Freitag, 4. Januar 2013

Staatsverschuldung und sichere Finanzanlagen


Die Finanzkrise von 2008 wurde durch einen Bank Run auf dem Interbankengeldmarkt, wo die Banken und Finanzunternehmen sich kurzfristig finanzieren, ausgelöst.

Die wichtigsten Instrumente auf dem Wholesale Money Market sind Repo und ABCP (asset backed commercial paper), die gestützt auf Sicherheiten (collateral) gehandelt werden. Die Sicherheiten bestehen öfters aus ABS (asset backed securities).

Die ABS wiederum werden von Finanzintermediären vermarktet, die sich auf die Verbriefung, d.h. Umwandlung von nicht-handelbaren Finanzinstrumenten konzentrieren. Es handelt sich dabei um Portfolios aus Krediten, die via Verbriefung (securitization) als Wertpapiere in Form von ABS verkauft werden.

Die Qualität von Bankschuldverschreibungen hängt von der Zahlungsfähigkeit der Bank ab. Entfacht plötzlich Misstrauen im Hinblick auf die Sicherheiten, die hinter den Schuldverschreibungen stecken, kommt der Handel auf dem Interbankengeldmarkt zum Erliegen. Die Repo-Geschäfte werden z.B. nicht mehr erneuert. Es findet kein roll-over statt. Stattdessen wird nur noch nach Geld (cash) verlangt. Können die Forderungen nicht eingelöst werden, entsteht Panik.

Der Zweck der Staatsverschuldung ist heute nicht, die Staatsausgaben zu finanzieren, sondern sichere Anlagen (safe assets) zu bieten, bemerkt Frances Coppola (h/t to FTAlphaville) in ihrem Blog gestützt auf eine aktuelle Forschungsarbeit („Global safe assets“) von BIS (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich).

Die BIS legt nahe, dass die Regierungen mit der Sicherstellung der Versorgung von global sicheren Anlagen, v.a. aber in den USA, derzeit wie die Sparkassen der Welt wirken. Die Regierungen nehmen Kredit auf und deponieren die Schuldtitel bei den Zentralbanken.

Es gibt jedoch einen sehr wichtigen Punkt im zitierten BIS-Paper. Die Bank für den Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hält fest, dass die Idee, dass die Monetisierung der Staatsverschuldung unweigerlich zu einer Hyperinflation führen muss, untauglich ist.

Auch the Economist aus London befasst sich mit dem Thema „Staatsverschuldung“. Warum wollen private Investoren heute mehr Staatsanleihen kaufen? Antwort: Mangel an sicheren Anlagen (im Interbankengeldmarkt).

Ausstieg aus Bankschuldverschreibungen bedeutet Schuldenabbau (deleveraging), und zwar massiv. Die betroffenen Finanzunternehmen verkaufen Vermögenswerte, um zu Bargeld zu kommen. Da Bankschuldverschreibungen nur dann als Geld gelten, wenn sie liquid sind und zu pari (d.h. zu 100%) gehandelt werden, darf es kein Misstrauen gegenüber Kontrahenten (counterparty) bestehen. Die privat geschaffenen Sicherheiten sind also anfällig für Informationen, die mit Sicherheiten zusammenhängen.

Ein kleiner Schock kann dafür sorgen, dass Marktteilnehmer denken, dass die anderen Marktteilnehmer über mehr (oder geheime) Informationen verfügen, was die Anfälligkeit von Bankschuldverschreibungen verstärkt und zu massenhaften Verkäufen von Schuldtiteln führt.

Fazit: Nur der Staat kann völlig risikolose Sicherheiten (collateral) bereitstellen. Im Sog der Krise geben Regierungen erhöht Staatspapiere aus, nicht um Ausgaben zu finanzieren, sondern den enormen Bedarf nach sicheren Finanzanlagen zu decken.

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