Donnerstag, 3. Januar 2013

Lettland: Keine Erfolgsgeschichte für Austerität


Die New York Times berichtet über Lettlands Wirtschaft. Wenn man den Bericht sorgfältig liest, stellt man fest, dass es keine marktschreierische Reklame für Lettlands Austeritätspolitik ist.

Die Dinge haben sich aus dem Schlimmsten erholt. Aber die Wirtschaftslage ist immer noch sehr schwierig, auch wenn einige hartnäckige Eiferer daraus eine Erfolgsgeschichte machen wollen.

Was in der von Paul Krugman in seinem Blog gelieferten Abbildung hervorgeht, ist ein schwerer Einbruch der Wirtschaft auf der Ebene einer Depression. Und es gibt fünf Jahre später eine teilweise Erholung (bounce back).

Die Arbeitslosigkeit ist zwar zurückgegangen, aber sie bleibt nach wie vor sehr hoch. Und der Rückgang der Arbeitslosenquote hat mit Auswanderung zu tun. Es ist also keine Entwicklung, die man als Erfolgsgeschichte bejubeln kann. Selbst die teilweise Erholung der US-Wirtschaft von 1933 bis 1936 war wesentlich mehr beeindruckend, was als enormen Triumph über die Depression dargestellt wird.

Und die Story ist in keiner Weise eine Widerlegung des Keynesianismus. Auch im keynesianischen Modell kann eine kleine offene Volkswirtschaft auf lange Sicht Vollbeschäftigung durch Deflation und internal deflation (interne Abwertung) wiederherstellen. Der Punkt ist, dass dafür mehrere Jahre des Leidens erforderlich sind. Auf lange Sicht sind wir aber alle tot.


Lettland Beschäftigung, Graph: Prof. Paul Krugman

Die  Lobhudelei in Bezug auf Lettland besagt mehr über die Elite der europäischen Politik, woran sie glauben mag als über die Realitäten der lettischen Erfahrung oder die Grundlagen der Makroökonomie.

PS: Daten stammen aus Eurostat. Aber die Streber wissen, dass es dort einen Bruch in der Serie zu Beginn des Jahres 2012 gibt. Warum? Wegen der Auswanderung der Bevölkerung aus Lettland.

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