Dienstag, 29. Januar 2013

Europa und Nachfrageschwäche


Der Social Europe Report („Towards a European Growth Strategy“), February 2013 befasst sich mit der Frage, wie die europäische Wirtschaft wieder wachsen kann. Im soeben erschienenen eBook gibt es zahlreiche lesenswerte Beiträge zum Thema „European Growth Project“.

Paul De Grauwe erklärt in einem lesenswerten Interview (“Toward A European Growth Agenda”), dass Europas Probleme mit Strukturreformen nicht bekämpft werden können. Wichtig sei, die Wirtschaft zu stabilisieren: „Wir beobachten den Zusammenbruch der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage in einer Reihe von Ländern, was alle betrifft und auch auf Deutschland negativ auswirkt“.

Der an der London School of Economics lehrende Wirtschaftsprofessor kann es nicht fassen, warum die deutsche Bundesregierung noch warte, die Ausgaben zu erhöhen, wo das Geld gratis sei. Die Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit beträgt rund 1,5%. „Es ist unglaublich, dass es eine Regierung gibt, die das Geld kostenlos bekommt, aber immer noch aus Angst traumatisiert wirkt“, argumentiert De Grauwe.

Auf kurze Sicht müssen Investitionen angekurbelt werden. Die Europäische Investitionsbank (EIB) könnte z.B. mit Projekten dafür sorgen, legt er nahe. Die Strukturreformen hingegen hätten eine versteckte Tagesordnung, das Sozialsystem zu zerstören.


Bestandteile der Wirtschaftsleistung (BIP), Graph: Carmen de Paz Nieves in: “Defining a strategy for growth in Spain

Robert Skidelsky hält vom “fiscal compact” der EU gar nichts, wie er in einem weiteren lesenswerten Interview ( “European Fiscal Policy and Growth”) zum Ausdruck bringt. Der Staat muss heute dazu beitragen, dass Investitionen angeregt werden, hebt der emeritierte Professor für politische Ökonomie an der Warwick University.

Ja, es gebe sehr notwendige Strukturreformen, und zwar, um den Finanzsektor zu regulieren und die Bedeutung des Finanzsektors herunterzuspielen. Der Finanzsektor wurde nämlich das Pferd, das die Wirtschaft antreibt und überwiege damit, argumentiert der britische Wirtschaftshistoriker und Mitglied des British House of Lords.


„Capitals" und Interaktionen, Graph: Carmen de Paz Nieves in: “Defining a strategy for growth in Spain

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