Dienstag, 21. August 2012

Eine unethische Kommentierung über die Gesundheitsreform


Was ist mit Niall Ferguson los? Der konservative britische Historiker fordert in einem wunderlichen Artikel („Obama’s Gotta Go“) in Newsweek Magazine, dass Präsident Obama gefeuert wird.

Ferguson lag bisher praktisch mit allen seinen Prognosen im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung falsch. Der an der Harvard University lehrende Professor hat zum Beispiel im Sommer 2009 angekündigt, dass der Bond-Markt Anzeichen des Widerstands (Bond Vigilantes) gegen das massive Haushaltsdefizit zeige. Seine Einschätzung hat vollkommen fehlgeschlagen. Die Zinskosten für die öffentliche Hand sind signifikant gefallen, obwohl die Kreditwürdigkeit der USA inzwischen durch die Rating-Agenturen gesenkt worden ist.

Im Februar 2010 hat Ferguson in einem Artikel („A Greek crisis is coming to America“) in FT behauptet, dass die Griechenland-Krise auf die USA überschwappe.

Er hat im Mai 2011 vor einem massiven Anstieg der Inflation gewarnt. Er hat erklärt, dass die Ära der zweistellinge Inflation zurückkomme. Die Inflation liegt heute deutlich tiefer.

Paul Krugman schreibt in seinem Blog, dass der oben erwähnte aktuelle Artikel von Ferguson mehrere Fehler und Verdrehungen enthalte. Newsweek scheint kein fact-checking durchzuführen, bemerkt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Ferguson schreibt, dass „der Präsident versprochen habe, dass die Gesundheitsreform keine zustäzliche Kosten für das Haushaltsdefizit verursachen würde. Aber das CBO und das Joint Committee onTaxation schätzen, dass die Versicherungsbestimmungen des ACA (Affordable Care Act) Nettokosten von nah 1‘200 Mrd. $ im Zeitraum von 2012-22 bringen werden“.

Leser sollen also annehmen, dass das ACA (genannt auch Obamacare) das Haushaltsdefizit erhöhe. Aber wer wirklich den CBO-Bericht liest, weiss, dass das CBO feststellt, dass das ACA das Defizit nicht steigert, sondern reduzieren würde, weil die Versicherungssubventionen sich vollständig selbst tragen, hält Krugman fest.

Menschen auf der rechten Seite des politischen Spektrums argumentieren gern, dass das CBO falsch lag. Aber das ist nicht das Argument von Ferguson, legt Krugman dar. Ferguson führt die Leser absichtlich irre, indem er den Eindruck hinterlässt, dass das CBO Präsident Obamas Anspruch ablehnt, dass die Gesundheitsreform defizit-neutral ist.

Die Gesundheitsreform, die den Versicherungsschutz erweitert, fordert, dass einkommensschwache Familien Zuschüsse erhalten, um sich Versicherungsschutz leisten zu können. Natürlich legt die Reform eine positive Zahl für Subventionen vor. Dies sagt aber nichts über die Auswirkungen auf das Defizit aus. Es sei denn, Sie fragen, wie die Subventionen sich tragen, erklärt Krugman. Ferguson muss es wissen. Es sei denn, er hat von dem Thema keine Ahnung. Er zieht aber eine billige Nummer vor, schildert Krugman.

„Wir reden hier nicht über Ideologie oder sogar ökonomische Analyse. Es geht nur um eine einfache Verdrehung der Tatsachen, mit einer illuster Veröffentlichung zur Irreführung der Leserschaft. Die NY Times würde eine erbärmliche Korrektur erfordern, wenn so was passiert wäre. Was wird Newsweek tun?“, möchte der Träger des Wirtschaftsnobelpreises als Fazit wissen.

Keine Kommentare: