Grenzen
zurückzuziehen. „Das Ring Fencing („Einzäunung“)
der Liquiditätspositionen hat den Abfluss von Liquidität verhindert, sodass die
Zirkulation der Liquidität auch innerhalb derselben Holdinggruppen ins Stocken
gerät, weil die Aufsichtsbehörden es so wünschen“, erklärt Draghi weiter. „Die
Aufsichtsbehörden mögen im Einzelnen Recht haben, aber kollektiv liegen sie
falsch. Und diese Situation muss überwunden werden“.
Bank-Bestände
an Staatsanleihen in Euro, Graph:
Morgan Stanley
Draghis
Aussagen sind i.d.R. schwer zu interpretieren. Eine Frage ist jedoch, ob das
Kreditgeschäft unter Banken auf diese Weise wiederbelebt werden kann?
Eine
andere ist, ob die Banken aufgrund einer Lockerung der Liquiditätsregulierung
ihre Bestände an Staatsanleihen reduzieren würden?
Das Verhalten der Banken
hinsichtlich Liquidität wird aber allem Anschein nach durch kommerzielle
Erwägungen angetrieben als durch die Liquiditätsregelungen. Wie Morgan Stanleys Analyse nahelegt, dürfte
eine Lockerung der Vorschriften im Hinblick auf die Liquidität nicht viel bewegen. Das Kreditgeschäft würde erst mit der Erholung der Wirtschaft
angekurbelt werden, was mit einem Anstieg der Nachfrage nach mehr Kredit
einher ginge.
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