Die
Europäische Kommission hat neulich einen rund 500 Seiten umfassenden Bericht (“Employment and Social
Developments in Europe 2012”) vorgelegt.
Jonathan Portes hat sich in seinem Blog Zeit genommen und mit dem Bericht analytisch auseinandergesetzt.
Hier sind die sechs Lehren, die der Direktor der National Institute of Economic and Social Resarch (NIESR), des ältesten unabhängigen
Wirtschaftsforschungsinstituts Grossbritanniens zieht.
(1) Die
wirtschaftliche Schwäche in Europa und der Anstieg der Arbeitslosigkeit sind
vorwiegend auf die mangelhafte Nachfrage zurückzuführen, was wieder das
Ergebnis der verfehlten europäischen Wirtschaftspolitik ist, insbesondere der
aggressiven Haushaltskonsolidierung.
(2) Obwohl die Finanzmärkte sich mögen stabilisiert haben, wer weiss wie lange, gibt
es in der Realwirtschaft kaum Verbesserungen. Die Dinge verschlechtern sich in
den von der Krise betroffenen Ländern.
(3) Länder, die als grosszügige Wohlfahrtsstaaten mit flexiblen Arbeitsmärkten
gelten, sind besser daran.
(4) Daraus folgt, dass auf dem Arbeitsmarkt in vielen Ländern Strukturreformen
erforderlich sind. Aber die Reformen müssen auf Beweise beruhen. Segmentierte
Märkte stellen ein Problem dar und führen zu Jugendarbeitslosigkeit. Und
besonders in der Rezession erweisen sich Mindestlöhne als vorteilhaft.
Langzeitarbeitslosigkeit
im Verhältnis zur aktiven Bevölkerungszahl (2008-2011), Graph: European Commission in: "Employment and Social Developments in Europe 2012"
(5) Die „automatischen Stabilisatoren“, wo sie zugelassen wurden, haben sowohl in
makroökonomischer als auch sozialer Hinsicht gut funktioniert, wo sie hingegen
überschrieben wurden, um einen kontraproduktiven Austeritätskurs zu verfolgen,
haben sich die Dinge verschlimmert.
(6) Lettland und Irland (und sogar Estland)
mögen von einigen in der EU-Kommission und vielleicht von den Finanzmärkten wie
eine „Erfolgsgeschichte“ betrachtet werden. Aber die Realität in Bezug auf die
Arbeitsplätze und Einkommen erzählt eine etwas andere Geschichte.
Schade, dass die
Fiskalpolitiker ihre Hausaufgaben nicht gemacht und die Lehren über die
Austerität, Sozialversicherung, automatische Stabilisatoren und so weiter nicht
gelernt haben, bevor sie schädliche und unwirksame Massnahmen ergriffen,
bemerkt Mark Thoma in seinem Blog dazu ergänzend.
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