Die
Wirtschaftspolitik wird seit drei Jahren weltweit durch eine düstere Orthodoxie
gelähmt. Jeder Vorschlag zur Schaffung von Arbeitsplätzen wurde mit Warnungen
vor entsetzlichen Konsequenzen niedergeschossen, beschreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten
Kolumne („Japan Steps Out“) am Montag
in NYTimes.
Wenn
wir mehr ausgeben, sagen die Very Serious People (VSP), werden die Anleihemärkte uns bestrafen. Wenn wir mehr Geld drucken, wird
Inflation durch die Decke schiessen. Nichts kann getan werden, ausser harscher
Austerität, welche eines Tages belohnt werden wird.
Nun
sehen wir aber, dass ein Land aus der Reihe tanzt und dieses Land ist
ausgerechnet Japan. Shinzo Abe, der
neue Premierminister, hat bereits Schritte unternommen, was die Orthodoxie
besagt, dass wir nicht tun dürfen. Und die ersten Anzeichen sind ziemlich gut, hebt
der Träger des Wirtschaftsnobelpreises hervor.
Zum
Hintergrund: Lange bevor die Finanzkrise von 2008 Amerika und Europa in eine
tiefe und lang anhaltende Wirtschaftskrise gestürzt hat, hielt Japan eine
Generalprobe in Sachen Stagnation. Als eine Aktien- und Immobilien-Blase Japan
in eine Rezession schickte, war die wirtschaftspolitische Antwort zu wenig, zu
spät und zu widersprüchlich, weil es schwer ist, politische Entscheidungsträger
von der Notwendigkeit von rein wirtschaftspolitischen Massnahmen zu überzeugen.
Deswegen ist das Problem hauptsächlich politisch und intellektuell als rein
wirtschaftlich. Die Risiken der Massnahmen sind viel kleiner als die VSP uns weismachen
wollen.
Japan
Break-even Inflation, Graph: Prof. Paul Krugman, Quelle: Japan Bond Trading
Der
Einstieg von Abe, der die Bank of Japan
(BoJ) unter Druck setzt, eine höhere Inflation zuzulassen, hilft faktisch,
einen Teil der Staatsschulden abzubauen. Und der Premierminister hat gerade ein
grosses Konjunkturprogramm auf den Weg gebracht.
Wie
haben die Götter des Marktes darauf reagiert?
Die
Antwort ist, dass alles gut ist. Die Inflationserwartungen, die nicht vor
langer Zeit negativ waren, da die Märkte mit einer Fortsetzung der Deflation rechneten, haben sich inzwischen in den positiven Bereich verlagert.
Aber die Kreditaufnahmekosten der öffentlichen Hand haben sich kaum geändert.
Angesichts einer moderaten Inflation bedeutet es, dass Japans finanzpolitische
Aussicht sich tatsächlich deutlich verbessert hat. Es stimmt, dass der Yen deutlich an Wert verloren hat. Aber
das ist an sich eine gute Nachricht, die die japanischen Exporteure jubeln
lässt.
Kurz
gesagt hat Abe in Richtung Orthodoxie eine lange Nase gemacht, mit hervorragenden
Ergebnissen, legt Krugman dar.
Nun warnen Leute, die die
japanische Politik gut kennen, Krugman davor, nicht zu denken, dass Abe ein
guter Kerl sei. Was auch immer Abes Motive sind, er bricht mit schlechter
Orthodoxie, argumentiert Krugman. Und wenn Abe Erfolg hat, dürfte etwas
Bemerkenswertes geschehen: Japan könnte, mit Pionierarbeit in Sachen
Stagnation, dem Rest von uns den Weg aus der Krise zeigen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen