Es
steht mittlerweile fest, dass die Kommentatoren, die die Idee im Hinblick auf
die Prägung von Münzen aus Platin durch das US-Schatzamt von Anfang an als Scherz abgetan haben,
völlig falsch liegen.
Sara Eisen und Tom Keen haben sich beispielsweise im Bloomberg
TV abschätzig darüber geäussert. Josh Barro und Joe Weisenthal hingegen haben die Diskussion mit klugen Beiträgen erkenntnistheoretisch
(„economics of platinum coin“) vorangebracht.
Die
insbesondere in der Blogosphäre lebhaft ausgetragene Debatte wird zumindest aus
intellektueller Sicht in der Tat täglich interessanter. Schliesslich handelt es
sich dabei um einen Zusammenstoss von Weltansichten. Man kann sogar mit Fug und
Recht von Epistemologie sprechen.
Für
viele Leute auf der rechten Seite des politischen Spektrums ist nämlich Wert etwas
Göttliches, wie Paul Krugman in
seinem Blog zum Ausdruck bringt. Das heisst, dass Wert in Bezug auf die ewigen
Normen, hauptsächlich an Gold gemessen werden muss. Krugman erwähnt Menschen,
die behaupten, dass die Aktien heute eigentlich nicht gestiegen, sondern
gesunken sind, weil der Dow Jones in den vergangenen Generationen mit dem
Goldpreis nicht hat Schritt halten können.
Da das Wertgesetz im Grunde genommen
göttlich ist, nicht menschlich, ist menschliche Einmischung in den Prozess
nicht nur dumm, sondern auch unmoralisch, beschreibt Krugman. Das Drucken
von Geld, was nicht an Gold
gekoppelt ist, ist daher eine Art Diebstahl, ganz zu schweigen von Blasphemie.
Die
Wirtschaft ist aber ein soziales System, erstellt von Menschen für Menschen. Geld
ist eine soziale Findigkeit und eine Bequemlichkeit, die dieses soziale System
besser funktionieren lässt, erläutert Krugman weiter. Und es sollte sowohl in
Bezug auf die Menge als auch auf die Merkmale angepasst werden können, wenn und
wann es überzeugende Beweise dafür gibt, dass man damit zu besseren Ergebnissen
kommt.
Die
Money Morality-Leute versuchen aber uns
weiszumachen, dass monetäre Blasphemie zu katastrophalen Ergebnissen in der
Praxis führen werde, legt Krugman dar. Aber sie liegen mit ihren fehlgeleiteten
Prognosen seit dem Ausbruch der Krise falsch, wie die aktuellen Ereignisse
nachweisen. Vor diesem Hintergrund ist daran zu erinnern, dass Keynes den Goldstandard als „barbarisches Relikt“ bezeichnet hatte, was auch für
die heutige Diskussion perfekt gilt.
Die
Money Morality-Leute legen jedoch im
Hinblick auf die Geld- und Fiskalpolitik eine Vor-Aufklärung-Haltung an den Tag.
Warum auch nicht, da sie die Aufklärung ohnehin verabscheuen, wie Krugman als
Fazit zusammenfasst.
In
diesem Kontext ist auch der heute veröffentlichte, ausgezeichnete Artikel („The New Mercantilist Challenge“) von Dani Rodrik in Project Syndicate erwähnenswert.
Der an
der Harvard University, Kennedy
School of Government lehrende Wirtschaftsprofessor betont, dass Adam Smith in seiner berühmten
Abhandlung („Der Wohlstand der Nationen“)
aus dem Jahr 1776 unterstreicht,
dass man das Geld mit Wohlstand nicht verwechseln solle. Der Wohlstand eines
Landes besteht nicht allein aus seinem Gold und Silber, sondern aus seinen
Ländereien, Häusern und Verbrauchsgütern unterschiedlichster Art.
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