(Nur für Streber)
Zur
Zeit findet zwischen Steve Randy Waldman und Paul Krugman eine interessante, aber ziemlich komplexe Debatte in der
amerikanischen Blogosphäre statt, wie Izabella Kaminska in FTAlphaville ausführlich schildert.
Es dreht sich alles um die Frage, ob die Notenbankgeldmenge und kurzfristige
Staatspapiere im Sog der Krise völlig übereinstimmen und was es für die
Geldpolitik der Fed bedeutet.
Waldman vertritt die Ansicht, dass
Bargeld und kurzfristige Schuldtitel beinahe perfekte Subsitute darstellen, da
die Fed die Überschussreserven der Banken weiterhin verzinsen will, und zwar
nahe am Leitzins (federal funds rate).
Waldman
begründet seine These so, dass die Zentralbanken sich heute von einem reinen
auf die Quantität fokussierten System zu einem „floor system“ wegbewegt hätten, wie er es selbst bezeichnet. Es sei
falsch, die Null Grenze (zero lower bound)
als eine vorübergehende Phase zu betrachten. Seiner Meinung nach haben wir uns
nun in eine schöne neue Welt begeben, wo es keine Opportunitätskosten im
Hinblick auf das Halten von „base money“
versus kurzfristige Schuldtitel gibt. Die beiden seien nahezu perfekte
Substitute. Und es sei unwahrscheinlich, dass wir in den alten Rahmen wieder
zurückkehren.
Krugman hingegen ist der
Auffassung, dass man kurzfristige Schuldtitel mit Notenbankgeldmenge (monetary base) nicht gleichsetzen könne,
weil die Notenbankgeldmenge i.d.R. im Wesentlichen aus Noten im Umlauf besteht.
Der
an der University of Princeton
lehrende Wirtschaftsprofessor verweist darauf, dass die Gewichtung der
Giroguthaben der Banken bei der Fed nur aufgrund der anhaltenden Finanzkrise
angestiegen ist, zumal Cash immer Null Zinsen abwirft, wie die Überschussreserven, die in normalen Zeiten nicht verzinst werden.
Überschussreserven
der Geschäftsbanken bei der Fed: 1‘458 Mrd. $ per Jan 11,
2013, Graph: FRED Fed St. Louis
Krugman
sieht natürlich ein, dass es im heutigen Marktumfeld kaum einen Unterschied
gibt. Aber wenn die Zentralbank beginnt, die Zinsen wieder anzuheben, werden
die Dinge völlig anders aussehen. Die kurzfristigen Schuldtitel werden wieder
Zinsen abwerfen, während die Notenbankgeldmenge nicht.
Krugman wirft grundsätzlich zwei Fragen auf, um dann die Antworten zu
liefern:
(1) Verändert
die Verzinsung
der Überschussreserven der Banken (IOER) bei der Notenbank die Grundlagen der Geldpolitik
und ihre Beziehung zum Haushalt?
(2) Verändert die
Verzinsung der Überschussreserven (IOER) der Banken bei der Notenbank die Tatsache,
dass die Notenbank eine grosse Macht über die gesamtwirtschaftliche Nachfrage
verfügt, es sei denn, die nominalen Zinsen liegen auf der Null Grenze (zero lower bound)? Eine Zusatzfrage, die damit
zusammenhängt: Verändert die Verzinsung der Überschussreserven (IOER) der Banken bei der Notenbank die Tatsache,
dass es einen wichtigen Unterschied zwischen der Finanzierung des
Haushaltsdefizits mit Schuldenaufnahme (Ausgabe von Anleihen) und mit Geld (money printing) gibt, wenn die
Wirtschaft nicht in einer Liquiditätsfalle steckt?
Verzinsung
der Überschussreserven der Geschäftsbanken bei der Fed: 0,25%, Graph: FRED Fed St. Louis
Krugmans Antwort auf
die beiden Fragen lautet „nein“. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises erklärt
weiter, dass die Fed-Politik in Zukunft die Verzinsung der Überschussreserven
der Banken ändern kann, aber nicht die Offenmarktgeschäfte. Die operative
Darstellung der Fed-Politik mag sich also verändern, wenn die Wirtschaft sich
wieder erholt. Aber es ändert sich an der Realität nichts, dass die Fed über
die Macht verfügt, Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu nehmen.
Und es wird auch in Zukunft einen grossen Unterschied dazwischen geben, ob das
Haushaltsdefizit mit Schuldenaufnahme (d.h. Bonds) oder mit Geld (money printing) finanziert wird,solange
man mit diesen Begriffen vorsichtig umgeht.
Die Finanzierung eines
Haushaltsdefizits durch die Kreditaufnahme von der Fed, was wiederum einen Anstieg
der Überschussreserven induziert, und damit inflationäre Auswirkungen durch die
Erhöhung der Zinsen sterilisiert, mag für Leichtgläubige wie eine
Defizitfinanzierung durchs Gelddrucken aussehen. Aber es ist in der Tat eine
Finanzierung durch Kreditaufnahme, hebt Krugman mit Nachdruck hervor.
Auf der anderen Seite:
Wenn die Regierung von der Fed Kredit aufnimmt und die Fed die Verzinsung von
Überschussreserven (IOER) nicht erhöht, heisst es im Grunde genommen,
dass die Regierung Geld druckt, um die Finanzierungslücke zu schliessen, was ja
eine Erweiterung des Geldes im Umlauf bedeuten würde. Und das wäre natürlich
inflationär, es sei denn, die Wirtschaft steckt in einer Liquiditätsfalle.
Die IOER verändert also die Grundkenntnisse der Makroökonomie nicht. Es gibt jedoch
neue Details in Bezug auf die operativen Funktionen der Geldpolitik im Hinblick
auf den Geldmultiplikator, was jedoch im Verlauf der Finanzkrise offensichtlich
geworden ist, sodass Ökonomen die Aggregate der Geldmenge nicht mehr als Mass
für die Politik wie vor Jahren betrachten. Es geht heute um Ziel-Zinssätze.
Fazit: Was Krugman dabei nicht gefällt, ist, zu sagen,
dass Gelddrucken (cash) und
kurzfristige Schuldtitel das gleiche sind, was darauf hinausläuft, dass die
wirklichen Unterschiede zwischen Geld- und Fiskalpolitik sonst verschwinden.
Die Debatte hat im Grunde genommen
mit Liquiditätspräferenzen zu tun. Die IOER ist wahrscheinlich der
ausschlaggebende Faktor, warum die Zinssätze für private Einlagen nicht negativ
werden. Auf diese Weise wird auch die Gefahr von „breaking the buck“ (Definition) am Geldmarkt unterbunden.
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