Montag, 14. Januar 2013

Japan kommt aus der Krise


Die Wirtschaftspolitik wird seit drei Jahren weltweit durch eine düstere Orthodoxie gelähmt. Jeder Vorschlag zur Schaffung von Arbeitsplätzen wurde mit Warnungen vor entsetzlichen Konsequenzen niedergeschossen, beschreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Japan Steps Out“) am Montag in NYTimes.

Wenn wir mehr ausgeben, sagen die Very Serious People (VSP), werden die Anleihemärkte uns bestrafen. Wenn wir mehr Geld drucken, wird Inflation durch die Decke schiessen. Nichts kann getan werden, ausser harscher Austerität, welche eines Tages belohnt werden wird.

Nun sehen wir aber, dass ein Land aus der Reihe tanzt und dieses Land ist ausgerechnet Japan. Shinzo Abe, der neue Premierminister, hat bereits Schritte unternommen, was die Orthodoxie besagt, dass wir nicht tun dürfen. Und die ersten Anzeichen sind ziemlich gut, hebt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises hervor.

Zum Hintergrund: Lange bevor die Finanzkrise von 2008 Amerika und Europa in eine tiefe und lang anhaltende Wirtschaftskrise gestürzt hat, hielt Japan eine Generalprobe in Sachen Stagnation. Als eine Aktien- und Immobilien-Blase Japan in eine Rezession schickte, war die wirtschaftspolitische Antwort zu wenig, zu spät und zu widersprüchlich, weil es schwer ist, politische Entscheidungsträger von der Notwendigkeit von rein wirtschaftspolitischen Massnahmen zu überzeugen. Deswegen ist das Problem hauptsächlich politisch und intellektuell als rein wirtschaftlich. Die Risiken der Massnahmen sind viel kleiner als die VSP uns weismachen wollen.


Japan Break-even Inflation, Graph: Prof. Paul Krugman, Quelle: Japan Bond Trading

Der Einstieg von Abe, der die Bank of Japan (BoJ) unter Druck setzt, eine höhere Inflation zuzulassen, hilft faktisch, einen Teil der Staatsschulden abzubauen. Und der Premierminister hat gerade ein grosses Konjunkturprogramm auf den Weg gebracht.

Wie haben die Götter des Marktes darauf reagiert?

Die Antwort ist, dass alles gut ist. Die Inflationserwartungen, die nicht vor langer Zeit negativ waren, da die Märkte mit einer Fortsetzung der Deflation rechneten, haben sich inzwischen in den positiven Bereich verlagert. Aber die Kreditaufnahmekosten der öffentlichen Hand haben sich kaum geändert. Angesichts einer moderaten Inflation bedeutet es, dass Japans finanzpolitische Aussicht sich tatsächlich deutlich verbessert hat. Es stimmt, dass der Yen deutlich an Wert verloren hat. Aber das ist an sich eine gute Nachricht, die die japanischen Exporteure jubeln lässt.

Kurz gesagt hat Abe in Richtung Orthodoxie eine lange Nase gemacht, mit hervorragenden Ergebnissen, legt Krugman dar.

Nun warnen Leute, die die japanische Politik gut kennen, Krugman davor, nicht zu denken, dass Abe ein guter Kerl sei. Was auch immer Abes Motive sind, er bricht mit schlechter Orthodoxie, argumentiert Krugman. Und wenn Abe Erfolg hat, dürfte etwas Bemerkenswertes geschehen: Japan könnte, mit Pionierarbeit in Sachen Stagnation, dem Rest von uns den Weg aus der Krise zeigen.

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