Mittwoch, 9. Januar 2013

Schlechte Ratschläge von Ökonomen und Spekulationsblasen


Mark Thoma berichtet in seinem Blog von einer Forschungsarbeit („Bad Advice, Herding and Bubbles“), die er auf der Tagung der American Economist Association (AEA) kürzlich präsentiert hat.

Der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor zeigt, wie schlechte Ratschläge von Experten die Wahrscheinlich von schädlichen Spekulationsblasen am Finanzmarkt erhöhen können. Die Überzeugung, dass die Immobilienpreise in absehbarer Zukunft weiter steigen würden, war ein wichtiger Faktor im Hinblick auf die Entstehung der Spekulatonsblase am Immobilienmarkt.

Warum haben aber Menschen daran geglaubt? Warum waren sie überzeugt davon, dass es, wie es bei einer Bubble immer der Fall ist, diesmal anders war? Ein Grund ist laut Thoma die schlechte Beratung durch Akademiker und Experten. Potenziellen Immobilienkäufern wurde erzählt, dass reale Faktoren wie erhöhte Zuwanderung,  Baugesetz und Ressourcenbeschränkungen in einer zunehmend globalisierten Wirtschaft dafür sorgen würden, dass die Immobilienpreise weiter steigen.

Die wenigen Ökonomen (wie z.B. Robert Shiller und Dean Baker), die auf die Preise im Immobilienmarkt, die weit über die historische Entwicklung hinausgehen, hingedeutet hatten, wurden meistens ignoriert, erklärt Thoma. Warum haben aber nur so wenige Ökonomen vor der Blase gewarnt?

Der eine Grund ist, dass die Ökonomen aus der Geschichte zu wenig lernen, zumal die Wirtschaftsgeschichte in den letzten Jahren aus dem Programm für den Studiumabschluss verschwunden ist. Die Ökonomen kennen sich mit der langen Geschichte von Blasen (bubbles) einfach nicht aus. Und schlimmer noch führten die jüngsten Erfahrungen zu Selbstzufriedenheit, anzunehmen, dass einer Blase im Immobilienmarkt wie dem Absturz der Aktienkurse an der Börse ohne viel Mühe entkommen werden kann.

Der zweite Grund ist die mangelnde Tiefe der institutionellen Kenntnisse im Hinblick auf die Märkte. Theoretische Modelle werden aufgrund ihrer mathematischen Komplexität idealisiert. Und die Makro-Modelle erfassen nur einige Eigenschaften der realen Welt wie „nach unten starre Preise und Löhne“.

Die beiden Faktoren (Abkopplung von der Geschichte und von den feineren Details der Märkte) machten es viel wahrscheinlicher, dass Ökonomen bereitwillig bestätigten, dass es diesmal anders sei, dass Daten wie z.B. Bevölkerungswachstum, Einwanderung und Finanzinnovationen den stetigen Anstieg der Immobilienpreise fördern würden.

PS

Die Behauptung, dass eine Vermögensblase erst nach ihrem Platzen erkannt werden kann, ist Unsinn, erklärt Mark Dittli in einem lesenswerten Artikel („Viel Glück, Schweiz!“) in Finanz & Wirtschaft. Dittli legt im Angesicht der evidenten Gefahrensignale des Immobilienbooms in der Schweiz nahe, dass die SNB den antizyklischen Kapitalpuffer (CCB) aktiviert.

Keine Kommentare: