Donnerstag, 10. Januar 2013

Der europäische Sozialstaat und Beschäftigung


Das WSJ kritisiert bekanntlich den europäischen Sozialstaat regelmässig. Die Meinungsartikel der Zeitung in diesem Kontext werden oft mit Stichworten wie „Big Government, hohe Steuersätze und schwer regulierte Arbeitsmärkte“ abgestützt.

Vor diesem Hintergrund verweist Antonio Fatas in seinem Blog auf einen neuen Meinungsartikel („Europe’s Bankrupt Welfare State“) im WSJ, wo argumentiert wird, dass einige Beobachter die Arbeitslosigkeit und das schwache Wirtschaftswachstum in Europa auf die Auteritätspolitik, die von Berlin gefördert wird, zurückführen. Die wahre Geschichte sei aber bedrohlicher. Denn es sei das europäische Sozialmodell, das es seit Jahrzehnten schwer habe, für Wachstum und Arbeitsplätze zu sorgen.

Die Euro-Zone mag einen Zahlungsaufschub errungen haben. Aber die wirtschaftlichen Daten würden zeigen, wie wenig bisher festgemacht worden sei. Solange der räuberische Staat nicht zurückgefahren, die Steuersätze nicht gekürzt und die Arbeitsmärkte nicht flexibler gestaltet werden, werde sich die Krise in Form von sozialen Unruhen und politischen Populismus immer wieder zurück melden. Und die Jugend werde keinen Job finden können, so lautet die Botschaft des WSJ sinngemäss.

Diese Vorstellung scheint überzeichnet, bemerkt Fatas dazu. Noch schlimmer ziele der Artikel darauf ab, Einfluss auf die aktuelle Debatte in den USA über die US-Wirtschaftspolitik zu nehmen. Das heisst, dass die US-Politiker erschreckt werden sollen, dem europäischen Modell zu folgen, z.B. mit einem universellen Gesundheitssystem.


Erwerbsquote Euro-Zone versus USA, Graph: Prof. Antonio Fatas 

Fatas ist damit nicht einverstanden, dass das europäische Modell in Sachen Beschäftigung völlig versagt hat. Der an der INSEAD, Frankreich lehrende Wirtschaftsprofessor deutet auf die „Beschäftigung im Verhältnis zur Bevölkerungszahl“ (Erwerbstätige ab 15 Jahren) hin.

Seit der Einführung der Gemeinschaftswährung gab es nur einen kleinen Anstieg dieses Verhältnisses (Erwerbsquote), betont Fatas. Aber die Performance sei zweifellos besser als die des US-Arbeitsmarktes

Die Erwerbsquote (Employment-Population Ratio) im Euro-Raum bleibt jedoch weiterhin unter der der USA, v.a. wegen der historisch niedriger Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt in Südeuropa.

Keine Kommentare: