Donnerstag, 17. Januar 2013

TBTF-Problem bleibt ungelöst


Obwohl die TBTF-Problematik nicht gelöst ist, warnen die Big Banks vor einer anmassenden Regulierung. Die Bemühungen um eine wirksame Regulierung des Finanzsystems sind zwar im Lichte der Finanzkrise von 2008 deutlich gestiegen. Aber vor allem die grossen Banken geniessen nach wie vor eine implizite Staatsgarantie.

Die Reformbereitschaft lässt sich in etwa drei Kategorien zusammenfassen, wie Andrew Haldane in einem lesenswerten Artikel („Have we solved too big to fail?“) in voxeu hervorhebt:

(1) Systemic sucharges (Kapitalzuschläge): Es geht um Kapitalzuschläge im Hinblick auf die Grösse und den Vernetzungsgrad der grossen Banken. Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht hat beispielsweise für die sog. systemrelevanten Grossbanken Kapitalzuschläge von 1 bis 2,5% beschlossen. Der höchste Kapitalzuschlag beträgt 2,5%, was Haldane für „zu niedrig“ hält.

(2) Resolution regimes (Abwicklungssystem): Es geht um die Abwicklung von gescheiterten Banken. Anstatt von Bail-out soll von jetzt an Bail-in gross geschrieben werden. Das heisst, dass die privaten Gläubiger die Kosten (bzw. systemische Externalitäten) übernehmen sollen, falls eine Bank fehlschlägt, nicht die unbeteiligten Steuerzahler.

(3) Structural reform: Es geht um eine weitere Möglichkeit, Umfang und Struktur der Banken direkt anzugehen. Die Regulierungsreform läuft in den USA als „Volcker-Regel“, in Grossbritannien als „Vickers Vorschläge“ und in Europa als „Liikanen Pläne“. Im Grunde genommen teilen alle Anregungen ein gemeinsames Ziel: Trennung von Investment und Commercial Banking Aktivitäten. Das heisst, wie in Grossbritannien ausgedrückt wird: ringfencing.

Wenn jede dieser Initiativen notwendig ist, aber keine davon individuell oder kollektiv nicht ausreicht, um die TBTF-Problematik anzugehen, was ist zu tun?

Der Executive Director der Financial Stability Abteilung der Bank of England (BoE) schlägt vor, die Anregeungen zu stärken, indem man z.B. die Kapitalzuschläge erhöht, und zwar im Einklang mit quantitativen Schätzungen in Bezug auf die „optimale“ Eigenkapitalquote“, wie z.B. Anat Admati nahelegt.

Eine weitere radikale Option wäre laut Haldane, die Grösse der Banken zu deckeln, entweder in Bezug auf das Finanzsystem als Ganzes oder im Verhältnis zum BIP. Es gibt aber darauf zwei Arten von Kritik: Wie soll eine entsprechende Deckelung kalibriert werden? Jüngste Forschungen zeigen, dass es einen Schwellenwert gibt, von wo aus das Verhältnis der Kreditvergabe (im Privatsektor) zum BIP eine negative Auswirkung auf die Wirtschaftsleistung entfaltet, insbesondere auf das Produktivitätswachstum.

Eine zweite Kritik betrifft die Frage, ob die Deckelung der Grösse der Banken die Skaleneffekte (economies of scale) untergraben würde. Die Forschungsarbeit muss in diesem Zusammenhang mit Vorsicht genossen werden, da viele Papers die implizite Staatsgarantie im Hinblick auf die TBTF-Problematik nicht berücksichtigen. Die implizite Subvention würde m.a.W. als Grössenvorteile auftauchen, erklärt Haldane. 

Der Geschäftsführer der Finanzmarktaufsicht der britischen Zentralbank verweist darauf, dass die aktuellen Forschungen der BoE zeigen, wenn die implizite Staatsgarantie zu Gunsten von Grossbanken mitberechnet wird, die Evidenz von Grössenvorteilen für die Banken mit einem Vermögen von über 100 Mrd. $ tendenziell verschwindet.

Fazit: Die TBTF-Problematik ist keineswegs gelöst. Weitere analystische Forschungsarbeit würde helfen, Erinnerungen in dieser Hinsicht zu erfrischen und Richtlinien auf dem richtigen Weg zu halten.

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