Es
gibt Investoren (*), die wegen des hohen BIP-Wachstum-Trends Aktien
aus den Emerging Markets (EM) Aufmerksamkeit schenken.
Es
gibt allerdings keine Korrelation, auch nicht auf lange Sicht, zwischen dem BIP-Wachstum
und Erträgen von Aktien. Zum Teil, weil es in den schneller wachsenden
Volkswirtschaften oft eine grosse Lücke gibt zwischen dem Wachstum der Erträge
(earnings), welches mit dem BIP
verbunden ist, und dem Wachstum des Gewinns pro Aktie (EPS), welches die Erträge von Aktien antreibt, erklärt das Global
Cross-Asset Strategy Team von Morgan
Stanley in einer gestern vorgelegten lesenswerten Analyse.
Die
Abbildung zeigt die bemerkenswerte Entwicklung des Verhältnisses zwischen dem
Wirtschaftswachstum in China (mit Fokus auf Asien ohne Japan) und der
Performance von Aktien
Asien:
BIP-Wachstum und Aktien, Graph:
Morgan Stanley, Global Cross-Asset Strategy Team: Greg Peters, Neil McLeish,
Gerard Minack and Jason Draho.
Ein
weiteres Beispiel zeigt, dass das Wirtschaftswachstum und Erträge von Aktien
nicht mit einander verbunden sind. Das gilt sogar für sehr lange Zeiträume, wie
die Korrelation zwischen den Erträgen von Aktien und dem BIP-Wachstum über
einen Zeitraum von bis zu 105 Jahren (in der nachfolgenden Abbildung) vor Augen
führt. Ironischerweise sind viele der Korrelationen negativ. Aber der
wichtigere Punkt ist, dass die Aussagekraft sehr niedrig ist, wie die Autoren
der Studie hervorheben.
BIP
und Aktien: keine Korrelation, Graph:
Morgan Stanley, Global Cross-Asset Strategy Team
Mehrere
Faktoren können einen Keil zwischen dem BIP und Erträgen der Aktien treiben.
Erträge werden von zwei Faktoren angetrieben: Dividenden und Veränderungen in
den Aktienpreisen. Die Veränderungen in den Aktienpreisen können entweder der
Veränderung in den Gewinnen pro Aktie oder der Veränderung in Bewertung
zugeschrieben werden.
Achtung
Stufe! Ergebnisse und EPS Verwässerung, Graph:
Morgan Stanley, Global Cross-Asset Strategy Team
Es
ist klar, dass historische Bewertungsänderungen viel zu der Veränderung der
Erträge beitragen. Auch Ergebnisänderungen können, was je den Anstieg und den
Rückgang der Gewinne im Verhältnis zum BIP widerspiegelt, auf die Erträge über
einen längeren Zeitraum einwirken.
Wenn
nur Gewinne und Bewertungsänderungen einen Keil zwischen dem BIP-Wachstum und
den Aktienerträgen trieben, dann wäre es noch richtig, eine Korrelation
zwischen dem BIP und Aktien über sehr lange Zeiträume zu erwarten. Aber es gibt einen zusätzlichen Faktor, welcher die Abkopplung von BIP-Wachstum und
Aktienerträgen erklärt.
Der
zusätzliche Faktor ist die Lücke zwischen den aggregierten Ergebnissen und
Ergebnissen pro Aktie. Diese Lücke reflektiert einen offensichtlichen Punkt,
dass Unternehmen Kapital erhöhen müssen, um das Wachstum zu finanzieren, was
das Ergebnis pro Aktie verwässert. Schneller wachsende Volkswirtschaften
benötigen Kapital, sodass sie einen Hang zu Verwässerung haben, erläutern die Autoren.
Die nachfolgende Abbildung zeigt das Verhältnis zwischen dem Ergebniswachstum
und EPS-Wachstum in den vergangenen 40 Jahren.
Dividenden
und BIP: keine Verbindung, Graph:
Morgan Stanley, Global Cross-Asset Strategy Team
Schnelleres
Wachstum geht mit Verwässerung einher. Ein Beispiel: Das Ergebniswachstum
betrug in China im Durchschnitt 41% gegenüber dem Ergebniswachstum in Dänemark
mit 15%. Aber das EPS-Wachstum beläuft sich in China im Durchschnitt auf 10%
versus 12% in Dänemark. Dänemarks langsameres Ergebniswachstum übersetzt sich
also in schnelleres EPS-Wachstum als Chinas.
Fazit: Verwässerungsquote korreliert mit
dem BIP-Wachstum. Und das EPS-Wachstum korreliert mit dem BIP-Wachstum nicht.
Es
ist ein Paradox, dass die Gesamtrendite von Aktien das BIP-Wachstum über lange
Zeiträume übersteigen kann. Beispiel: In den USA ist das nominale BIP rund
850-fach gestiegen, während 1$ investiert in Aktien im gleichen Zeitraum sich
25‘000 mal vermehrt hat. Diese riesige Lücke ist das Ergebnis der Aufzinsung,
welche für das nominale BIP 6 ¼% pro Jahr beträgt. Der Wert der Aufzinsung für den
Gesamtertrag von Aktien beträgt hingegen im Durchschnitt 9 ½% pro Jahr.
Investitionen
in Aktien à la Schneeballsystem, Graph:
Morgan Stanley, Global Cross-Asset Strategy Team
(*)
Es handelt sich dabei zum Beispiel um Bill
Gross. Joe Weisenthal sieht vor diesem Hintergrund
die Quintessenz der zitierten Analyse als eine Art Ohrfeige für den PIMCO-Chef.
Gross hat kürzlich in einer Studie („Cult Figures“) hervorgehoben, wie US-Aktienergebnisse
nicht-nachhaltig hoch gewesen seien, weil sie das BIP-Wachstum übersteigen.
Gross sagte, dass es
unmöglich wäre, dies im Verlauf der Zeit aufrechtzuerhalten und verglich das
Ganze mit einem Schneeballsystem (ponzi
scheme). Nun wird er von jedem zerfetzt. Jeremy Siegel, Brad DeLong, Henry Blodget usw.
argumentieren einleuchtend, wie falsch Gross damit liegt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen