Was
ist mit Niall Ferguson los? Der konservative
britische Historiker fordert in einem wunderlichen Artikel („Obama’s Gotta Go“) in Newsweek Magazine, dass Präsident Obama gefeuert wird.
Ferguson
lag bisher praktisch mit allen seinen Prognosen im Hinblick auf die
wirtschaftliche Entwicklung falsch. Der an der Harvard University lehrende Professor hat zum Beispiel im Sommer 2009 angekündigt, dass der Bond-Markt Anzeichen des Widerstands (Bond Vigilantes) gegen das massive
Haushaltsdefizit zeige. Seine Einschätzung hat vollkommen fehlgeschlagen. Die Zinskosten für die öffentliche Hand sind signifikant
gefallen, obwohl die Kreditwürdigkeit der USA inzwischen durch die
Rating-Agenturen gesenkt worden ist.
Im
Februar 2010 hat Ferguson in einem Artikel („A Greek crisis is coming to America“) in FT behauptet, dass die Griechenland-Krise auf die USA überschwappe.
Er
hat im Mai 2011 vor einem massiven Anstieg der
Inflation gewarnt. Er hat erklärt, dass die Ära der zweistellinge Inflation
zurückkomme. Die Inflation liegt heute deutlich tiefer.
Paul Krugman schreibt in seinem Blog, dass der oben erwähnte aktuelle
Artikel von Ferguson mehrere Fehler und Verdrehungen enthalte. Newsweek scheint kein fact-checking durchzuführen, bemerkt der
an der University of Princeton
lehrende Wirtschaftsprofessor.
Ferguson
schreibt, dass „der Präsident versprochen habe, dass die Gesundheitsreform
keine zustäzliche Kosten für das Haushaltsdefizit verursachen würde. Aber das CBO und das Joint Committee onTaxation schätzen, dass die Versicherungsbestimmungen
des ACA (Affordable Care Act) Nettokosten von nah 1‘200 Mrd. $ im Zeitraum
von 2012-22 bringen werden“.
Leser
sollen also annehmen, dass das ACA (genannt auch Obamacare) das Haushaltsdefizit erhöhe. Aber wer wirklich den CBO-Bericht liest, weiss, dass das CBO
feststellt, dass das ACA das Defizit nicht steigert, sondern reduzieren würde,
weil die Versicherungssubventionen sich vollständig selbst tragen, hält Krugman
fest.
Menschen
auf der rechten Seite des politischen Spektrums argumentieren gern, dass das CBO falsch lag. Aber das ist nicht das
Argument von Ferguson, legt Krugman dar. Ferguson führt die Leser absichtlich
irre, indem er den Eindruck hinterlässt, dass das CBO Präsident Obamas Anspruch
ablehnt, dass die Gesundheitsreform defizit-neutral ist.
Die
Gesundheitsreform, die den Versicherungsschutz erweitert, fordert, dass
einkommensschwache Familien Zuschüsse erhalten, um sich Versicherungsschutz
leisten zu können. Natürlich legt die Reform eine positive Zahl für Subventionen
vor. Dies sagt aber nichts über die Auswirkungen auf das Defizit aus. Es sei
denn, Sie fragen, wie die Subventionen sich tragen, erklärt Krugman. Ferguson
muss es wissen. Es sei denn, er hat von dem Thema keine Ahnung. Er zieht aber
eine billige Nummer vor, schildert Krugman.
„Wir reden hier nicht über
Ideologie oder sogar ökonomische Analyse. Es geht nur um eine einfache
Verdrehung der Tatsachen, mit einer illuster Veröffentlichung zur Irreführung
der Leserschaft. Die NY Times würde eine erbärmliche Korrektur erfordern, wenn
so was passiert wäre. Was wird Newsweek tun?“, möchte der Träger des
Wirtschaftsnobelpreises als Fazit wissen.
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